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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin
Autoren: Carter Brown
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gegeben. Stimmt’s etwa nicht?«
    Er hielt plötzlich inne und
starrte sie mit einem fast bittenden Blick offenen Mundes an. »Du blöder
Idiot«, sagte Ray voller Bitterkeit. »Weißt du, was du getan hast?«
    »Ja.« Rickie zuckte eigensinnig
die Schultern. »Es ist ihre Schuld. Warum bringt sie einen auch immer auf die
Palme, das Miststück. Immerzu macht sie mich so verrückt, daß ich gar nicht
weiß, was ich sage.«
    »Nun müssen wir wegen ihr was
unternehmen«, sagte Ray scharf und nickte in Richtung auf Ilona.
    Angela, noch immer mit der
linken Hand ihre Rippen massierend, holte hörbar tief Luft.
    »Was denn, Ray?« Erwartungsvolle
Erregung bebte in ihrer Stimme. »Was hast du vor? Kann ich nicht helfen? Bitte,
Ray, bitte!«
    Er schüttelte verdrossen den
Kopf. »Manchmal frage ich mich, wie ich mich jemals mit euch zwei Knallköpfen
habe einlassen können — ich muß nicht ganz bei Trost gewesen sein.«
    »Ja — in der Preislage von
fünfundsiebzigtausend Dollar«, spottete Rickie.
    Ray ging langsam auf Ilona zu,
die zurückwich, als er näher kam. Er hob langsam den Arm, bis der Lauf seiner
Pistole ihre Stirn berührte. »Wir haben keine Zeit mehr für Spielereien, Lady«,
sagte er mit gespielter Sanftmut. »Wo ist der Brief?«
    Sie schluckte zweimal, bevor
sie fähig war zu sprechen. »Er ist — er ist im Schlafzimmer.«
    »Dann holen wir ihn uns«, sagte
er.
    »Schon gut«, sagte sie heftig.
»Ich weiß, wo er ist. Ich hole ihn schon. Sie brauchen dazu nicht auch noch
mitzukommen.«
    »Nein«, sagte er und schüttelte
den Kopf, »möglicherweise kommen Sie auf dumme Gedanken — wie zum Beispiel, den
Brief aus dem Fenster zu werfen.«
    »Aber wie können Sie so etwas
denken«, sagte Ilona mit zitternder Stimme. »Ich habe nur gedacht...«
    »Eine schlechte Angewohnheit.«
Ray schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Das Denken soll man den Pferden
überlassen, die haben größere Köpfe. Also los.«
    »Er ist in der zweiten
Kommodenschublade. Unter der Abendtasche«, sagte sie verzweifelt.
    »Na, endlich kommen Sie zur
Vernunft«, sagte Ray mit einem Grinsen. »Hol ihn, Rickie.«
    Ich preßte mich gegen die Wand,
so daß, wenn Rickie die Tür öffnete, diese mich seinen Blicken entzog. Seine
Schritte, mit denen er durch den Raum stapfte, wurden immer lauter, bis sich
plötzlich die Tür öffnete. Er begab sich geradewegs auf die Kommode zu, nachdem
er die Tür mit einem unnötig gewalttätigen Fußtritt zugestoßen hatte.
Vielleicht dachte er, sein Bruder habe seine Nase in die Türöffnung gesteckt.
    Ich bewegte mich, die 38er in
der Hand, auf ihn zu, und eine Sekunde später erblickte er mich in dem Spiegel
über der Kommode. Er hielt abrupt inne und blieb nahezu bewegungslos stehen,
während seine Augen mit der absoluten Konzentration eines gestellten Tieres
mein Spiegelbild verfolgten.
    »Keinen Laut, Rickie«, sagte
ich leise. »Drehen Sie sich um.« Er wandte sich mit herunterhängenden Armen um.
Ich tastete ihn mit meiner freien Hand ab und stellte fest, daß er keine Pistole
bei sich trug.
    »Okay«, sagte ich. »Gehen wir
und schließen wir uns der Party an. Ich bleibe dicht hinter Ihnen, Rickie-Boy —
nur für den Fall, daß Sie auf dumme Gedanken kommen. Vergessen Sie nicht, falls
Ihr Bruder losballert, muß er erst durch Sie durchschießen.«
    »Versteh schon — Polyp«, sagte
er gepreßt.
    Er öffnete die Tür und trat in
das Wohnzimmer. Ich folgte dicht hinter ihm. »Hast du ihn?« Ray wandte den
Kopf, um sich davon zu überzeugen und erblickte uns beide.
    »Lassen Sie die Pistole fallen,
Ray«, sagte ich scharf. »Ich gebe Ihnen zwei Sekunden.«
    Er ließ die Pistole auf den
Teppich fallen.
    »Wie ist der da reingekommen?«
fauchte er Rickie an.
    »Er war schon dort — also muß
er die ganze Zeit dortgewesen sein«, sagte Rickie.
    »Soll das etwa heißen, daß du
dich nicht mal in dem Apartment umgesehen hast, als du reingekommen bist?«
kreischte Ray beinahe. »Du idiotischer, blöder...«
    »Komm mir ja nicht auf die
Tour«, knurrte Rickie. »Ich hab’ es satt, mich die ganze Zeit von dir
beschimpfen zu lassen!«
    Ray schloß ein paar Sekunden
lang gequält die Augen und öffnete sie dann langsam. »Das Ganze ist ja doch
sinnlos«, sagte er dann resigniert. »Er hat uns ja doch alle durch deine Schuld
reinlegen können.« Er sah mich mißmutig an. »Das mit dem Brief war ein faules
Ei, was?«
    »Ein faules Ei, Ray«,
bestätigte ich ihm.
    »Einfach, um uns
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