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Al Wheeler und die Flotte Biene

Al Wheeler und die Flotte Biene

Titel: Al Wheeler und die Flotte Biene
Autoren: Carter Brown
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an
irgendwas sonst interessiert. Das Mädchen gab einen rauhen ,
schluchzenden Laut von sich, griff nach ihrem Kleid, das zusammengeknüllt neben
ihr lag, zog es über den Kopf und zerrte es dann über ihren Körper nach unten.
Gleich darauf kniete sie neben dem bewußtlosen jungen
Burschen nieder und nahm seinen Kopf in die Arme.
    »Jamie!« schluchzte sie. »Fehlt
dir was?«
    Jamie?
    »Ich werde einen Doktor rufen«,
sagte der Mann mittleren Alters. »Und die Polizei.«
    »Wegen der Polizei brauchen Sie
sich keine Gedanken zu machen«, erklärte ich ihm. »Ich bin die Polizei.«
    Einen kurzen Augenblick lang
sah er drein, als wollte er mir an Ort und Stelle ins Auge spucken, dann drehte
er sich um und rannte unbeholfen in Richtung zur Straße.
    »Eine brutale Attacke«, sagte
die Frau mittleren Alters mit bebender Stimme. »Absolut brutal! Aber keine
Angst, mein Liebes, Ihr junger Mann wird bei der richtigen ärztlichen Betreuung
schon wieder in Ordnung kommen, und außerdem haben wir die ganze Sache
mitangesehen.«
    »Ich habe Aufnahmen gemacht«,
erklärte der Kerl mit der Kamera grimmig.
    »Augenblick mal«, sagte ich.
»Ich hörte dieses Mädchen schreien...«
    »Natürlich habe ich geschrieen !« Das Mädchen blickte zornig zu mir auf. »Wer
hätte nicht geschrieen , als Sie da plötzlich aus dem
Nichts aufkreuzten und den armen Jamie zusammenschlugen.«
    »Er hat wahrscheinlich nicht
alle Tassen im Schrank«, sagte einer der jungen Burschen ohne jedes Mitgefühl
in der Stimme. »Der kommt selbst nirgendwo zum Zug und kann’s nicht ertragen,
wenn’s bei jemand anderem klappt.«
    »Die beiden waren doch ganz
allein und kilometerweit von allen anderen am Strand entfernt«, sagte sein
Freund. »Wen hat das schon gestört?«
    »Na schön«, sagte das Mädchen
in hoffnungslosem Ton. »Wir haben’s miteinander getrieben. Wir sind verlobt und
werden in zwei Monaten heiraten. Das heißt, wenn der arme Jamie bis dahin nicht
noch im Krankenhaus liegt.«
    Sie begann erneut zu weinen, in rauhen Schluchzlauten , die
ihren ganzen Körper erschütterten. Die Frau beugte sich hinab, legte die Arme
um die Schultern des Mädchens und gab kleine, gurrende Laute des Mitleids von
sich. Die drei Burschen starrten mich mit steinernen Visagen an. Dann, nach
verteufelt langer Zeit, wie mir schien, kehrte der Ehemann der Frau zurück. Er
hatte sowohl einen Arzt als auch im Büro des Sheriffs angerufen, verkündete er
stolz, und der Doktor und ein Beamter seien bereits unterwegs. Danach hätte ich
mich eigentlich besser fühlen sollen, aber irgendwie war die Wirkung genau
entgegengesetzt.
     
    Am nächsten Morgen tauchte ich
fünf Minuten vor neun im Sheriffbüro auf, was eine Art Rekord darstellte.
Annabelle Jackson, der Stolz des Südens und zudem die Sekretärin des Sheriffs,
ließ mir ein dubioses Lächeln zukommen, als sie mich sah. »Er wartet auf Sie,
Al«, sagte sie. »Dr. Murphy ist bei ihm.«
    Am Abend zuvor waren wir alle
miteinander im Sheriffbüro eingetroffen, mit Ausnahme von Jamie, der mit einem
Krankenwagen direkt ins Hospital gebracht worden war. Der Sergeant vom Dienst
hatte mich vor den übrigen identifiziert, aber das hatte die Angelegenheit nur
noch verschlimmert. Ein Verrückter, der unschuldige Leute zusammenschlug, war
schon ein Skandal, aber ein verrückter Bulle, der unschuldige Leute
zusammenschlug, war ein zehnfacher Skandal. Nach fünf Minuten hatte ich das
Büro verlassen und war nach Hause gefahren, denn es schien mir sinnlos, noch
länger dazubleiben. Gegen Mitternacht hatte ich im Krankenhaus angerufen, wo
man mir mitteilte, dem Burschen ginge es den Umständen entsprechend gut, was
immer das heißen sollte.
    »Wußten Sie, daß ich ein Irrer
bin?« fragte ich Annabelle.
    »Na klar.« Sie glättete das
Vorderteil ihrer Bluse, so daß sich ihre schönen Brüste in verblüffend
detaillierten Umrissen abzeichneten. »Aber ich hätte nicht geglaubt, daß Sie zu
dieser Sorte Irrer gehören, Honiglämmchen.«
    Sie war wirklich ein großer
Trost in meinem Elend. Ich trat ins Büro des Sheriffs, ohne mich der Mühe des
Anklopfens zu unterziehen. Sheriff Lavers saß hinter seinem Schreibtisch, die
Zigarre in den Mund geklemmt, das Gesicht grimmig. Alle seine sieben Kinne
strahlten Mißfallen aus. Doc Murphy stand mit leicht besorgtem Gesichtsausdruck
neben dem Schreibtisch.
    »Sehen Sie sich das mal an«,
sagte Lavers und schob mir einen Stapel Fotos über die Schreibtischplatte hin.
    Ich warf einen Blick auf
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