Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
und
schlug sie dann mit Schwung zusammen. Georges Kopf befand sich zwischen ihnen,
und die Außenkanten meiner beiden Hände prallten gleichzeitig gegen seine
Ohren. Das ist ein alter Ringkämpfertrick — nicht besonders angenehm, aber auch
nicht gerade bösartig. Es tut etwa fünf Minuten lang höllisch weh, und im übrigen passiert nichts dabei,
höchstens hat der Betroffene am nächsten Morgen Blumenkohlohren.
    George
taumelte im Keller umher und schrie sich die Lunge aus dem Leib, als ob ihm
jemand ein Bajonett in die Eingeweide gestoßen hätte. Als er das nächste Mal
nahe genug an mir vorbeitaumelte, packte ich ihn an der Krawatte und zog ihn so
weit zu mir heran, daß unsere Gesichter noch höchstens fünf Zentimeter
voneinander entfernt waren.
    »Das
war so was wie eine Kostprobe, George«, sagte ich. »Wenn Sie Loraine noch
einmal ein Haar krümmen, bekommen Sie das komplette Menü .« Ich stieß ihn von mir weg, der Treppe zu, und er stolperte mit erstaunlicher
Geschwindigkeit hinauf. Als er oben angelangt war, hatte er sogar vergessen zu
schreien.
    Ich
zündete mir eine Zigarette an, schlenderte langsam in Onkel Bens
Kuriositätenkabinett umher, und je mehr ich davon sah, desto erstaunter fragte
ich mich, in was für einer irren Welt er wohl in den fünfzehn langen Jahren
umhergereist sein mochte.
    Als
ich eben bei der dritten Runde war, hörte ich die Treppe knarren, und eine
dröhnende Stimme fragte: »Suchen Sie was, mein Junge ?«
    Ben
Harvey ließ langsam seinen massigen Leib die Treppe herab, wobei er vorsichtig
tastend nacheinander die Füße aufsetzte, bevor er sie voll belastete.
    »Wo
haben Sie denn Ihre Mau-Mau-Souvenirs aufbewahrt ?« fragte ich.
    »Dort
drüben.« Er wies auf die entfernteste Ecke. »Warten Sie, bis ich unten bin. Das
ist heute auch so eine verdammte Zeiterscheinung — alle haben es viel zu eilig,
zu ihrem Vergnügen zu kommen .«
    Ich
wartete, bis er vorsichtig die letzte Stufe herabgestiegen war und durch den
Keller auf mich zukam.
    »Scharade!«
Ich schüttelte verwundert den Kopf.
    »Was?«
Er zupfte ungeduldig an seinem Spitzbart. »Murmeln Sie nicht so vor sich hin,
mein Junge; wenn ich was hasse, dann ist es undeutliches Sprechen .«
    »Ich
glaube, Ihre Phantasie geht gelegentlich mit Ihnen durch, Ben«, sagte ich
milde. »Das Ärgerliche bei Ihnen ist, daß Sie, wenn Sie einmal eine gute Rolle
zu spielen hätten, der Versuchung, hin und wieder zu übertreiben, nicht
widerstehen können .«
    Die
blauen Augen hinter ihren Fettwülsten hörten plötzlich auf zu blinzeln. »Wovon,
zum Teufel, reden Sie eigentlich ?« bellte er mich an.
    »Von
der gesamten Inszenierung, Ben«, sagte ich. »Die Sache mit dem Gespenst war
auch ein bißchen zu dick aufgetragen — das von innen verschlossene Zimmer mit
der Leiche auf dem Teppich. Ihre Wandertage sind vorüber, Onkel Ben !«
    »Ich
weiß wirklich nicht, wovon Sie da reden«, polterte er. »He — jetzt fällt’s mir wieder ein — was Sie vorhin mit George
angestellt haben .« Er schüttelte den Kopf. »Das war
nicht nett, Lieutenant .«
    »Was
George angestellt hat, als er seine Schwester geprügelt hat, war auch nicht
nett«, sagte ich. »Und einem Mann, der Sie für seinen Freund gehalten hat, die
Gurgel herauszureißen, das war ebenfalls nicht sehr nett, Onkel Ben .«
    Er
zerrte etwa zehn Sekunden lang noch wilder an seinem Bart, und dann hellte sich
sein Gesicht plötzlich auf. »Jetzt habe ich begriffen !« brüllte er triumphierend. »Sie wollen mir etwas erzählen !«
    »Ich
erzähle Ihnen die Wahrheit, Onkel Ben«, sagte ich kalt. »Ich habe die ganze
Geschichte ziemlich satt und würde sie gern bald hinter mich bringen. Wollen
wir also nicht vielleicht dieses Katze-und-Maus-Spielen lassen ?«
    »Ich
höre«, sagte er gelassen.
    Ich
erzählte ihm dasselbe, was ich auch Justine erzählt
hatte, und fuhr dann fort: »Bis dahin war alles okay — Sie hatten Ellis so
weit, daß er unerbittlich gegen die Heirat von Martha und Slocombe eingestellt war — aber war das genug? Es bestand immer noch die Möglichkeit,
daß die beiden plötzlich zusammen davonlaufen würden — und in keinem Fall
genügte es, Martha daran zu hindern, Slocombe zu
heiraten. Sie mußte mit George verheiratet werden, damit ihre zwanzig Prozent
Grundstücksanteil mit Sicherheit gegen Ellis eingesetzt werden konnten .«
    Onkel
Ben tat zum erstenmal , seit ich mit dieser Geschichte
begonnen hatte, den Mund auf. »Wollen Sie behaupten, daß ich der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher