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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady
Autoren: Carter Brown
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»Wie wär’s, wenn Sie auf den Grabstein
schrieben: >Hier ruht für immer ein junger Dickkopf — glaubte nicht an
Geister, der arme Tropf<, oder so ähnlich .«
    »Das ist ein ebenso schlechter
wie geschmackloser Witz, Lieutenant«, sagte Ellis steif.
    Ben brach plötzlich erneut in
heftiges Gelächter aus. »Aber verdammt komisch, Ellis, das mußt du zugeben !« Er zupfte selig an seinem Bart. »Ein Polyp mit Sinn für
Humor — das gefällt mir, Ellis .«
    Ich erwog für einen kurzen
Augenblick sehnsuchtsvoll, ob ich, wenn ich ihm geradewegs eine Kugel durch
seinen Bocksbart jagen würde, dies bei Lavers nicht
mit Notwehr entschuldigen könnte.
    »Seit wann ist das Fenster in
jenem Zimmer zugenagelt ?« fragte ich Ellis barsch.
    »Seit Lebzeiten meines
Großvaters«, sagte er düster.
    »Und ist auch die Tür seit
dieser Zeit zugeschlossen gewesen ?«
    »Ja.«
    »Wie viele Schlüssel gibt es zu
der Tür ?«
    »Nur den einen.« Er fuhr sich
mit plötzlicher Gereiztheit mit der Innenfläche seiner knochigen Hand über die
durchscheinende, gestraffte Haut seiner Wange. »All diese Fragen sind läppische
Zeitverschwendung, Lieutenant. Es gibt nur diesen einen Schlüssel, und er hat
sich seit Lebzeiten meines Großvaters Nigel Harvey vom Vater auf den Sohn
weitervererbt. Er blieb immer sorgfältig eingeschlossen und war vor neugierigen
Kindern und sensationslüsternen Herumtreibern völlig sicher! Ich nahm ihn heute abend aus meiner Schreibtischschublade und gab ihn Slocombe am Tisch nach dem Abendessen .«
    »Ich glaube, der Lieutenant
hegt den Verdacht, wir hätten diesen Familienfluch und die Graue Dame erfunden,
einfach um eine Erklärung für das, was heute nacht geschehen ist, zu haben«, sagte Justine mit leicht
verächtlicher Stimme. »Meiner Ansicht nach solltest du ihm Delias Porträt in
deinem Arbeitszimmer zeigen, Vater .«
    »Das ist lächerlich«, sagte
George Farrow hitzig. »Ich weiß darüber Bescheid, seit ich die Familie kenne —
und das müssen mehr als drei Jahre sein !«
    Wie auf ein Stichwort hin
klingelte es laut an der Haustür, und das erlöste mich aus meiner unmöglichen
Situation. Farrow schoß förmlich von seinem Stuhl hoch, und seine Augen quollen
erneut hervor. Selbst Bens Spitzbart zitterte angeregt.
    »Ich mache auf«, sagte Justine ruhig und stand auf.
    »Lassen Sie nur«, sagte ich.
»Das wird der Doktor sein und noch weitere Polizeibeamte, ich werde öffnen .«
    Sie sank wieder in ihren Stuhl
zurück. »Was sollen wir tun, solange Sie weg sind, Lieutenant ?«
    »Hier warten .« Ich lächelte ihr freundlich zu. »Ich gebe Ihnen mein Wort, daß wir Sie rufen
werden, wenn wir einen großen grauen Wolf unter dem Bett versteckt finden .«
    Ihre dunklen Augen funkelten
plötzlich wild. »Sie Bauer !« fauchte sie.
    »In diesem Haus kann man nur froh
sein, wenn man einer ist«, sagte ich vergnügt. »Wenn man bedenkt, wie die
Familie Harvey einst mit den Landedelleuten umgesprungen ist !«

VIERTES KAPITEL
     
    D oktor Murphy richtete sich
mühsam wieder auf, und sein melancholisches Gesicht war um ein paar Schattierungen
bleicher als gewöhnlich.
    »Ich habe früher auch schon
Leichen gesehen...«, murmelte er.
    »Was halten Sie davon, Doc ?« fragte ich ihn.
    »Die Todesursache ist aufs
unangenehmste offensichtlich«, brummte er. »Die Waffe — fragen Sie mich nicht!
Drei oder vier Fleischerhaken?« Er schnüffelte hörbar. »Riechen Sie hier was,
Wheeler — ich meine von Ihrem langsam verwesenden Hirn abgesehen ?«
    Ich schnupperte laut und
überlegte eine kleine Weile.
    »Ich kann nur feststellen, daß
Sie erfolgreich eine weitere Hauptperson aus einer Ihrer Krankengeschichten zur
Strecke gebracht haben«, sagte ich schließlich. »Sie stinken nach Formalin .«
    »Ich meine es ernst !« knurrte er.
    »Ja, ich rieche etwas«, stimmte
ich zu. »Es war noch wesentlich stärker, als ich zuerst hier hereinkam, gleich
nachdem ich das Türschloß zerschossen hatte. Es roch
wie in einem Zoo am Abend eines heißen Tages .«
    »Ein Tier ?« sagte Murphy nachdenklich. »Das ist möglich, aber was für ein Tier könnte in
ein Zimmer im oberen Stock kommen und...«
    »Es müßte eines mit einem
starken Gebiß gewesen sein«, sagte ich angewidert. »So etwas wie ein Wolf
vielleicht? Oder etwa ein großer Hund?«
    »Es sieht eher danach aus, als
ob ihm die Gurgel herausgerissen und nicht herausgebissen worden wäre«, sagte
Murphy ohne Bedenken. »Über die Zähne brauchen Sie sich keine
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