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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady
Autoren: Carter Brown
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George.
    Also
hob ich den Kopf über den Deckel der Truhe und sah hinüber.
    Onkel
Ben war gegen die Wand getaumelt. Seine rechte Hand steckte noch immer in der
barbarischen Leopardenklaue, während sich seine Linke gegen die Seite preßte
und ein stetiges Rinnsal hellroten Bluts durch seine Finger sickerte.
    George
rannte auf ihn zu. Er hielt die Pistole ungeschickt in der Hand und hatte sogar
Tränen in den Augen. Die ganze Zeit über drang tief aus seiner Kehle dieses irre, unartikulierte Gewimmer.
    »Onkel
Ben!« Er kam, halb rutschend, vor der massiven Gestalt, die bereits einen
leicht geschrumpften Eindruck machte, zum Stehen.
    »Es
war ein Versehen !« winselte George. »Ich habe auf den
stinkigen Lieutenant gezielt und irgendwie...«
    »Dieser
stinkige Lieutenant hätte inzwischen keine Gurgel mehr, wenn Sie ihm nicht von
der Treppe oben zugeschrien hätten !« sagte Ben mit
verbitterter Stimme.
    »Ich
habe ihm gesagt, er solle bleiben, wo er ist, und die Hände hochheben !« Georges Gewimmer erreichte vor wütender Enttäuschung eine
neue Tonhöhe. »Er hat mich einfach nicht beachtet !«
    »Sie
Trottel!« Ben schüttelte verzweifelt den Kopf, während er ihn betrachtete. »Oh,
Sie armer unheilbarer Trottel, George!«
    »Kommen
Sie, Onkel Ben !« Georges Hände krallten sich in Bens
Jacke, während er wirkungslos versuchte, ihn zur Treppe zu ziehen. »Wir müssen
hier raus !«
    »Wissen
Sie was, Sie untauglicher Bastard !« sagte Ben wild.
»Der Lieutenant kauert etwa fünf Meter hinter Ihnen und hält eine Achtunddreißiger in der Hand. Und wenn er zielt, trifft er .«
    George
erstarrte plötzlich zu einer unbeweglichen Statue, und zugleich erstarb das
Gewimmer. Ich beobachtete ihn etwa eine halbe Minute lang, nur für den Fall,
daß ihm noch einmal im Leben etwas einfallen würde, was gefährlich sein könnte.
    Dann
kam ich langsam hinter der Teakholztruhe hervor und ging auf die beiden zu.
»Okay, George«, sagte ich gelassen. »Lassen Sie die Pistole fallen .«
    Die
Statue kehrte mir noch immer ihren steifen Rücken zu.
    »Ich
zähle bis fünf, George«, sagte ich ruhig. »Wenn Sie sie bis dahin noch nicht
haben fallen lassen, schieße ich. Eins — zwei — drei —«
    »Es
nützt nichts, Lieutenant«, sagte Ben kurz. »Er ist in einer Art Trancezustand.
Er sieht aus, als ob er bereits tot wäre .«
    »George
kann alles mögliche vortäuschen«, sagte ich kalt.
»Ich werde noch einmal zählen —«
    »Es
gibt einen einfacheren Weg, das herauszufinden«, brummte Ben.
    Er
hob langsam die Hand, und die Stahlklauen glitzerten hell, während sich die
Tatze Georges Gesicht näherte. Dann ließ er eine Klaue auf Georges Wange
entlanggleiten, und ich sah, wie sich dort plötzlich ein langes rotes Rinnsal
bildete.
    »Er
hat noch nicht einmal gezuckt«, sagte Ben angewidert. »Ich hatte eine Chance —
keine große — aber zumindest eine Chance. Wenn ich Ihre Kehle erwischt hätte,
könnte ich jetzt schon auf dem Weg nach dem Süden sein, und es hätte eine
kleine Möglichkeit für mich bestanden, nach Mexiko zu entkommen .«
    Sein
Gesicht legte sich in verachtungsvolle und angeekelte Falten, während er in
Georges erstarrtes Gesicht sah. »Aber er mußte natürlich versuchen, mir zu
helfen! Schreit sich genau im maßgeblichen Augenblick die Lunge aus dem Leib —
legt die verdammte Pistole auf Sie an und schießt mir zwei Löcher in den Leib !« Seine Stimme zitterte vor ohnmächtiger Wut. »Jetzt findet
er, es sei zuviel für ihn und versinkt in seinen
verdammten Trancezustand. Wissen Sie was, Lieutenant? Ich wette, er wird in ein
staatliches Sanatorium eingeliefert und ist in zwei Jahren wieder draußen —
während ich jetzt an den beiden Löchern eingehe, die er mir in die Seite
geschossen hat !« Seine Stimme hob sich plötzlich zu
einer Lautstärke, die beinahe sein früheres Gebrüll erreichte. »Nein, dieses
eine Mal wird George Farrow nicht davonlaufen !«
    Die
Stahlklauen beschrieben einen kurzen tödlichen Bogen, der schon beinahe zu Ende
war, bevor er richtig begonnen hatte. Aber der Stahl hatte aufgehört zu
glitzern und glänzte jetzt nur noch matt und feucht. Bevor ich noch die Pistole
hochreißen konnte, sackte Onkel Ben vornüber auf den Boden, und seine Schulter
prallte im Fallen gegen die Georges.
    Ein
paar Sekunden lang schwankte Georges steifer Körper vor und zurück wie ein
Zinnsoldat. Schließlich bekam er das Übergewicht nach hinten und fiel krachend
auf den Boden. Beide lagen da,
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