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Al Wheeler und die Flotte Biene

Al Wheeler und die Flotte Biene

Titel: Al Wheeler und die Flotte Biene
Autoren: Carter Brown
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nächsten Großen Preis von Monaco, und wir kamen an,
bevor ich noch richtig Zeit fand, nervös zu werden. Das Haus war eine weiße
Stuckvilla, die aussah, als ob sie aus dem Tiefen Süden heraufversetzt worden
sei, und jeden Augenblick erwartete ich, Scarlet O’Hara die Stufen herabeilen
zu sehen. Aber lediglich ein Butler öffnete uns die Tür.
    »Guten Abend, Henry«, sagte
Barbie zu ihm.
    »Guten Abend, Miß Barbie.«
    Der Butler war einiges über
einen Meter fünfundachtzig groß und dazu überaus kräftig gebaut. Er hatte
graumeliertes dunkles Haar und einen dazu passenden Oberlippenbart und sah im
übrigen aus, als ob er im Küchentrakt ohne jede Mühe seine eigene Mafia leiten
könnte. Er ging uns voran durch einen prächtigen Korridor, vorbei an der
geschwungenen Treppe bis zu einem weiteren breiten Flur. An dessen Ende blieb
er stehen und klopfte ehrerbietig an eine Tür.
    »Herein«, sagte eine männliche
Stimme aus dem Zimmer heraus.
    »Ich glaube, das ist der
Augenblick, in dem Sie auf sich selbst angewiesen sind, Al«, sagte Barbie mit
zaghafter Stimme. Ihre Hand berührte flüchtig meinen Arm. »Hoffentlich verläuft
alles okay für Sie.«
    Der Butler öffnete mir die Tür
und schloß sie dann wieder hinter mir. Der Raum wurde als Arbeitszimmer
benutzt, wie ich scharfsinnig an dem seitlich stehenden Schreibtisch erkannte,
dessen Platte mit Leder bezogen war. Die Wände waren mit kostbar aussehenden
Gemälden vollgehängt, auch wenn es sich um Reproduktionen handeln sollte, was
ich jedoch bezweifelte. In der Mitte des Raums standen vier Ledersessel, und
dahinter war eine äußerst reichlich ausgestattet wirkende Bar sichtbar. Hinter
ihr stand ein Mann, der sich soeben einen Drink eingoß .
    Ich schätzte sein Alter auf
Anfang Fünfzig. Er war gebaut wie ein Bulle, hatte breite, massive Schultern
und einen kurzen Hals. Er war annähernd so groß wie ich, aber seine
tonnenartige Figur ließ ihn kürzer erscheinen als er in Wirklichkeit war. Das
dichte schwarze Haar trat ein bißchen aus der Stirn zurück, und die
tiefliegenden Augen waren dunkel. Seine Haut war bis zu einem Mahagoniton
gebräunt und sein Mund schmal. Die Atmosphäre von Macht und Arroganz, die er
ausstrahlte, erfüllte förmlich das Zimmer.
    »Sie sind also Wheeler«, sagte
er mit tiefer Baritonstimme. »Wollen Sie was trinken?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Wenn Sie mit Barbie geschlafen
haben, bevor Sie hierherkamen, muß es sehr schnell gegangen sein.«
    »Vermutlich ja«, pflichtete ich
bei.
    Er lachte leise und kehlig.
»Mir gefällt Ihr Stil, Wheeler.«
    Ich ging auf den nächsten
Ledersessel zu und ließ mich gemütlich nieder.
    »Ich heiße Sloan«, sagte der
Mann. »Edward Sloan.«
    »Freut mich.«
    »Sagt Ihnen der Name nichts?«
    »Nicht das geringste.«
    »Ich habe ganz vergessen, daß
Sie außerhalb des Sheriffsbüros arbeiten — gearbeitet
haben«, sagte er. »Fragen Sie in den Geschäftsvierteln von Pine City, ob der Name dort was bedeutet.«
    »Jetzt gleich?«
    Er lachte erneut. »Okay, Sie
sind also nicht beeindruckt. Es ist auch nicht wichtig. Mir gehört ein
erheblicher Teil dieser Stadt, und wenn ich sage, daß was geschehen soll, dann
geschieht es. Mir gehören auch eine ganze Menge Leute hier. Alle möglichen
Leute. Und sie sind nur zu begierig, das auszuführen, was ich erledigt haben
möchte. Denn sie schulden mir einen Gefallen oder Geld, oder sie wollen was von
mir, oder sie haben Angst, was passieren könnte, wenn sie nicht tun, was ich
will. Es ist wichtig, daß Sie wenigstens so viel wissen, Wheeler.«
    »Sie wollen also, daß ich was
für Sie tue?«
    »Da haben Sie den Nagel auf den
Kopf getroffen. Ich möchte tatsächlich, daß Sie was für mich tun«, erwiderte
er. »Mein Problem bestand dahin, wie ich den Hebel richtig ansetzen sollte.«
    »Hebel?«
    »Ich weiß eine Menge über Sie«,
sagte er. »Sie haben einen brillanten Ruf als Polizeibeamter, aber ein Haufen
Leute halten Sie trotzdem nicht für einen guten Bullen. Sie verstoßen gegen die
Spielregeln. Sie sind ein Einzelgänger. Sie halten sich nicht an die
Vorschriften. Wenn Sie sich mit einem Mord befassen, besteht eine große
Wahrscheinlichkeit, daß Sie den Mörder tot statt lebendig anschleppen. Bisher
sind Sie mit heiler Haut davongekommen, weil Sie immer den Richtigen erwischt
haben. Zumindest haben Sie jeweils nachweisen können, daß er der Richtige war.
Es gibt eine Unmenge Leute im Rathaus, im Büro des Distriktstaatsanwalts und
der
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