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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls
Autoren: Carter Brown
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für ihn, den Kolben meiner Achtunddreißiger bequem mit meiner Hand
umschließend. »Lassen Sie Ihre Pistole fallen, Lennie.«
    Er erstarrte, den Rücken mir
zugewandt. »Nein!«
    »Wenn ich Sie erschieße, kriege
ich dafür schlimmstenfalls einen Orden«, sagte ich kalt. »Also lassen Sie sie
fallen.«
    Ich hörte Lisa vor Entsetzen
wimmern, während sie sich hart gegen die Rückenlehne der Couch preßte. Die
Augen sprangen ihr beinahe aus dem Kopf. »Nein«, flüsterte sie, »nein, nein,
nein!«
    »Ich brauche bloß ein bißchen
abzudrücken, und sie kriegt eine Kugel dahin, wo es weh tut«, sagte Lennie
gleichmütig. »Wollen Sie, daß die Dame draufgeht, Polyp?«
    »Warum nicht?« sagte ich
höflich. »Wenn Sie sich danach besser fühlen.«
    Schweigen lastete etwa drei
Sekunden auf uns. »Burt?« Lennies Stimme klang ein wenig angestrengt. »Das ist
doch nicht sein Ernst?«
    »Ich bin da nicht sicher«,
sagte Evans vorsichtig.
    »Es kann nicht sein Ernst
sein!« Lennies Stimme klang nach wie vor nicht ganz überzeugt. »Er ist doch ein
Polyp, nicht wahr? Er kann doch nicht zulassen, daß ein Frauenzimmer umgebracht
wird!«
    »Selbst wenn ihr Leben nur kurz
war«, sagte ich, »kann doch niemand behaupten, daß es nicht interessant war.
Ich wollte, Sie würden aufhören, mich hinzuhalten, und mir die Rechtfertigung
dafür bieten, daß ich Ihnen in den Rücken schießen kann.«
    »Sie dreckiger, stinkender
Mistpolyp!« Er schluchzte beinahe. »Das würde Ihnen so passen, was?«
    »Was für eine blöde Frage«,
sagte ich verächtlich.
    »Es war dasselbe mit Pete!«
Seine Stimme klang belegt vor Selbstmitleid. »Die Polypen warteten, bis er
hilflos war, dann jagten sie ihm eine Kugel ins Bein und ließen ihn für sein
ganzes Leben lang verkrüppelt. Aber mit mir können Sie nicht dasselbe tun,
Polyp. Ich denke nicht daran, hier stehenzubleiben und darauf zu warten, daß
Sie mir eine Kugel zwischen die Schulterblätter schießen. Ich werde...«
    Er fuhr zu mir herum und begann
dabei, abzudrücken. Vielleicht hoffte er, daß weitgestreute Schüsse ihn
schneller dazu bringen würden, mich zu treffen, oder vielleicht bildete das
Ganze für ihn auch nur eine Erleichterung. Wie dem auch war, es spielte keine
Rolle. Er drückte zum viertenmal ab, als sich sein Gesicht vom Profil zum
Halbprofil wandte, in dem ich ein starres Auge und den zu einem lautlosen
Knurren verzogenen Mund sehen konnte. Ich drückte die Achtunddreißiger zweimal
ab. Die erste Kugel schlug ein Loch in seinen Backenknochen, unmittelbar unter
dem starren Auge, und die zweite fuhr ihm in die Brust. Er stoppte mitten in
der Drehung und plumpste auf die Couch. Die Pistole fiel aus seiner Hand,
prallte einmal auf dem Boden auf und blieb dort liegen.
    Von Evans drang ein schwach
gurgelnder Laut herüber. Als ich ihn anblickte, hielt er beide Hände vor den
Magen gepreßt und versuchte, das zwischen seinen Fingern hervorsickernde Blut
zurückzuhalten. Seine verschleierten Augen starrten mich ungläubig an.
    »Dieser Idiot!« Er fletschte
die Zähne. »Es war ihm völlig egal, daß ich in Schußrichtung stand, als er mit
Schießen begonnen hat.«
    Sein Mund verzerrte sich
weiter, aber es kamen keine Worte mehr heraus. Dann glitt er auf die Knie und
starrte auf den Boden, als stünden dort all die wichtigen Geheimnisse
geschrieben, die er bisher in den Rauchspiralen seiner Zigarre gesehen hatte.
Fünf Sekunden später stieß er einen kleinen Seufzer aus und fiel nach vorn aufs
Gesicht.
    »Al!« Lisa fuhr von der Couch
hoch, als ob sie dort auf einem Schweißbrenner gesessen hätte, und umschlang
mich mit beiden Armen. »Sie haben mein Leben gerettet! Sie haben Ihr und mein
Leben gerettet! Sie sind ein Held! Ein richtiger, himmlischer Held!«
    Ich löste ihre Arme von meinem
Hals und schob sie von mir weg. »Sie sehen scheußlich aus!« brummte ich.
»Machen Sie Ihr Gesicht zurecht und ziehen Sie was Richtiges an.«
    Sie berührte ihre geschwollenen
Wangen mit sachte prüfenden Fingerspitzen. »Ich muß gräßlich aussehen! Okay,
mein Held, ich werde mein Gesicht zurechtmachen und«, sie blickte mit einer Art
selbstgefälliger Zufriedenheit auf ihre nackten Brüste hinab, »und mich
bekleiden.« An der Tür blieb sie einen Augenblick lang stehen und lächelte. »Es
wird nicht lange dauern — das verspreche ich! Wie wär’s, wenn Sie uns etwas zu
trinken einschenkten, während ich weg bin?«
    Ich schob die Achtunddreißiger
in die Gürtelhalfter, kniete dann
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