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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls
Autoren: Carter Brown
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nickte. »Doris
ist ein schüchternes Mädchen.«
    Sie ging zur Hi-Fi-Anlage und
begann, die Platten auszusortieren, als wollte sie ein Angebot darauf machen.
Schließlich hatte sie ihre Wahl getroffen und die Platten aufgelegt. Dann
verschwand sie in der Küche — wahrscheinlich, um ein scharfes Messer zu holen,
dachte ich. Aber spielte das noch eine Rolle? Sie kam, ein Glas in jeder Hand,
zurück, stellte beide vorsichtig auf das Kaffeetischchen und ging zum
Hi-Fi-Gerät hinüber. Ich hörte das Klicken, als sie den Apparat einschaltete,
und gleich darauf drangen die langsamen, aufreizenden Rhythmen spanischer
Gitarren leise von den Wänden her auf mich ein. Toni nahm die Gläser und kam
damit zu dem Sessel, in dem ich saß. »Trink das!« Sie schob mir das eine Glas
in die Hand.
    »Scotch?« fragte ich
automatisch.
    »Aphrodisiakum!« Ein wildes
Funkeln kam in ihre Augen. »Nach einem Geheimrezept meiner Großmutter, die aus
einer Familie von Militärs kam und als das Mädchen bekannt war, auf das
sämtliche Toasts in West Point und allen anderen Orten nördlich und westlich
ausgebracht wurden.« Sie leckte sich mit der Zungenspitze genießerisch die
Oberlippe. »Ich bin nach meiner Großmutter geraten.«
    Widerwillig war ich
interessiert. »Ist das das Rezept, das besonders wirkungsvoll ist, wenn es zur
Musik spanischer Gitarren getrunken wird?«
    »Genau das!«
    Ich nahm einen unvorsichtigen
Schluck. Das Getränk schmeckte überraschend stark nach Scotch. »Was passiert
jetzt?«
    »Spürst du nicht, wie du von
wildem Wahn erfaßt wirst?« fragte sie erwartungsvoll.
    »Nein«, gab ich mit echtem
Bedauern zu. »Vielleicht funktioniert meine Leber nicht recht.«
    »Möglicherweise bekommst du
erst Halluzinationen.«
    »Meinst du nicht vielleicht
Illusionen?«
    »Vielleicht hast du recht.« Sie
lächelte voller Wärme. »So oder so handelt es sich um fast nackte Blondinen,
die vor deinen Augen herumhüpfen.«
    Ich lehnte mich mit starren
Augen vor. »Ich sehe überhaupt nichts.«
    »Dann nimm besser noch einen
Schluck von diesem Aphrodisiakum.«
    Der Scotch schmeckte beim
zweiten Schluck noch besser. Ich nahm einen dritten, nur um mich zu überzeugen,
ob ich recht hatte. Toni begann ihren Mantel aufzuknöpfen und wandte sich dann
plötzlich ab, so daß sie mir den Rücken zuwandte. Das gab mir die Gelegenheit,
mein Glas mit Aphrodisiakum zu leeren und heimlich ihr volles Glas vom
Kaffeetischchen zu nehmen, als sie gerade nicht hersah.
    »Siehst du was?« fragte sie
über ihre Schulter weg.
    »Eine Blondine«, sagte ich
zweifelnd, »die eine Art Zelt trägt.«
    »Konzentriere dich!«
    Ich konzentrierte mich und nahm
zugleich ein paar schnelle Schlucke ihres Aphrodisiakums zu mir. Der Mantel
glitt von Tonis Schultern, ein nackter Arm fuhr aus dem Ärmel, und dann schwang
ihre Hand den Mantel wie die muleta eines Stierkämpfers, bis er
schließlich durchs Zimmer und auf den Boden flog. »Siehst du immer noch
nichts?« murmelte sie.
    Plötzlich war ich in einer
herrlichen Halluzination befangen. Vor mir stand eine fast nackte Blondine, die
spitzen Brüste herausfordernd in die Luft gereckt. Ein wie eine Zuckerstange
gestreiftes Seidenhöschen umklammerte ekstatisch ihre Hüfte; und ich wußte
genau, was ich dabei empfinden mußte. Durch irgendeinen Hebeltrick war ich
plötzlich auf den Beinen und stellte ihr nahezu leeres Glas auf das Tischchen.
Ich ergriff ihren Arm, zog sie an mich und legte dann ihre Hand auf meine
Brust.
    »Spürst du den wilden Wahn?«
fragte ich sachlich. »Mein Herz stampft wie ein plattfüßiger Polyp am Ende
seines Streifengangs.«
    »Du solltest das meine auch
fühlen«, murmelte sie. Dann lächelte sie leicht. »Wie dumm von mir Das tust du
ja bereits!«
    Ich ließ meine Hände über den
Rücken und das festgerundete Hinterteil gleiten, beugte die Knie und legte die
Hände hinter ihre Schenkel. Darm stemmte ich meine Schulter gegen ihren Magen
und richtete mich schnell wieder auf, so daß sie, das Gesicht nach unten, über
meiner Schulter hing. Als ich das Schlafzimmer erreicht hatte, ließ ich sie
sachte aufs Bett fallen, wo sie mit milde überraschtem Ausdruck in den Augen zu
mir aufblickte. »Was hast du denn an der Couch auszusetzen?«
    »Die Couch mag ganz recht für
Al den Unglaublichen sein«, sagte ich in beiläufigem Ton. »Aber für Al den
Supermann?«
    »Ich muß am Freitag den Zug
erwischen«, sagte sie. »Ich mache mich zu neuen Weiden auf.«
    »Da hast du noch eine
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