Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
Vom Netzwerk:
dir - wenn du nicht zu mir kommst. Schließ dich uns an, jetzt sofort!«
    Elena schenkte den Worten keine Beachtung, sondern rannte weiter und versuchte, nicht zuzuhören. Doch es gelang ihr nicht, und die Worte bohrten sich ihr ins Gehirn.
    »Komm und hör, wie laut du schreien wirst, wenn du dich widersetzt. Danke, dass du mir ein so hervorragendes Werkzeug an die Hand gegeben hast, mit dem ich arbeiten kann.«
    Elenas Füße strauchelten auf der Flucht zum Waldrand. Was meinte die Verkörperung des Bösen damit? Sie blieb stehen, dem Geschöpf halb zugewandt.
    Er’ril versuchte, sie zum Weiterlaufen zu drängen, doch sie wehrte seinen Griff ab. Anscheinend hörte der Schwertkämpfer die Worte des Ungeheuers nicht.
    Die Mul’gothra drehte sich zur Seite, wobei ihre vielen Füße den Schlamm aufwühlten. Ihr neues Ziel war klar, denn einer der Gefährten lag immer noch auf der Lichtung wie zurückgelassener Abfall: Kral. Der Mann aus den Bergen lag mit dem Gesicht nach unten auf den nassen Blättern. Nicht einmal der Regen hatte ihn aufgeweckt und vor dem hoch aufragenden Ungeheuer gewarnt.
    Die Mul’gothra kroch in seine Richtung. Ihre graue Zunge näherte sich schlängelnd dem besinnungslosen Mann.
    Elena drehte den Kopf weg, um nicht hinsehen zu müssen, und ihr Blick fiel stattdessen unversehens auf die gekrümmte Gestalt Onkel Bols. Sein Gesicht war zum Himmel gewandt, Regen fiel ihm in die offenen Augen.
    Ihr Herz erstarrte. Ihrer ganzen Familie beraubt - so als ob ihr das Fleisch von den Knochen gerissen worden wäre -, war von der kleinen Elena nichts anderes mehr übrig geblieben als ein verhärteter, brüchiger Kern. So viele waren gestorben - und das in ihrem Namen!
    Sie zwang sich, den Blick wieder zu Kral zu wenden, und tat einen Schritt auf das Ungeheuer zu. Sie konnte es nicht ertragen, dass noch weitere Opfer dargebracht wurden. Sie wollte keinen Widerstand mehr leisten. Bitte, lass die Schrecken enden! Bitte, nicht noch mehr!, schluchzte ihr Herz.
    Bevor sie einen zweiten Schritt tun konnte, flitzte ein dunkler Streifen an ihren Knien vorbei und rannte weiter. Der Wolf preschte vor, stellte sich zwischen Kral und die Mul’gothra und heulte das Ungeheuer an - ein Heulen, das durch Donner und Regen schnitt. Die Schnelligkeit, mit der der Wolf erschienen war, verwirrte das geflügelte Schreckenswesen offenbar, denn es schlingerte von dem knurrenden Tier zurück. Die Stiele wogten heftig. Dann schnalzte die Zunge hervor und schlug den Wolf zur Seite. Die Wucht des Schlags schleuderte ihn durch den Regen, bis er gegen den Stamm einer Eiche prallte. Elena sah, wie er sich bemühte, den Kopf zu heben, und sich mit den Beinen in die aufgehäuften toten Blätter stemmte. Dann brach er zusammen - ob bewusstlos oder tot, wusste Elena nicht. Die rosafarbene Zunge hing zwischen den schlaffen Lefzen hervor.
    Die Mul’gothra stelzte wieder in Krals Richtung.
    Nein! Elena taumelte weiter.
    »Elena! Halt! Du kannst ihm nicht helfen!« Er’ril versuchte, sie zu packen, doch sein vergiftetes Blut hemmte seine Bewegungen immer noch. Sie entschlüpfte seinem Griff. »Halt!«
    Sie überhörte den Ruf des Schwertkämpfers. Das Ungeheuer würde mit Kral und allen ihren Freunden kurzen Prozess machen. Und so rannte sie weiter. Es blieb nur eine Möglichkeit, ihren Freunden die Qualen der zermalmenden Zähne zu ersparen: Sie musste dem Herrn der Dunklen Mächte geben, was er wollte. Mit ihrem eigenen Opfer wollte sie die anderen retten.
    Keiner sollte mehr in ihrem Namen sterben.
    Ihr Blick war tränenverhangen, doch mit einem Satz war sie neben dem Mann aus den Bergen, genau in dem Augenblick, als die Zungenspitze der Mul’gothra ihm über den Kopf fuhr. Schlitternd blieb Elena im Schlamm stehen und stieß die Tentakel mit Fußtritten zur Seite. Sie stand in einer Pfütze aus Regenwasser, und das Ungeheuer ragte hoch über ihr auf. Sie hob die Arme und warf den Kopf zurück. Regen peitschte ihr ins Gesicht und lief ihr kalt durchs Haar. »Schluss damit!« rief sie mit erstickter Stimme. »Ich bin dein.«
    Als sich das Ungeheuer über sie beugte, blickte sie in seinen gerunzelten Mund. Bei dem Gestank, der ihm entströmte, krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie kämpfte die bittere Galle nieder, die in ihr hochstieg. Tief im Innern des Schlunds war ein Nest von weiteren Zungen zu sehen, die sich schlängelten und um sich schlugen. Doch die Zunge, die sprach, war eine andere. »Kluges Kind. Es hat keinen Sinn, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher