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Alarm auf Burg Schreckenstein

Alarm auf Burg Schreckenstein

Titel: Alarm auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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sich an Ottokar, als komme niemand sonst dafür in Frage: „Das sind doch die Kostüme vom Weihnachtsspiel? Ihr müßt ja gearbeitet haben wie die Wilden.“
    „Haben wir auch“, versicherte der Schulkapitän und klopfte dem Lehrer auf die Schulter wie einem alten Freund. Mauersäge sah aus, als habe er sich den Kiefer ausgerenkt. Er brachte den Mund nicht mehr zu.
    „Das ist die lustigste Hochzeitsüberraschung von allem!“ rief Bäbä. „Und wie ich die Ritter kenne, steckt noch etwas dahinter. Trotzdem möchte ich euch bitten, nehmt sie bald herunter und laßt sie mit uns essen.“

    Die Gäste klatschten Beifall. Ottokar hob die Hand zu einer kleinen Ansprache.
    „Liebe Bäbä, wir wußten, daß du darüber lachen würdest. Nicht alle Rosenfelserinnen haben soviel Humor wie du. Aber Hauptsache, es hat dir Spaß gemacht an deinem großen Tag. Selbstverständlich lassen wir die zwei wieder runter. Doch das wird, aus technischen Gründen, noch ein bißchen dauern. Wir bitten alle Anwesenden um Verständnis. Dir und deinem Mann wünschen wir für die Zukunft viel Glück und Freude.“ Wieder brach Beifall los. Die Gäste suchten ihre Plätze, die durch Tischkarten gekennzeichnet waren. Fräulein Doktor Horn saß selbstverständlich am Haupttisch, ebenso der Rex. Doch bevor er sich an seinen Platz begab, hielt er Stephan auf, der gerade vorbeikam.
    „Was war denn los in der Kirche?“
    „Die Orgel war verstimmt. Dafür hängen die zwei Pfeifen!“ antwortete Stephan und deutete nach oben.
    Der Rex schlug die Hände zusammen. „Und nachher, mit Fräulein Horn, was war da?“
    „Wegen dem Armband“, sagte Stephan leise. „Sie hat uns alle kontrolliert.“
    „Und?“
    „Wir haben es gar nicht mehr. Ein dummer Zufall, die Mädchen...“
    „Pfeifen!“ unterbrach der Rex, lächelte und ließ ihn stehen.
    Von der Saaldecke, aus der Mini-Perspektive gewissermaßen, sah alles ganz anders aus. Eberhard und Kuno hingen an breiten Gurten von der Schulfeuerwehr, nicht unbequem, aber auch nicht unbedingt beruhigend. Schon weil sie sich ständig um ihre Querachse drehten, ohne etwas dagegen tun zu können, und dann war es ja auch ganz schön hoch. Was sie tun konnten, das einzige, war, sich abzulenken, nicht daran zu denken, der Karabinerhaken könnte aufgehen oder das Seil reißen. Ritterlich lenkten sie sich ab, sie beobachteten alles ganz genau. Mini-Ritter Eberhard hatte gesehen, wie der Rex mit Stephan sprach, wie Ottokar Doktor Waldmann auf die Schulter klopfte, und dem kleinen Kuno war ein Gespräch zwischen Fräulein Doktor Horn und Beatrix nicht entgangen. Auch nicht die merkwürdige Art und Weise, wie sich Ingrid, die an einem Nebentisch saß, um Schreinermeister Schrimpf bemühte, der seinen Platz am Tisch hinter ihr hatte und immer wieder die Hand ans Ohr hielt, weil er nicht verstand, was sie von ihm wollte. Mauersäge stand auf und hielt eine Rede, die da oben überhaupt nicht zu verstehen war und dadurch um so länger dauerte. Überladene Räume haben mitunter eine merkwürdige Akustik. Auch Eberhard, der genau über dem Haupttisch baumelte, verstand kein Wort. Als dann endlich die Suppe aufgetragen wurde, löffelten Stephan und Ottokar hastig, tranken schließlich aus der Tasse und verließen den Saal.
    „Jetzt sind wir dran!“ rief der kleine Kuno seinem Leidensgefährten zu. Nach einer Weile erhoben sich auch Dampfwalze, Mücke, Andi, Klaus und Dieter und schauten gespannt nach oben. Da sackte Mini-Ritter Eberhard urplötzlich ab, daß er schon fürchtete, mit Fallgeschwindigkeit zwischen Silber und Porzellan auf dem Haupttisch zu landen. Doch sein Fall wurde auf halber Höhe abgebremst. Dafür sauste Kuno jetzt nach unten, daß die Gäste schon aufschrien. Zwei Meter über dem Tisch erst endete die Fahrt in einer Vollbremsung, bei der ihm der Gurt fühlbar in den Bauch schnitt. So hingen sie eine Ewigkeit. Die Suppentassen wurden abgeräumt, dann ging es langsam weiter abwärts. Dampfwalze und Andi zogen sie mit Bootshaken aus dem Bereich der Tische, Klaus und Dieter nahmen sie an den Beinen in Empfang, bis sie sicher auf dem spiegelblanken Parkett landeten. Mit brausendem Beifall empfingen sie die Gäste, als kämen sie gerade vom Mond zurück, in ihren goldenen Raumanzügen mit den im luftleeren Raum völlig überflüssigen Flügeln am Rücken. Andi und Mücke hakten sie aus, die Seile wurden wieder hochgezogen.
    „Bravo!“ rief Fräulein Böcklmeier. „Ihr seid die Helden des Tages und
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