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Alarm auf Burg Schreckenstein

Alarm auf Burg Schreckenstein

Titel: Alarm auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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fallen Sie nicht!“ sagte Mücke, weil Schrimpf sich zu ihm herüberneigte. Offenbar suchte er noch nach Scherben. Sofort richtete sich Mücke auf, umfaßte den Mann als wolle er ihn stützen. Dabei rutschte er mit der linken Hand von der Taille hinunter, fühlte von außen einen Gegenstand. Mit dem Ausruf: „Ich dachte schon, Sie würden runterfallen!“ klopfte er Schrimpf ablenkend mit der Rechten auf die Schulter, faßte mit der Linken in die Tasche und zog den Gegenstand heraus. Es war das Armband. Dummerweise erwischte er es nicht in der Mitte sondern an einem Ende, so daß es schlenkerte. Doch wer sollte das jetzt bemerken? Mücke zog die Hand zurück und schob sie in seine eigene Tasche.
    Da stieß die dralle Unbekannte links neben Schrimpf einen Laut aus, holt Luft und rief: „Ein Dieb! Haltet den Dieb!“
    Mücke nutzte die Pause, die eintrat, bis die Umsitzenden den Sinn ihrer Worte aufnehmen und umsetzen konnten. Zunächst mit normalen Schritten entfernte er sich, bog um den nächsten Tisch und rannte hinaus.
    „Ein Dieb!“ wiederholte die dralle Person. „Er hat dem alten Mann etwas gestohlen. Eine Goldkette oder so was.“
    Am Haupttisch sprang die Horn auf.
    „Was sagt Sie?“ fragte Schrimpf die Bäckersfrau zu seiner Rechten. Er hatte nur die Unruhe bemerkt, aber kein Wort verstanden.
    „Du sollst ein Schmuckstück in der Tasche gehabt haben“, antwortete sie ihm, während es im Saal laut wurde. Vor allem bei den Mädchen. „Und der Junge eben“, fuhr die Bäckersfrau fort, „soll es dir gestohlen haben. Sagt die Frau da!“
    Schrimpf hatte immer noch nicht verstanden. Ihm war nur die Aufregung um ihn herum unangenehm und so lächelte er allen, die in diesem Augenblick auf ihn zutraten freundlich entgegen und sagte: „Jaja!“
     
     
     

Das nennt man Kundendienst
     
    Für einen in Streichen erfahrenen Ritter, gibt es eine ganz einfache Grundregel: Sich nie dorthin begeben, wo man vermutet wird.
    An diese Schreckensteiner Erfahrung erinnerte sich Mücke rechtzeitig. Man würde ihn dort suchen, wo man die großen Ritter immer vermutete, wenn sie nirgendwo aufzufinden waren: in der Folterkammer. Sich immer wieder umsehend, eilte Mücke durch den gräflichen Flur. Schade um das schöne Hochzeitsessen! dachte er. Das sollte ich mir nicht entgehen lassen!
    Da es auf Schreckenstein keinen Winkel gab, den Mücke nicht kannte, fand er, noch ehe ihm jemand folgen konnte, den richtigen Weg: hinunter in die große Schloßküche. Ohne Zögern trat er ein.
    „Ich möchte meine Portion hier essen. Drinnen mögen sie mich nicht so“, sagte er.
    „Diese Ritter!“ Schulkoch Heini, der hier als lukullischer Oberbefehlshaber eingesetzt war, schüttelte den Kopf. „Du willst nur die größte Portion, ich kenn dich doch! Und du sollst sie haben. Wer so frech ist wie du, hat Anspruch auf Belohnung. Setz dich!“
    Mücke nahm an dem gescheuerten Tisch auf der Eckbank Platz, schob die hier abgestellten Handtaschen der zahlreichen freiwilligen Küchenhilfen beiseite, ließ sich auftischen und spachtelte in aller Seelenruhe. Hier vermutete ihn ganz gewiß niemand, und die Mädchen, die im Saal servierten, konnten ihn in seiner Ecke nicht sehen.
    „Heini, du hast der Ritterschaft einen großen Dienst erwiesen!“ sagte er nach drei Portionen. „Dafür danke ich dir im Namen von Burg Schreckenstein.“
    Heini schüttelte wieder den Kopf. „Diese Ritter!“ Gemächlich schon um den Magen nicht durch heftige Bewegungen zu beunruhigen, stieg Mücke die Treppe hinauf, schaute vorsichtig um die Ecke, überquerte den Flur, auf dem kein Mensch zu sehen war, wählte einen Nebenausgang in den Sternenhof, durchschritt das Portal zum Prinzengarten, gelangte über den Durchgang zum Sportplatz in den Schulhof und von da die steile Treppe hinunter in die Folterkammer. Nachdem er sich in dem vertrauten Raum umgesehen, das gesamte Inventar geprüft, und seine Jacke über einen der Richtersessel gehängt hatte, legte er sich auf die einzige Liege, die Streckbank, wo er umgehend einschlief. Wie lange er geschlafen hatte, wußte Mücke nicht, als Stimmengewirr ihn weckte. Ritter und Mädchen standen um ihn herum.
    „Ganz schön stur!“ meinte Ingrid, seine Schwester, und sprach damit aus, was alle dachten. Dann berichtete Ottokar von den Ereignissen im Rittersaal.
    „Zuerst war ein Mordstumult. Die Dicke hat getan als wärst du ein Berufsverbrecher. Aber dann ist der Rex aufgestanden und war einfach spitze. Es sei alles
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