Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
gewesen, aber ich hatte noch
nie zuvor etwas dergleichen gehört.
    »Werden Sie nicht unverschämt,
Wheeler !« bellte Lavers .
»Möglicherweise sind das dort draußen wirklich nur ein paar Verrückte, aber
andererseits haben sie vielleicht wirklich eine Leiche herumliegen. Eins ist
jedenfalls sicher, was immer in dem verschlossenen Zimmer vorgefallen ist, sie
werden nicht nachsehen, und das heißt, daß Sie dran glauben müssen .«
    »Wollen Sie nicht doch
vielleicht zuerst den Geist austreiben lassen ?« fragte
ich verzweifelt.
    »Ich möchte innerhalb der
nächsten zwei Stunden einen detaillierten Bericht von Ihnen haben, Lieutenant«,
sagte er kalt. »Wenn ich bis dahin nichts von Ihnen gehört habe, werden Sie aus
meinem Büro entlassen und sind noch vor morgen mittag wieder zurück bei Captain Parker von der Mordabteilung !« Es gab einen häßlichen Laut in meinem Ohr, als er einhängte.
    Auf Jackies Gesicht lag ein
fragender Ausdruck, als ich zur Couch zurückkam. Sie war nun wieder völlig
bekleidet, bis auf die Schuhe. Und nun, da sich draußen das Gewitter etwas zu
legen schien, begann in ihren Augen ein mißtrauischer Ausdruck aufzutauchen. Ich hatte das instinktive Gefühl, daß mir das keineswegs
gut bekommen würde.
    »Wer war das ?«
    »Der Ruf der Pflicht, Jackie,
Süße«, sagte ich sorgenvoll. »Kein Geringerer als der Sheriff. Entweder ist er
übergeschnappt oder es gibt hier in diesem Distrikt einen funkelnagelneuen
Mord. Das muß ich herausfinden .«
    »Und was tue ich einstweilen,
während du das herausfindest ?« fuhr sie mich an. »Dir
ein Paar wollene Pulswärmer stricken ?«
    »Ich dachte, ich könnte dich
vielleicht auf dem Weg dorthin zu Hause absetzen ?«
    »Diese Männer!« Es klang wie ein
Schimpfwort. »Jetzt, nachdem alles vorüber ist, kannst du es gar nicht
abwarten, mich loszuwerden, was?«
    »Das ist nicht wahr .« Nun, zumindest war es nur zur Hälfte wahr. »Wenn du hier
warten willst, bis ich zurück bin, ist es mir recht«, sagte ich mit überaus
aufrichtiger Stimme. »Bleib die Nacht über hier, wenn du möchtest .«
    »Nein, vielen Dank.« Sie
wechselte mit gewohnt weiblicher Unlogik auf gewohnt weibliche Weise ihre
Ansicht. »Ich würde keine Minute mehr hierbleiben, und wenn du mir ein
Luxusappartement im Waldorf Astoria einschließlich Frühstück anbötest .« Sie stand von der Couch auf und wanderte auf bestrumpften
Beinen, die Schuhe sorgfältig in der rechten Hand haltend, auf die Tür zu.
»Bring mich jetzt sofort nach Hause, Al Wheeler, oder ich rufe die...« Sie
schüttelte erschöpft den Kopf. »Oh, zum Kuckuck! Ich vergesse das immer wieder.
Bring mich nach Hause. Ja?«
    »Klar«, sagte ich und holte sie
an der Tür ein. »Wann sehe ich dich wieder, Jackie, Süße ?«
    »Wie wär’s mit Herbst ?« sagte sie eisig. »Das würde ausgezeichnet passen — wenn
auch alles übrige am Absterben ist .«
    Die Fahrt zu ihrem Haus verlief
ausgesprochen schweigsam. Ich setzte Jackie vor ihrem Appartementgebäude ab;
und der einzige Abschiedsgruß, den ich erhielt, war ein schriller Schreckensschrei,
als genau im Augenblick, da sie die Haustür erreichte, ein erneuter Blitz
aufzuckte. Im Bruchteil einer Sekunde war sie verschwunden, und die einzige
Erinnerung an sie waren ein Paar Schuhe, die sie auf dem Gehsteig vor der Tür
hatte fallen lassen. Nachdem mich die Pflicht so nachdrücklich mahnte, fand
ich, daß der Zeitpunkt für Wheeler, den ritterlichen Prinzen zu spielen, nicht
geeignet sei, zumal Aschenbrödel ihm ohnehin nur eines mit ihrem Besen über den
Schädel gegeben hätte, wenn er innerhalb der nächsten sechs Monate wieder bei
ihr aufgetaucht wäre.
     
    Als ich die Old Canyon Road
erreicht hatte, war das Gewitter in voller Stärke zurückgekehrt. Der Donner
rollte beinahe ununterbrochen, und der Regen prasselte mit brutalem Gleichmut
auf die Landschaft herab, sich über die vergeblichen Bemühungen des
Scheibenwischers lustig machend. Innerhalb von zwei Minuten ließ das
Segeltuchdach des Austin Healey das Wasser durch, und ein unendliches Rinnsal
großer kalter Tropfen ergoß sich in meinen Nacken.
    Ein lebhafter, vielfach
gezackter Blitz erhellte für einen Augenblick die düstere Silhouette des Bald
Mountain, und dann tauchte die Straßengabelung vor mir in dem regenschimmernden
Scheinwerfer meines Wagens auf. Ich bog vorsichtig rechts ab, fuhr langsam noch
zwei Minuten weiter, und dann zuckte ein weiterer Blitz über den Himmel. In
seinem Licht konnte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher