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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls
Autoren: Carter Brown
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auf«, sagte ich.
    Sie wischte sich mechanisch mit
dem Handrücken über den Mund, wobei ihr Lippenstift noch ein bißchen mehr
verschmiert wurde, und dann schwankte sie plötzlich. »Er wird mich umbringen!«
flüsterte sie. »Sie haben keine Ahnung, wie er ist!«
    »Er wird uns beide umbringen,
wenn er nur irgendwie Gelegenheit dazu bekommt«, sagte ich. »Damit dürften Sie
wohl oder übel auf meiner Seite stehen, Lisa.« Sie nickte zustimmend, aber in
ihren Augen lag nach wie vor ein hoffnungsloser Ausdruck, der nicht sonderlich
schmeichelhaft für mich war. »Lassen Sie ihn herein.« Ich ergriff ihre
Schultern, drehte sie mit dem Gesicht zur Tür und gab ihr einen Schubs. Sie
rannte unsicher aus dem Zimmer.
    Ich suchte mir einen Sessel
aus, der nicht geradewegs der Tür zugewandt war, nahm die Achtunddreißiger aus
der Gürtelhalfter, ließ sie zwischen Sitzpolster und Lehne des Sessels gleiten
und setzte mich dann. Die Finger meiner rechten Hand waren etwa zwei Zentimeter
vom Pistolengriff entfernt, und ich fühlte mich auf diese Weise wesentlich
besser. Draußen im Korridor hörte ich das Geräusch einer sich öffnenden Tür,
dann Stimmen, und zwei Sekunden später kam Lisa ins Zimmer zurück, gefolgt von
Evans.
    »Lieutenant!« Er nickte
ernsthaft. »Vielleicht können Sie mir erzählen, was das alles bedeuten soll? Da
bekomme ich vor etwa einer halben Stunde diesen verrückten Anruf von Lisa, und
dann legt sie auch noch einfach auf. Ich habe versucht, sie meinerseits
anzurufen, aber die Leitung war die ganze Zeit über besetzt, und so habe ich
gedacht, ich komme vielleicht besser her.«
    »Allein?« fragte ich.
    »Natürlich.« Er grinste
bedächtig. »Sie werden ja wohl nicht annehmen, daß ich Merle mitbringe, wenn
ich Lisa besuche.«
    »Lisa ist zu dem Schluß
gekommen, daß sie nicht stillschweigend zwei Morde schlucken kann«, sagte ich
leichthin. »Deshalb dachte sie, es wäre besser, wenn sie mit mir eine Abmachung
träfe. Sie hat alles von Anfang bis Ende der Reihe nach erzählt, Evans, und
jetzt kommt der Schlußpunkt.«
    »Er lügt!« Lisa ergriff seinen
Arm. »Ich schwöre dir, er lügt, Burt! Das ist nichts als billiger Schwindel.
Ich habe überhaupt nie angerufen, es war...«
    Evans machte eine plötzliche
Armbewegung, und sie taumelte von ihm weg. »Du billiges, verlogenes
Frauenzimmer«, sagte er mit dünner Stimme. »Er lügt? Sieh ihn doch an — wie er
dasitzt mit seiner zufriedenen Fratze, wie eine Katze, die eben den
Kanarienvogel gefressen hat!«
    Sie öffnete den Mund, um etwas
zu sagen, und schrie dann mit dünner Stimme auf, als Evans sich ihr ohne Eile
näherte. Ihre Kniekehlen prallten gegen die Kante der Couch, so daß sie nicht
weiter zurückweichen konnte. Er schlug ihr mit dem Handrücken über den Mund.
Lisa fiel auf die Couch zurück, krümmte sich dort zusammen und wimmerte wie ein
verängstigtes Kind.
    »Liebe und Küsse für den
Lieutenant, während du mich in die Gaskammer verkaufst«, flüsterte er. »Ich
sollte...«
    »Nick muß durch eine Art Unfall
ums Leben gekommen sein«, unterbrach ich ihn. »Wie ist es passiert?«
    Er drehte langsam den Kopf und
blickte mich ein paar Sekunden lang schweigend an, während ich darauf wartete,
daß sich ein Strom von Beschimpfungen über seine Lippen ergießen würde. »Ein
Unfall?« Er nickte. »So könnte man es vielleicht nennen. Nick fiel es schwer,
den Gedanken zu ertragen, daß seine Frau in den letzten paar Monaten Lennies
Geliebte gewesen war. Aber dann mußte Lennie ihm ein paar aufschlußreiche Fotos
zeigen, und Nick spielte verrückt, riß seine Pistole aus seiner
Schreibtischschublade und«, er zuckte leicht die Schultern, »Lennie packte
diesen Bronzekopf. Das ist der Ärger mit Lennie, wenn man ihn einmal von der
Leine läßt, kann ihn nichts mehr zurückhalten. Als ich ihn am Arm packte, war
es bereits zu spät.«
    »Nicks Hinterkopf wurde
eingeschlagen«, sagte ich. »Hätte er auf Lennie gezielt, hätte er ihm das
Gesicht zugewandt.«
    »Nick hat auf mich gezielt«,
sagte Evans mit müder Stimme. »Er wußte, daß ich hinter allem steckte. Lennie
stand zu diesem Zeitpunkt hinter ihm. Ich konnte hinterher nicht richtig böse
auf ihn sein, weil er vermutlich mein Leben gerettet hat. Nick hätte bestimmt
abgedrückt.«
    »Lennie nahm die Pistole mit
und hat damit Eve Kutter erschossen?«
    »Lennie liebt es, Leute
umzubringen. Noch mehr, als Leuten weh zu tun.« Er lächelte mir zu. »Am
allerliebsten würde Lennie einen
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