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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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zurückgeflohen war. Er hatte seine Hülle zurückgelassen.
    Die Mul’gothra kämpfte noch immer gegen den Tod an, während die Magik in Elena sang. Ihre Macht wollte mehr. Mehr!
    Ein Teil von ihr erkannte das ertrinkende Geschöpf als ein bloßes Werkzeug des Herrn der Dunklen Mächte, wusste, dass sein Tod nicht bedeutend genug war, um ihr solche Freude zu bereiten, aber ein anderer Teil von ihr sang vor Magik, die in blauen Funken auf der Oberfläche des Wassers schwamm.
    Die Macht wartete immer noch darauf, benutzt zu werden; sie schrie ihr dieses Verlangen ins Ohr.
    Elena folgte dem Ruf.
    Sie betrachtete das Ungeheuer und ballte die Faust noch fester. Vor ihr gefror die riesige Blase aus Regenwasser zu Eis, schloss das Ungeheuer in seinem frostigen Herzen ein wie eine in Bernstein gefangene Fliege. Blaues Feuer glitt über die Oberfläche des hoch aufragenden Eiskristalls, eine Spur der Macht.
    Die Macht sang so süß. Sie flehte. Mehr! Ihr Lied erregte Elenas Blut.
    Wie konnte sie sich diesem Flehen verweigern? Eher hätte sie ihr eigenes Herz verleugnet.
    Sie spannte die Muskeln des Unterarms, bis sie hervortraten. Ihre Faust war jetzt so fest zusammengedrückt, dass sich die Nägel in den Handballen bohrten. Sie spürte keinen Schmerz und drückte noch fester.
    Ihr Lächeln wurde ekstatisch.
    Die Wand aus Eis barst. So wie es mit Er’rils Schwert in der Höhle geschehen war, zerbrach das gefrorene Ungeheuer in seinem Innern in tausend Stücke. Eis und Ungeheuer stoben von ihr weg, wurden weggeblasen, ohne mit ihr in Berührung zu kommen. Der Wald hinter dem Ungeheuer kam nicht so glimpflich davon. Bäume wurden entwurzelt und meilenweit in den Wald geschleudert. Ein Geröllhaufen aus Eisbrocken und Teilen der Mul’gothra breitete sich fächerartig um sie herum aus.
    Beim Anblick dieser so weit greifenden Zerstörung öffnete sich Elenas Faust. Sie fiel auf die Knie, dann auf die Hände. Was hatte sie getan? Vor ihrem geistigen Auge erschien das Bild der zappelnden, japsenden Mul’gothra; sie redete sich ein, dass das Geschöpf gefährlich war und getötet werden musste. Doch sie wusste auch, wie sie sich gefühlt hatte, als sie es gepeinigt hatte - voller Freude über sein Sterben, innerlich jubelnd über seinen Tod.
    Als sie ihre Hand betrachtete, die sich so weiß gegen die schwarze Erde abhob, sehnte sich ein Teil von ihr verzweifelt nach dem Licht der Morgendämmerung - nicht wegen der Wärme, sondern ausschließlich wegen der Fähigkeit der Sonne, ihre Macht erneut zu entzünden.
    Hier erkannte sie die Hexe in sich, die nach ihr rief. Diese Regung konnte sie nicht als die Stimme ihrer Magik abtun. Nein. Es war ihr Herz, das der Macht wegen sang.
    Doch was war mit der jungen Frau, die nicht verhindern konnte, dass ihr beim Tod eines Lebewesens Tränen über die Wangen rannen? Eines missbrauchten Werkzeugs, das so kaltherzig von ihrer Hand getötet worden war? Auch das war sie.
    Wer war sie?
    Was war aus ihr geworden?
    Stiefel erschienen im Schlamm vor ihren Augen. Er’ril kniete neben ihr nieder und hob ihr Kinn. Seine Berührung fühlte sich warm an auf der Haut. Die Magik hatte sie so kalt gemacht.
    Er zog sie an seine Brust und sagte kein einziges Wort.
    Es gab keine Worte, um ihr Herz zu heilen.
     

 
     
    40
     
    Elena zog sich den Kapuzenmantel aus Rehleder fester um die Schultern und versuchte zu verhindern, dass die eisige Luft die wärmende Umhüllung durchdrang. Der erste klare Morgen seit ihrer Ankunft vor drei Monaten zog sie hinaus aus den heimatlichen Höhlen von Krals Sippe. Schneebedeckte Gipfel, von der Morgendämmerung in sanftes Rosa getaucht, griffen nach dem blauen Himmel. Der Anblick raubte ihr den Atem, der ihr in weißen Streifen vor dem Mund schwebte, während die Kälte ihr in die Nase biss. Sie vergrub das Kinn im Pelzkragen des Mantels.
    Ein so klarer Morgen erweckte in ihr die Frage, ob alles, was geschehen war, in Wirklichkeit doch nur ein schlechter Traum gewesen war. Hier war ihr Aufwachen begleitet vom Kichern fröhlicher Kinder und vom Klappern der Töpfe in der Küche, wo Frauen das morgendliche Mahl zubereiteten, das aus Hafergrütze und Rosinen bestand. Zimt aromatisierte die Luft. Löffel klapperten auf dem Geschirr. Stimmen wurden laut und riefen Grußworte, keine Warnungen.
    Doch Elena brauchte nur ein paar Schritte zu gehen, um daran erinnert zu werden, dass diese friedliche Welt eine Illusion war. In einer Seitenhöhle lag Er’ril auf einem Bett,
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