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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast
Autoren: Carter Brown
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sein«, fuhr ich fort. »Von
jemandem, der ein Motiv hatte, Südostasien zu besuchen. Und dieses Motiv könnte
so augenfällig sein, daß niemand auch nur im Traum daran denkt, ihn zu
verdächtigen. Zum Beispiel einen Tennisspieler, der bei der Südostasien-Tournee
dabeigewesen ist.«
    »Ich?« kreischte Kendal fast.
»Beschuldigen Sie mich etwa, Drogen ins Land einzuschmuggeln, Lieutenant? Wenn
es etwas gibt, das ich verabscheue, dann den teuflischen Drogenhandel, der...«
    »Ach, halten Sie die Klappe!«
sagte ich scharf. »Nein, Sie haben wohl nicht einmal so viel Verstand, um ein
paar Tennisbälle zu schmuggeln. Meine Theorie sollte lediglich eine Alternative
darstellen.«
    »Kommen Sie jemals zur Sache,
Lieutenant?« fragte Getler mit krächzender Stimme.
    »Früher oder später«, erwiderte
ich liebenswürdig. »Lassen Sie uns über die Dealer-Methoden sprechen. Meine
Vermutung ist, daß der ganze Handel von Amateuren betrieben wurde. Irgend
jemand hat zu einem Profi Kontakt aufgenommen und ihm die Situation
auseinandergesetzt — nämlich, daß man das Rauschgift nicht nur importieren,
sondern auch für die Verteilung im ganzen Land sorgen würde. Der Profi hat
demjenigen daraufhin Namen und Adressen gegeben und — das ist eine Vermutung —
den Spezialpacker Birchett in die Gruppe eingeschleust. Natürlich war Birchett
nicht nur als Packer tätig. Er sollte darauf achtgeben, daß alles klappte.« Ich
sah wieder Blake an. »Sie kannten das fremde Terrain sehr gut und wußten, wo
Sie einzukaufen hatten. Als Aushängeschild diente Ihnen Ihr Importgeschäft. Auf
diese Weise konnten Sie das Heroin in dieses Land schmuggeln. Pollock war für
die Verteilung des Stoffes verantwortlich, Birchett überwachte die ganze
Aktion. Aber überlegen wir doch mal, wie Pollock in die Sache hineingeraten
ist.«
    »Genau das verstehe ich nicht«,
sagte Getler. »Er und Wally Hamer haben doch zusammen gelebt. Sie waren nicht
nur Geschäftspartner.«
    »Homosexuelle stehen in dem
schlechten Ruf, keine langfristigen Bindungen eingehen zu können«, sagte ich.
»Als ich Pollock das erste Mal sah, lamentierte er herum, Minerva wäre geil auf
Schwule und deshalb auch hinter Hamer her. Und er behauptete, schuld an allem
wäre Miles Gerard, weil Gerard versuchte, ihm Hamer auszuspannen.«
    »Das ist natürlich ganz und gar
nicht wahr«, protestierte Gerard.
    »Das glaube ich Ihnen sogar«,
versicherte ich ihm. »Hamer war um einiges älter als Pollock und — wie ich
bemerkt habe — weit weniger attraktiv. Wahrscheinlich war es also umgekehrt.
Und Sie haben nicht nur versucht, Pollock Hamer auszuspannen, Sie haben auch
Erfolg damit gehabt. Nur die physische Trennung von Hamer war noch nicht
vollzogen worden, weil Sie das noch nicht wollten. Doch ich bin sicher, Sie
hatten Pollock versprochen, daß Sie, sobald alle reich wären, glücklich mit ihm
zusammenleben würden — bis in alle Ewigkeit.«
    »Sie haben eine abscheuliche
Phantasie, Lieutenant«, entgegnete Gerard würdevoll.
    Allmählich begann ich den
ganzen Zirkus satt zu bekommen, fuhr aber dennoch fort: »Blake war also pleite,
Minerva wird sehr bald am Ende sein, und Gerard benötigte dringend Geld für
seine Expansionspläne. Ich weiß nicht, wer zuerst auf die Idee gekommen ist.
Vermutlich Blake. Er hatte beruflich die entsprechenden Kontakte und muß gewußt
haben, wo man das Heroin herbekommen konnte. Minerva finanzierte sein
Importgeschäft mit dem wenigen Geld, das ihr geblieben war, und Gerard
bearbeitete Pollock, damit er sich um die Verteilung des Stoffes kümmerte. Zu
diesem Zeitpunkt kam Birchett ins Bild. Offiziell fungierte er als Packer,
inoffiziell als Beobachter.« Ich sah Getler an. »Habe ich recht, was Minerva
und ihre Finanzen anbetrifft?«
    Er zögerte kurz, dann nickte er
rasch. »Sie haben recht. Sie ist fast restlos abgebrannt, Lieutenant.«
    »Was für ein verdammter Anwalt
sind Sie denn?« schrie Minerva Getler an.
    »Ein realistischer«, knurrte
er.
    »Ich vermute, daß Hamer an
jenem Abend das Thema bereits zu Anfang zur Sprache gebracht hatte«, sagte ich.
»Wahrscheinlich hatte er sich einverstanden erklärt, bis zum Schluß der Party
zu warten, ehe er die Bombe hochgehen ließ. Blake und Gerard gingen getrennt
und wußten, daß nur noch Hamer folgen würde. Einer von ihnen — wahrscheinlich
sogar beide — hat Hamer am Rande der Landstraße aufgelauert und ihn dann
umgebracht.«
    »Eine blühende Phantasie haben
Sie, Lieutenant!« sagte Gerard
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