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Alarmstufe Rot

Alarmstufe Rot

Titel: Alarmstufe Rot
Autoren: Kristi Gold
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sie den Begriff zum ersten Mal.
    „Nun, wie ist zum Beispiel Ihr Freund?”
    Sie lachte humorlos. „Nicht existent.”
    „Das wundert mich. Ich hätte gedacht, eine attraktive Frau wie Sie hätte eine feste Beziehung.”
    Das Glas, das sie wie besessen scheuerte, entglitt ihren Händen und fiel ins Becken, wobei ein Wasserschwall die Vorderseite ihres Kittels durchnässte. Sie übersah den Fleck, doch das Kompliment überhörte sie nicht. Ihr Puls ging schneller, aber sie musste einen kühlen Kopf bewahren.
    „Nein, habe ich nicht. Ich habe an diesem Punkt meiner beruflichen Laufbahn kein Interesse dafür.” Und auch nicht die Kraft, nach der niederschmetternden Erfahrung mit einem Mann, der sie ausgenutzt und dann ausrangiert hatte, genau wie sie den Müll in Jared Grangers Küche.
    „Ihr Beruf ist für Sie das Wichtigste.” Er äußerte das als Feststellung, nicht als Frage.
    „Ja, unbedingt. Ich arbeite auf eine eigene Praxis hin.”
    Der Stuhl hinter ihr knarrte. „Sie haben alles genau geplant, wie? Wie lange Sie brauchen, um Ihr Ziel zu erreichen, und dann kommt das nächste. Aber gerade wenn man meint, man habe die Dinge im Griff und es könne nichts passieren, kann das ganze Gebäude innerhalb von Minuten einstürzen.”
    Sie stellte das letzte Glas beiseite und drehte sich zu ihm um. Sie wusste, er sprach von sich. „Absolute Sicherheit gibt es na türlich nicht.”
    „Richtig. Und das ist eine verdammt bittere Pille.”
    Das klang wieder sehr schmerzlich. Aber, nein, sie durfte sich kein Mitgefühl gestatten, sie musste objektiv bleiben.
    Sie nahm die Fangopackung aus dem Topf, wickelte sie in ein weiteres Geschirrtuch und legte sie ihm auf die Hand. Während die vorgeschriebenen zwanzig Minuten vergingen, beendete sie ihre Aufräumarbeiten. Das war genügend Zeit, um seine Sehnen zu entspannen, und für sie, um sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu besinnen - ihm zu helfen, sein gewohntes Leben wieder aufnehmen zu können.
    „Hat das Geschirrspülen Ihnen einen Kick verschafft?” fragte er, als sie nun seine Hand nahm und mit der Massage begann.
    Sie sah auf und stellte verwundert fest, dass er sich offenbar über sie amüsierte. „Nein, bloß Waschfrauenhände. Wieso?”
    „Sie haben dabei gepfiffen, als würde es Ihnen richtig Spaß machen.”
    In der Tat, sie hatte es genossen. Da ihre Mutter jede Woche bei ihr großreinmachte, damit sich ihr Asthma nicht verschlimmerte, kam sie selbst kaum dazu, etwas im Haushalt zu tun.
    Ihre Mutter würde das auch keineswegs zulassen. Deshalb war es ihr eine Erleichterung, wenn einmal nicht jemand hinter ihr stand und ihr sagte, was sie zu tun und zu lassen habe.
    Selbstverständ lich würde sie das Dr. Granger nicht mitteilen. Schließlich sollte er nicht meinen, es würde ihr ein Vergnügen sein, hinter ihm herzuputzen. So sehr hatte sie es auch wieder nicht genossen. Außerdem war es nicht ihre Aufgabe.
    „Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen, Dr. Granger, ich schicke Ihnen eine Rechnung für die Reinigung.”
    „Nur zu.”
    Erneut sah sie in seine bezwingenden blauen Augen. „W ie viel darf ich berechnen?”
    „Was Sie für richtig halten.”
    „Was nehmen Sie zum Beispiel für einen doppelten Bypass?”
    Er lächelte schwach. „Wollen Sie das etwa vergleichen?”
    „Warum nicht? Ich habe eine halbe Stunde lang Ihr Geschirr behandelt.”
    „Immerhin beschwert es sich nicht. Und es verklagt Sie nicht, wenn Sie etwas falsch machen.”
    Da war er wieder, sein trockener Humor. „Gut gekontert”, sagte sie und war froh, dass sich seine innere Verspannung etwas gelöst hatte. Leider galt das nicht für seine steifen Finger, vor allem für den Zeigefinger. Brooke hatte einen ganz bestimmten Verdacht, woran das liegen könnte.
    Sie legte ihre Faust auf seinen Handteller. „Können Sie zugreifen?”
    Mit vor Anstrengung gefurchter Stirn bewegte er die Finger -nicht sehr, aber es gab ihrem Optimismus genügend Nahrung. Ihre Hand wirkte klein auf seiner großen Handfläche. Sie konnte sich gut vorstellen, wie geschickt diese Finger einst gewesen waren, auch in Bereichen, die nichts mit chirurgischen Operationen zu tun hatten.
    „Sehr gut”, sagte sie, zog ihre Hand weg und schob ihre unge hörigen Fantasien in den Hintergrund. „Sie müssen wirklich öfter trainieren. Ihr Zeigefinger braucht es am Nötigsten.
    Ich mag gar nicht daran denken, dass sich eine bleibende Sehnenverkürzung entwickeln könnte.”
    Er zog die Brauen zusammen.
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