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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls
Autoren: Carter Brown
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neben Evans hin und rollte ihn auf den
Rücken. Seine verschleierten Augen starrten blicklos zur Decke, und ich
überlegte, daß die rotbackige Blonde nunmehr zur Diät übergehen müsse, denn der
Mann, der die Rechnungen bezahlt hatte, war nun in die große
Bananencremespeisekonditorei der Ewigkeit eingegangen, oder wohin immer
Burschen wie Burt Evans in diesem Fall zu verschwinden pflegen. Ich stand auf,
ging zum Telefon und rief das Büro des Sheriffs an. Polnik war inzwischen
wieder dort angelangt, und so sprach ich mit ihm. Der Sheriff war noch nicht
von George Kutters Haus zurück, sagte der Sergeant. Demnach verhörte er George
nach wie vor. Ich befahl Polnik, Lavers anzurufen und ihm zu erzählen, was sich
ereignet hatte, bevor er George Anlaß gäbe, Anklage wegen unrechtmäßiger Verhaftung
zu erheben. Dann ging ich zur Bar, goß die beiden Gläser ein, wie Lisa
vorgeschlagen hatte, und trank alle beide aus. Ich goß zwei weitere ein,
zündete mir eine Zigarette an und hörte gleich darauf ihre Stimme.
    »Wie gefällt Ihnen meine
Kleidung, Al?«
    Sie stand im Türrahmen, ein
selbstsicheres Lächeln auf den Lippen, während sie auf meinen Beifall wartete.
Eine dicke Schicht Teint verdeckte die gedunsenen Wangen und die blauen
Flecken. Mascara verwischte nahezu die Tatsache, daß sie vor kurzem noch geweint
hatte, und frischer Lippenstift gab den geschwollenen Lippen etwas
Provokatorisches. Ihr Lächeln vertiefte sich unter meinem prüfenden Blick, und
dann kam sie langsam, mit schwingenden Hüften, auf die Bar zu. Sie trug einen
tief ausgeschnittenen Büstenhalter aus durchsichtiger Spitze und ein dazu
passendes Höschen. Schwarze Abendschuhe vervollständigten das Bild.
    »Wie gefällt Ihnen die
Aufmachung, Al?« Sie blieb neben mir stehen und nahm das nächststehende Glas
von der Bar. »Sie sagten doch, ich solle mich ankleiden, nicht?«
    »Es gefällt mir prima.« Ich
warf einen Blick auf meine Uhr. »Die Jungens in Uniform, die gleich hier
eintreffen, um Sie mitzunehmen, werden es auch prima finden, dessen bin ich
sicher.«
    Ihr Gesicht erstarrte, und der
gute Whisky schwappte aus dem Glas, als sie es auf die Bar stellte. »Wollen Sie
mich im Stich lassen?«
    »Was denken Sie denn?« knurrte
ich.
    Sie biß sich auf die
Unterlippe. »Ich möchte Ihnen gern eine einzige Frage stellen. Als Lennie
sagte, er wolle mich erschießen, und Sie ihm sagten, er solle es nur tun — da
wußten Sie doch, daß er nur bluffte, nicht wahr?«
    Ich blickte sie eine Sekunde
lang an und schüttelte dann den Kopf.
    »Oh!« Sie wandte rasch die
Augen ab. »Was, glauben Sie, wird nun mit mir geschehen?«
    »Mit einigem Glück sind Sie von
jetzt an in zehn Jahren wieder im Rennen«, sagte ich. »Es kommt auf den Richter
an, den Sie bekommen werden.«
    »Zehn Jahre ist eine lange
Zeit, nur so in Büstenhalter und Höschen.« Sie holte tief Luft. »Vielleicht
sollte ich doch ein bißchen mehr anziehen.«
    »Sie werden sich sicher nicht
erkälten wollen«, meinte ich.
    Sie drehte sich um und ging
langsam zur Tür. Ihr Körper war schwerfällig geworden. Ich nahm mein Glas und
trank noch einen Schluck Scotch. Seine milde Wärme breitete sich in meinem
Magen aus.
    »Al Wheeler!« Lisa blieb im
Türrahmen stehen und starrte mich an. Ihr Gesicht war in kalter Wut verzerrt.
»Lennie hatte recht«, sagte sie bitter. »Sie sind ein dreckiger, stinkender
Mistpolyp!«
    »Das, was Lennie und Evans Nick
Kutter angetan haben, gefällt mir nicht«, sagte ich. »Und es hat mir auch nicht
gefallen, was sie Eve Kutter angetan haben. Aber vor allem gefällt mir nicht,
was Sie Miriam Kutter angetan haben, denn damit kam die ganze Affäre ins
Rollen.«
    »Geifern Sie hier nicht in der
Gegend herum«, sagte sie verächtlich. »Wie, zum Teufel, kommen Sie eigentlich
dazu, über mich zu Gericht zu sitzen, nachdem Sie eben erst einen Menschen umgebracht
haben?«
    Ich blickte sie eine Weile
fasziniert an, und ihr ganzer Körper straffte sich erwartungsvoll. »Wissen Sie
was, Lisa, Süße?«
    »Was?«
    »Ihre linke Brust sitzt zwei
bis drei Zentimeter tiefer als die rechte.«
     
    Es war ein höllischer Tag
gewesen. Lavers hatte schweigend zugehört, während ich berichtete, hatte einmal
genickt, als ich geendet hatte, war danach aus dem Büro verschwunden und hatte
mich allein sitzen lassen. Annabelle Jackson hielt mich für jemand, der
absichtlich seinen Chef verraten hatte, der seinerseits zu dem Zeitpunkt, als
sie geendet hatte, eine Art Heiliger war.
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