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Alarm auf Burg Schreckenstein

Alarm auf Burg Schreckenstein

Titel: Alarm auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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gestohlen“, rief die Küchenhilfe. „In der Küche. Aus meiner Handtasche. Sie stand auf dem Tisch.“ Sie entdeckte Mücke und deutete auf ihn: „Der da war’s!“
    Doktor Waldmann, über das Geschehen nicht ausreichend unterrichtet, was selten vorkam, machte eine verzweifelte Geste zum Rex. Doch der schaute nicht hin, er sah nur Mücke an. Mücke aber ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
    „Ihr Armband habe nicht ich, das hat Fräulein Doktor Horn. Ich habe es aus ihrer Tasche geholt, das stimmt. Aber nur vorübergehend.“
    Fassungslos starrte die Horn ihn an. Das Armband hielt sie noch immer in der Hand.
    „Das ist es!“ rief die Küchenhilfe. „Das ist meines!“
    Doktor Waldmann tätschelte ihr beruhigend den Arm, trat zu Fräulein Horn, sagte: „Gestatten?“ und gab das Schmuckstück seiner Besitzerin zurück. Auch Stephan legte sich in dem allgemeinen Durcheinandergerede, das diese Szene auslöste, eine Hand beruhigend auf den Arm.
    „Entschuldige“, sagte Beatrix. „Sind wir wieder gut?“
    Nur kurz nickte ihr Stephan zu.
    „Sie sind dran, Fräulein Horn!“ sagte er laut und deutlich.
    „Ich wiederhole nur: Wo ist mein Armband?“ antwortete sie schroff.
    Mücke wandte sich ab, als wolle er an der Unterredung nicht länger teilnehmen, ging durch den Raum, trat dabei auf die zwischen den Fliesen eingelassene Leiste — der Kasten an der Wand sprang auf, und zu unterdrückten Entsetzensschreien als Begleitmusik, wackelte Paule, das Skelett mit der Sense, einen halben Meter heraus. An Elle und Speiche seines knochigen, linken Unterarms glitzerte ein Schmuckstück. Zögernd trat Fräulein Horn näher.
    „Etwas makaber“, sagte sie und faßte nach dem Arm des Gevatters. „Ja. Das ist meines.“
    Mücke trat hinzu, öffnete den Verschluß, nahm es Paule ab und gab es ihr lässig, wie zuvor das falsche. Sie hielt es fest, betrachtete es von allen Seiten, prüfte jeden der Steine.
    „Und der Finderlohn?“ erinnerte sie Ottokar.
    Langsam drehte sie sich ihm zu, ihre Augen wurden milder, die Nase stumpfer, als habe sie das Klappmesser geschlossen. Ein Lächeln zeichnete sich ab, und mit allem Liebreiz, den sie aufzubringen vermochte, sagte sie: „Bei einer Hochzeit kann man nicht strafen. Das bringt kein Glück. Aber dieses Armband, das bei deiner Hochzeit, Bärbel, beinahe Unruhe gestiftet hätte, soll in Zukunft nur noch Glück bringen. Ich schenke es dir.“
    Erleichterter Beifall brach los, Bäbä wurde rot und bekam das Schmuckstück eigenhändig von der Horn angelegt. Jetzt hatte Stephan Zeit für Beatrix.
    „Das war natürlich die Lösung!“ sagte er. „Eure Alte ist schon ein Oberschlitzohr.“
    Noch etwas ungläubig, denn auch sie kannte die Horn hauptsächlich von ihrer anderen Seite, betrachtete Bäbä das Armband an ihrem Handgelenk.
    Doktor Waldmann rief mit komisch-frömmelndem Blick nach oben: „Ich ahnte zwar, daß sich alles in Wohlgefallen auf-lösen würde, zwischendurch war mir aber doch himmelangst.“ Da lachte der Rex. „So ist das. Unsere Ritter verlangen schon was von uns.“
    Ritter, Lehrer und die Mädchen drängten zur Tür. Bettina öffnete, wollte als erste hinaus, konnte aber nicht. Ein Knäuel von Schlafsäcken versperrte ihr den Weg.
    „Ach du Schreck! Macht ihr schon wieder einen Streich?“ fragte Stephan die beiden Kleinen.
    Doch Mini-Ritter Eberhard schüttelte energisch den Kopf. „Diesmal ist es reiner Kundendienst.“
    Sie räumten das federleichte Hindernis beiseite und stiegen die Treppe hinauf, voran die Horn mit Bäbä und Doktor Waldmann. Mücke kam im Gedränge neben den Rex. Da konnte er ihm gleich sagen, was ihm soeben klargeworden war.
    „Jetzt weiß ich, warum Sie gesagt haben, wir sollen nicht zu hart sein“, begann er.
    Der Rex schmunzelte. „So, und warum nicht?“
    „Hätte ich auf Entschuldigung bestanden und ihr das Armband erst danach gegeben, hätte sie sich nie zu dieser Großzügigkeit aufgeschwungen.“
    Der Rex nickte heftig und sah ihn an. „So machen das die Diplomaten. Sie wahren das Gesicht des anderen. Denn das Leben geht ja weiter und man weiß nie, wie man einander wieder mal braucht.“
    Auf dem Burghof kam ihnen Sonja entgegen.
    „Sag mal, wo ist eigentlich mein Armband?“ fragte sie ihren Vater. Ritter und Mädchen glaubten, sich verhört zu haben.
    „Alle guten Dinge sind drei.“ Doktor Waldmann lachte. „Das hast du mir heute morgen in der Kirche gegeben. Du meintest, es würde dich stören
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