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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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sie. Sie ließ sich auf die Couch fallen. »Ich bin
sicher, daß alle es ernst genommen haben. Was machen wir jetzt?«
    »Soll ich uns nicht was zu
trinken holen?«
    »Ausgezeichnet«, sagte sie.
»Was machen wir dann?«
    »Wir bleiben einfach sitzen und
trinken weiter«, sagte ich. »Wenn wir recht haben und einer der vier der
wirkliche Mörder ist, wird er oder sie denken, daß der versiegelte Brief ihn
möglicherweise überführt — den Rest können Sie sich selber ausmalen.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich das
so gern möchte«, sagte sie vorsichtig. »Erzählen Sie mir’s doch.«
    Ich füllte den Whisky ein und
trug die Gläser zur Couch zurück. »Der oder die Betreffende wissen, daß Sie
kurz nach acht im Motel sein werden, bereit, den Umschlag zu öffnen. Also
bleibt nur die Zeit von jetzt bis heute abend, um dafür zu sorgen, daß er nicht
geöffnet wird.«
    Ilona schloß die Augen und
schauderte heftig. »Sie glauben, er kommt her, um nach dem Brief zu sehen?
Bleiben Sie ja in meiner Nähe, Al!«
    Einen Augenblick später
kreischte sie auf und riß die Augen weit auf. »Ist das nahe genug?« fragte ich
unschuldig.
    Gegen halb fünf klopfte jemand
plötzlich laut an die Tür und ließ Ilona hochschrecken.
    »Immer mit der Ruhe«, flüsterte
ich. »Ich gehe ins Schlafzimmer — machen Sie’s ganz auf die Ruhige, und wenn es
wirklich brenzlig werden sollte, bin ich sofort bei Ihnen.«
    »Überlegen Sie ja nicht lange,
Al«, sagte sie heftig. »Sie müssen gleich kommen, und wenn nur einer mit der
Wimper zuckt.«
    Ich begab mich auf Zehenspitzen
ins Schlafzimmer und schloß die Tür, bis auf einen Spalt, durch den ich den
größten Teil des Wohnzimmers übersehen konnte. Ilona öffnete die Tür zum
Apartment, und ich hörte Rickie Willis’ barsche Stimme.
    Als Ilona ihm voran zur Couch
ging und sich hinsetzte, kamen die beiden in meine Gesichtslinie.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
fragte sie höflich.
    Rickie kratzte sich seinen
kurzgeschorenen Schädel und starrte sie feindselig an. »Ich bin nicht zu Ihnen
gekommen, um Eiapopeia zu spielen, Verehrteste«, sagte er heiser. »Ich möchte
den Umschlag, den Sie bekommen haben.«
    »Umschlag?« wiederholte Ilona
schwach.
    »Tun Sie doch nicht so«, röhrte
er. »Sie haben Angie und mich vor ein paar Stunden angerufen und uns Bescheid
gesagt. Ich möchte ihn haben.«
    »Weswegen?«
    »Da habe ich meine Gründe
dafür.«
    Ilona schüttelte zweifelnd den
Kopf. »Ich kann ihn Ihnen nicht geben, Rickie. Hillary Summers hat einige
besondere Anweisungen über die Verfahrensweise in dieser Sache gegeben, und ich
muß mich daran halten, denn ich bin seine Anwältin. Ich bin sicher, daß Sie das
verstehen werden.«
    »Hillary Summers?« fauchte er.
»Dieser Quatschkopf? Der war ja total übergeschnappt, das kann Ihnen doch wohl
kaum entgangen sein. Der kann praktisch alles in dem Brief geschrieben haben —
den allerverrücktesten Quatsch.«
    »Nun—«, Ilonas Stimme hatte
einen falschen Unterton von Munterkeit, »das werden wir ja alle um zehn nach
acht erfahren, oder?«
    »Nein!« Er beugte sich vor, bis
sein wildes, wütendes Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem ihren entfernt
war. »Nein! Denn Sie werden mir den Brief jetzt geben, und ich werde ihn jetzt
verbrennen.«
    »Wieso?«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt.
Jetzt machen Sie mir bloß nicht weis, daß auch Sie nicht alle Tassen im Schrank
haben«, sagte er angeekelt. »Dieser Spinner, dieser Hillary, kann buchstäblich
da alles reingeschrieben haben. Zum Beispiel, daß nicht er den Schnüffelfritzen
abgemurkst hat, sondern jemand anderer.«
    »Warum sollte er schreiben, Sie
seien es gewesen, wenn Sie es gar nicht gewesen sind?« Ilonas Stimme zitterte
leicht.
    »Ich?«
    Er richtete sich mit einem
Blick des Erstaunens im Gesicht erneut auf. »Lieber Himmel, hoffentlich
benachrichtigt jemand gleich die nächste Klapsmühle.« Er schüttelte langsam den
Kopf. »Sind Sie eigentlich ganz bei Trost, Lady? Warum zum Kuckuck sollte ich
den Schnüffler abmurksen? Mich hat er nicht gestört.«
    »Warum wollen Sie dann absolut
Hillarys Brief, wenn Sie so sicher sind, daß er nicht Sie des Mordes
bezichtigt?« fragte Ilona.
    Rickie grub ein zerknittertes
Päckchen Zigaretten aus seiner Lederjacke, steckte sich eine Zigarette in den
Mund, zündete sie sich an und begann, ungeduldige Lungenzüge zu machen. »Ich
möchte nicht unangenehm werden, Lady«, sagte er heiser. »Es sei denn, ich werde
dazu gezwungen. Ich
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