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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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zuckte die
Schultern.
    Sie fing an, die Gläser
einzuschenken und sah mich dann aufs neue an. »Wußten Sie von Anfang an, daß es
Angela war?«
    »Bis Hillary aus dem Fenster
stürzte, war ich nicht sicher«, sagte ich. »Ich glaube, man kann Angela nicht
einmal allzu große Vorwürfe dafür machen, daß sie ihn mit Hilfe ihrer
weiblichen Reize ans Fenster lockte — jedenfalls nicht nach der Erziehung, die
er ihr in diesem Punkt hat angedeihen lassen. Sie erinnern sich doch, mir von
ihrem Besuch bei Ihnen damals in der Nacht erzählt zu haben, bei dem sie dann
vorgab, zu ihrer Mutter zu gehen? Als sie zurückkam, schwenkte sie ein Bündel
Banknoten und ihr triumphierendes Gesicht war gerötet.«
    »Natürlich besuchte sie
Hillary.« Ilona nickte. »Das Geld stammte von ihm und... Oh, ich begreife.«
    »Klar«, sagte ich. »Hillary war
nicht der Typ, der sich umgebracht hätte, ohne die Garantie dafür zu haben,
hinterher comme il faut auszusehen. So war klar, daß die Ereignisse des
Donnerstags, als er aus dem Fenster stürzte, eine Wiederholung von Mittwoch
nacht waren, als sie das Geld von ihm bekam, nur daß sie ein völlig anderes
Ende nahmen.«
    »Leutnant«, murmelte Rickie,
»ich hab’ nichts mit der Ermordung des Schnüfflers zu tun — ehrlich nicht!«
    »Ich glaube es Ihnen«, sagte
ich zu ihm. »Ich vermute, daß Hillary wirklich zu spät zu seiner Verabredung
mit Marvin kam — gerade um die Zeit, als Angela Marvins Raum verließ. So, wie
Hillary war, hätte er ihr nie geholfen, aber andernteils wollte er auch nicht,
daß sie ins Gefängnis käme. Also tat er gar nichts und hielt einfach den Mund.«
    Ich blickte wieder auf Rickie.
»Als Sie zurückkamen, erzählte sie Ihnen da, was geschehen war?«
    »Ja.« Er nickte. »Sie hatte die
Fotos, und wir verbrannten sie. Wir wußten nicht, daß es noch mehr davon gab —
wir bildeten uns ein, daß die, die Marvin gehabt hatte, die einzigen waren.«
    »Früh am nächsten Morgen fuhren
Sie Ihren großen Bruder Ray besuchen, um ihn um Hilfe zu bitten«, sagte ich.
»Er brütete diese idiotische Nevada-Story aus und fälschte die Heiratsurkunde
für Sie — allerdings nicht umsonst. Das verwunderte mich, als ich davon hörte.
Es war nicht einmal ein ernst zu nehmender Versuch, Ihnen ein Alibi zu
verschaffen. Angela muß ein mächtig schlechtes Gewissen gehabt haben, um diese
Menge Geld für diese miserable Gaunerhilfe zu zahlen, die sie durch Ray
erhielt.«
    »So geht’s einem«, sagte
Rickie. Er blickte aufs neue auf die Leiche seines Bruders. »Immerzu hat er
mich fühlen lassen, daß ich ein Blödian, ein Schwachkopf, ein Idiot sei.« Ein
langsames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Und ich — ich, der
Schwachkopf, der Idiot — ich bin derjenige, der am Leben geblieben ist.«
    Angela stöhnte leise, setzte
sich langsam auf und starrte mich mit ihren riesigen dunklen Augen völlig
verständnislos an.
    »Fühlen Sie sich besser,
Angela?« fragte ich sie.
    Ihre Lippen bewegten sich
rasch, aber sie brachte keinen Laut hervor. »Angela«, sagte Ilona scharf.
»Fehlt Ihnen was?«
    Langsam bewegte sie den Kopf in
Richtung auf Ilona. Dann starrte sie letztere vielleicht zehn Sekunden lang an,
ohne irgend etwas zu sagen, während Ilona den glänzenden, sie anstarrenden
Augen auswich.
    »He, Angie«, sagte Rickie
verstört. »Sag doch was, Baby. Du jagst mir ja direkt ‘nen Schrecken ein, wenn
du dasitzt wie ein Ölgötze. Was ist los, Baby, bist du krank oder irgendwas?«
    Ihre Lippen verzogen sich, und
plötzlich entfuhr ihnen ein heiserer, mißtönender Krächzlaut. »Mama?« Die
leeren Augen schweiften langsam durchs Zimmer. »Ich möchte meine Mama.«
     
    »Passagiere für Flug
sechs-dreizehn Los Angeles, Chicago, New York. Bitte begeben Sie sich sofort zu
Flugsteig sechs!« Die metallische Stimme erfüllte die Wartehalle des
Flughafens.
    »Da sind wir«, sagte Ilona
leise.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Lyn
Summers entschieden. »Paß auf, daß du das Flugzeug nicht versäumst, Ilona.«
    »Ich bin rechtzeitig da«, sagte
Ilona leichthin.
    Mrs. Geoffrey Summers zog den
Kragen ihrer weißen Chinchillajacke ein bißchen enger um sich und ging auf den
Flugsteig zu. Ihre eiskalten Augen blickten zum letztenmal auf mich und dann
durch mich hindurch. Dann war sie verschwunden.
    »Sie hätte wenigstens ein Wort
sagen können«, bemerkte Ilona. »In der letzten halben Stunde, in der sie bei
uns war, haben Sie für sie sozusagen nicht existiert.«
    »Warum
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