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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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Tol’chuk wollte das Begehren eines leuchtenden Steins befriedigen.
    Doch es gab einen gemeinsamen, unausgesprochenen Grund im Herzen aller - sie waren nun durch Blutbande verbunden.
    Elena erlaubte der Sonne, dieses Wissen von ihr wegzuschmelzen, während sie ihren Weg zum Pass der Geister fortsetzte. Obwohl ihr die Kälte in der Brust brannte, wusste sie, dass sie diese Wanderung unternehmen musste - für all jene, die in ihren Namen gestorben waren, um ihnen zu zeigen, wer sie geworden war.
     
    Sie würde es für ihre Mutter und ihren Vater tun, für ihre Tante und ihren Onkel sowie für ihren Bruder, der in den Straßen von Winterberg verschwunden war.
    Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge, bevor sie gefrieren konnte, und stieg den steilen Pfad weiter hinauf; in Gedanken fragte sie sich, was wohl aus ihrem Bruder Joach geworden war.
    »Komm her, Junge«, brummte Greschym über die Schulter, während er den Schrank schwungvoll öffnete und das weiße Gewand vom Haken nahm.
    Der Bruder der Hexe stolperte auf ihn zu. Joachs Augen blinzelten nicht, und Speichel schäumte in seinem Mundwinkel. Er sah Greschym in Erwartung seines Befehls an, doch aus seinen Pupillen leuchtete kein Bewusstsein. Der Bann der Einflussnahme hielt den Jungen noch immer fest im Griff.
    Greschym betrachtete missmutig das eingesunkene Gesicht und die jämmerliche Gestalt des Jungen. Er vergaß immer wieder, ihn ans Essen zu erinnern. Jetzt runzelte er die Stirn: Er würde es nicht zulassen, dass er starb, denn er mochte sich noch immer als nützlich erweisen.
    Greschym streifte sich das weiße Gewand über den Kopf und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Er warf sich eine blaue Schärpe über die Schulter als Zeichen dafür, dass er einem Schweigegelübde unterlag und auf seinem Weg zur Kammer des Prätors nicht gestört werden wollte. Er zupfte das Gewand ein letztes Mal zurecht, prüfte den Sitz des Kleidungsstücks in einem Spiegel und senkte den Kopf, um das Gesicht noch besser im Schatten der Kapuze zu verbergen.
    Zufrieden wandte er sich der Tür seiner Schlafzelle zu. »Folge mir!« befahl er dem Jungen und stieß die Tür auf.
    Joach schlurfte zwei Schritte hinter ihm in den Flur hinaus.
    Der Gang war leer; trotzdem war Greschym sorgsam bemüht, das Gesicht versteckt zu halten. Zu viele Augen lauerten in diesen Gängen. Das unbedeckte Gesicht des Jungen zog keine forschenden Blicke auf sich. Er wirkte wie irgendein Diener; allenfalls die schlafferen Züge hätten auffallen können. Ein Griesgram, nähme jedermann an und sähe höflich davon ab, den Jungen anzusprechen.
    Greschym schritt auf einem Weg dahin, der ihm wohl bekannt war. Er brauchte den Kopf nicht zu heben, um sich zu orientieren. Er stieg die Treppe in der Nähe der Küche hinauf und folgte einem staubigen Gang in den anderen Flügel. Nach mehrerem Abbiegen durch die verschiedenen gewundenen Gänge betrat er den ältesten Teil des Gebäudes. Nun erschwerten bröckelndes Gestein und brüchiger Mörtel das Vorwärtskommen und hüllten sie in den alten Staub des Verfalls. Als sie die Treppe zum Westtor erreichten - nach seinem einsamen Bewohner Speer des Prätors genannt -, blieb Greschym stehen, um sich den Staub von der Nase zu wischen.
    Beim Anhalten trat ihm der Junge in die Fersen. Rotz tropfte ihm aus der Nase.
    »Bleib, wo du bist!« befahl Greschym ihm. Nachdem er zufrieden feststellte, dass der Junge gehorchte, mühte sich Greschym allein die endlosen Stufen der Treppe hinauf, die sich an der Innenseite des Turms nach oben wanden.
    Unterwegs kam er an zwei Wächtern vorbei. Sie waren von ihrem Herrn auf sein Kommen vorbereitet worden. Greschym winkte zum Zeichen des Erkennens nicht einmal mit der Hand, als er an ihnen vorbeitrottete und die totengleiche Ausdruckslosigkeit in ihren Augen sah. Beide Wächter standen unter einem Bann, ähnlich dem des Jungen, der hier jedoch von einer Feinheit und Raffinesse zeugte, die Greschyms Fähigkeiten überstieg. Höchst ausgeklügelt war dieses Machwerk, und den Wachen und auch den Ordensbrüdern war nicht einmal bewusst, dass einige von ihnen unter dem Bann des Meisters standen.
    Greschym gelangte zum letzten Treppenabsatz und näherte sich der eisenbeschlagenen Tür. Dort standen zwei weitere Wachtposten; ihre Schwerter steckten in den Scheiden, und ihre Augen bewegten sich nicht, als er näher kam. Greschym hob die Hand, um zu klopfen, doch bevor seine Fingerknöchel das Eichenholz berührten, schwang die Tür wie von
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