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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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dem Mädchen weg, da er wusste, dass der Elv’e genug Last mit der Nyphai trug. Meriks Blicke richteten sich auf das Mädchen, das sich jetzt aus eigener Kraft bewegte. Er nickte Er’ril zu und humpelte mit Ni’lahn in den Schutz dicker Baumstämme und verflochtener Äste. Er’ril und Elena suchten ebenfalls den Schutz des Waldes.
    Inzwischen hatte das Ungeheuer, hoch wie zwei und länger als vier Männer, vollends diese Welt betreten. Sein Körper ähnelte einer großen Schnecke; graue Haut glänzte von Schleim bedeckt, der in der kalten Nacht heiß dampfte. Schwarze und rote Streifen, wie Rillen im Fleisch, bedeckten die Seiten. Der bauchige Rumpf war versehen mit Saugnäpfen, dicht an dicht und größer als angeschwollene Kürbisse.
    Plötzlich bebte der Körper und zuckte in einem heftigen Krampf. Elena schrie laut auf.
    Aus den Saugnäpfen des Torsos brachen zehn Beine hervor, gegliedert mit beweglichen Gelenken und mit einem Schuppenpanzer überzogen wie die Beine eines riesenhaften Insekts. Diese Beine hoben den Koloss aus dem Schlamm. Nur die Zunge schleifte noch am Boden, sich windend und drehend wie eine Schlange.
    Plötzlich ergriff das Wissen um die Natur dieses Ungeheuers Er’rils Herz. Er hatte ein solches Geschöpf noch nie gesehen, aber vor langer Zeit hatte er eine Beschreibung davon gehört. Obwohl inzwischen eine Ewigkeit vergangen war, hatte er es nicht vergessen. Hier stand ein Geschöpf aus dem vulkanischen Gebiet von Gul’gotha. In den brennenden Schwefelgruben ihrer Heimat gruben sich diese Geschöpfe in den Boden, um ihre Eier zwischen Gift und Feuer zu legen.
    Er’rils Geist wehrte sich gegen diese Erkenntnis. Er betete, dass er sich täuschte. Doch was als Nächstes geschah, bestätigte seine Befürchtung. Der Rücken des Ungeheuers bäumte sich auf, und es zuckte erneut krampfhaft. Die Haut an den Seiten platzte auf, und nasse Flügel schüttelten sich frei. Knochen und Gewebe breiteten sich von einer Seite der Lichtung zur anderen aus.
    Er’ril drängte Elena rasch weiter.
    Jetzt konnte er den Namen dieses Ungeheuers nicht mehr leugnen. Selbst die Struktur der Flügel war ähnlich wie die seiner kleineren Abkömmlinge.
    »Eine Mul’gothra«, murmelte er schwach, während er das Mädchen weiterschob.
    Es war eine gebärende Königin der Skal’ten.
     

 
     
    39
     
    Elena rannte mit Er’ril in den Schutz des Waldes, während der Schmerz über Onkel Bols Tod noch immer ihr Herz umklammerte. Sie hielt den Blick weit von seinem Leichnam entfernt, da sie wusste, sie durfte sich der lähmenden Trauer nicht hingeben - wenn schon nicht um ihrer selbst willen, dann zumindest um des Schwertkämpfers willen, der sie nicht im Stich ließe, sondern eher an ihrer Seite stürbe.
    Während sie rannte, prasselte ein heftiger Regen vom feindseligen Himmel herab. Blitze zuckten zwischen den Wolken, während Donnerschläge von den Gipfeln der Zahnberge herunterkrachten.
    Elenas Blicke schossen immer wieder nach hinten, in der Erwartung, das Ungeheuer bereits an ihren Fersen zu entdecken. Mul’gothra. Obwohl der Schwertkämpfer das Wort nur gemurmelt hatte, war es in ihrem Gedächtnis haften geblieben. Irgendwie passte es zu dem Geschöpf.
    Von der anderen Seite der Lichtung stelzte das Ungeheuer auf sie zu, ein wenig schwach auf den Beinen, wie ein frisch geschlüpftes Küken. Es schüttelte die Flügel, ganz Knochen und Leder. Kalter Regen lief ihm in dampfenden Rinnsalen über die heiße Haut.
    Es spürte ihren Blick. Seine Stiele neigten sich in ihre Richtung, und ein dumpfer Schrei des Erkennens zischte aus seinem Mund. Worte drangen durch das Zischen wie ein leises Kratzen aus dem Grab. »Es hat keinen Sinn wegzulaufen, Kind.« Die Worte entströmten der Tiefe eines dunklen Schlundes.
    Elena wusste, dass es nicht die Mul’gothra war, die sprach, ja nicht einmal ein Geschöpf in seinem Bauch. Was da sprach, kauerte in einem Netz weit entfernt von dieser regenüberfluteten Lichtung: etwas viel Schlimmeres als dieses knarrende Horrorgebilde, das auf sie zukroch, etwas aus verfluchten Gefilden und sonnenlosen Gruben.
    Tief in ihrem Innern wusste sie, wer da sprach.
    Es war das Schwarze Herz, der Herr der Dunklen Mächte, der Große Gul’gotha.
    Seine üblen Worte entströmten erneut der Kehle der Mul’gothra. »Die Welt wird schreien, wenn du dich nicht unterwirfst. Ich werde alles zerstören, was dir lieb und teuer ist. Dein Name wird als Fluch in allen Ohren klingen. Das verspreche ich
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