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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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hatte ich sie natürlich eingeschlossen.«
    »Dummkopf«, sagte Kollberg. Er selbst war unbewaffnet und war es gewesen, so lange er sich erinnern konnte. Er gehörte zu den Leuten, die der Meinung waren, daß die Polizei völlig entwaffnet werden sollte.
    »Gunvald Larsson hat so eine Klemme, die man an der Hose festmacht« sagte Skacke. »Ich möchte mal wissen, wo er die her hat.«
    »Herr Larsson würde wohl am liebsten mit einer vernickelten Smith and Wessen 44 Magnus mit geriffeltem Goncala-Alves-Kolben und acht drei Achtel Zoll Lauf und Namensschild in Silber herumlaufen.«
    »Gibt's solche?«
    »Na sicher. Kosten über tausend Kronen und wiegen beinah anderthalb Kilo.« Sie fuhren schweigend weiter. Skacke saß steif und gespannt da und fuhr sich dauernd mit der Zungenspitze über die Lippen. Kollberg knuffte ihn mit dem Ellbogen leicht in die Seite und sagte: »Junge, entspann dich. Da passiert heute nichts Besonderes. Du kennst die Personenbeschreibung noch?« Skacke nickte vorsichtig und murmelte die letzte Strecke schuldbewußt vor sich hin.
    Das Flugzeug war eine Caravelle der SABENA und landete zehn Minuten später, als angekündigt. Inzwischen hatte Kollberg von seinem jungen, todernsten Kollegen und von Arlanda im allgemeinen die Nase schon derart voll, daß er sich beim Gähnen beinah den Unterkiefer verrenkt hätte.
    Sie standen jeder auf einer Seite der Glastür und sahen das Flugzeug langsam auf das Abfertigungsgebäude zurollen. Kollberg stand direkt an der Tür und Skacke etwa fünf Meter hinter ihm in der Wartehalle. Das war eine routinemäßige Sicherheitsmaßnahme, von der sie, ohne ein Wort darüber zu verlieren, Gebrauch machten.
    Die Passagiere stiegen aus und kamen nach und nach auf die Tür zu.
    Kollberg pfiff vor sich hin. Offenbar waren es keine Durchschnittsreisenden, die mit dieser Sondermaschine eingetroffen waren. Zuerst kam ein etwas untersetzter dunkelhaariger Mann, tadellos gekleidet, in einem dunklen Anzug, schneeweißem Hemd und spiegelblanken schwarzen Schuhen.
    Der Herr war ein russischer Diplomat in gehobener Stellung. Kollberg kannte ihn von einem Staatsbesuch vor fünf Jahren und wußte, daß er inzwischen eine politische Schlüsselfigur in Paris oder Genf oder sonst irgendwo geworden war. Zwei Meter dahinter kam die hübsche Frau des Mannes und weitere vier Meter hinter ihr Samir Malghagh oder Lasalle oder wie immer er hieß. Die Personenbeschreibung stimmte jedenfalls. Er trug einen Filzhut und einen blauen Shantunganzug.
    Kollberg ließ den Russen vorbeigehen und blickte sich spontan nach der Frau um, die wirklich attraktiv war und wie eine Mischung aus Tatjana Samojlowa, Juliette Greco und Gun Kollberg aussah.
    Dieser Blick war der schicksalhafteste Fehler, den Kollberg jemals beging. Skacke mißdeutete ihn nämlich.
    Kollberg drehte sofort den Kopf wieder um, blickte den vielzitierten Libanesen, oder was er nun für ein Landsmann war, an, hob die Hand an die Hutkrempe, trat einen halben Schritt vor und sagte: »Excusez moi, Monsieur Malghagh…« Der Mann blieb stehen, lächelte breit und fragend und hob ebenfalls die Hand an die Hutkrempe.
    Und genau in diesem Augenblick sah Kollberg das Unerhörte geschehen, schräg hinter sich und aus den Augenwinkeln.
    Skacke trat einen Schritt vor und stellte sich direkt vor den Diplomaten in gehobener Stellung, der Russe hob routinemäßig den rechten Arm und schob ihn zur Seite, sicher in dem Glauben, einen aufdringlichen Reporter vor sich zu haben, da es die Zeit der Krise in der CSSR war, und Skacke stolperte rückwärts und wäre beinahe gefallen. Er fuhr mit dem rechten Arm unter seine Jacke und zog seine 7.65 Walther.
    Kollberg wandte sich um und schrie: »Skacke, verdammt!«
    In dem Augenblick, als Malghagh die Pistole sah, verwandelte sich sein Gesichtsausdruck, wurde gespannt und straff, und den Bruchteil einer Sekunde lang drückte sein dunkelbrauner Blick nur Verwunderung und Angst aus. Dann hatte er ein Messer in der Hand; muß er im rechten Jackenärmel gehabt haben, dachte Kollberg noch, ein scharfgeschliffenes, furchterregendes Messer mit einer Klinge, die sicher zwanzig Zentimeter lang und nicht mehr als fünfzehn Millimeter breit war.
    Kollberg verdankte es nur seinem Training und seinem Reaktionsvermögen, daß er merkte, daß der Mann nach seiner Kehle zielte; er hob den linken Arm und wehrte den Stich ab. Aber der andere drehte blitzschnell und gekonnt das Messer in der Hand und stach von unten nach oben zu,
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