Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
alles?«
    »Für mich reicht’s«,
versicherte ich ihr.
    Sie rief den Zimmerkellner an
und goß uns dann, noch immer mit dem Gehabe der >Miß Übertüchtig 1961<
Whisky ein, was auf jemand wie mich, dem betonte Tüchtigkeit ein Greuel war,
geradezu aufreizend wirkte. Dann fing sie an, die große Neuigkeit
herauszulassen, und ich begann, ihr das Theater nachzusehen.
    »Ich habe ihn gefunden, Al«,
sagte sie mit betonter Beiläufigkeit.
    »Wie lange war er denn
vermißt?« fragte ich geistesabwesend.
    »Seien Sie nicht solch ein
Idiot. Ich meine doch den Notar — den habe ich gefunden.«
    »Ach, den Notar!« Ich war
plötzlich erheblich mehr interessiert.
    »Sie hatten recht«, sagte sie
rasch. »Fünfundsiebzigtausend Dollar an Ray Willis — für geleistete Dienste.
Zahlbar spätestens sechs Monate nach Vollendung des einundzwanzigsten
Lebensjahrs.«
    »Sie haben aber mächtig schnell
gearbeitet, Ilona«, gratulierte ich ihr.
    »Ich bin als Anwalt mächtig auf
Draht«, sagte sie selbstzufrieden.
    »Beziehungsweise, Sie werden’s
mal sein, wenn Sie den Fittichen der Familie Summers entwachsen sind.«
    Sie errötete heftig. »So was zu
sagen ist eine Gemeinheit.«
    »Warum — weil es wahr ist?«
    Das Essen kam und enthob sie
der Mühe zu antworten. Wir aßen, und als wir fertig waren, gab ich ihr eine
rasche Schilderung der Spezialeinrichtung im Motel für erwartungsvolle
Ritzengucker und Fotoamateure. Dann berichtete ich ihr, was der alte Jones über
Marvins stillschweigende Erpressungspläne erzählt hatte.
    »Fantastisch, Al«, sagte Ilona
atemlos. »Man sollte nicht glauben, daß ein einziger Mann so — böse sein kann.«
    »Was das anbelangt, so brauchte
er sich ja bloß in seiner nächsten Umgebung umzusehen und sich ihr anzupassen«,
sagte ich trocken. »Sind Sie noch immer bereit, mir zu helfen?«
    »Natürlich«, sagte sie
entschlossen. »Ich habe Ihnen doch gestern abend gesagt, ich sei überzeugt, daß
Hillary Marvin niemals umgebracht hat.«
    »Vielleicht werden Sie sich am
Ende noch wünschen, er hätte es getan«, warnte ich sie.
    »Ich lasse es gern darauf
ankommen«, sagte sie herausfordernd.
    »Okay.« Ich grinste etwas
gezwungen. »Es wird also ernst.«
    Sie stützte den Ellbogen auf
den Tisch, legte das Kinn in die Hand und betrachtete mich mit großen Augen.
Ich fragte mich, ob sie für den Streich, den ich im Sinn hatte, nicht
vielleicht zwanzig Jahre zu jung sei.
    »Schießen Sie los«, sagte sie
plötzlich. »Erläutern Sie Ihren Schlachtenplan, Herr General.«
    »Fangen wir mit Hillary an.
Wenn er keinen Selbstmord begangen hat, dann muß er ermordet worden sein, weil
er wußte, wer Marvin umgebracht hat, und weil der Mörder befürchtete, daß
Hillary unter Druck nachgeben und den Namen preis geben würde.«
    »Das ist mir klar.« Ilona
nickte nachdrücklich.
    »Folglich fühlt sich der Mörder
jetzt sicher. Schließlich glaubt ja auch das Büro des Sheriffs, Hillarys Tod
sei ein Selbstmord und er der Mörder gewesen. Infolgedessen ist es zu spät für
Vernehmungen, Spurensuchen und den ganzen Kram. Der einzige Weg, auf dem wir
ihn jetzt überführen können, ist, ihm eine Bombe unter das Hinterteil zu
schieben und zu hoffen, daß er hochspringt, bevor er überhaupt zum Nachdenken
kommt.«
    »Eine brillante These,
General«, sagte sie und erwies mir eine übertriebene Ehrenbezeigung.
    »Hören Sie zu«, sagte ich
trocken, »vielleicht sind Sie gleich anderer Meinung. Im selben Augenblick, in
dem wir ihm die Bombe unterschieben, müssen wir letztere so aussehen lassen,
als ob der Mörder sie ohne Risiko von seiner Seite entschärfen könnte.
Begreifen Sie?«
    Ich war plötzlich von dem
warmen, leuchtenden Schimmer in ihren Augen ganz benommen. »Ich bewundere Sie,
Al«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Es bedarf einer Menge Courage, sich
selbst dem Mörder als Lockvogel anzubieten.«
    »Aber es ist doch nicht die
Rede von mir, Süße.« Ich schüttelte betrübt den Kopf. »Es handelt sich doch um
Sie.«
    »Um mich?«
    »Tut mir leid«, entschuldigte
ich mich. »Aber die Rollen sind schon verteilt — niemand anderes kann die Ihre
spielen.«
    »Das ist nun mein Held«, sagte
sie bitter. »Da sitze ich hier und lasse mir alle möglichen edlen Gedanken über
Sie durch den Kopf gehen, während Sie die ganze Zeit im Sinne haben, mich als
Lockvogel zu benutzen.« Plötzlich zuckte sie zusammen und sagte: »He — und wenn
auf den Lockvogel geschossen wird?«
    »Dann lassen Sie sich mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher