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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast
Autoren: Carter Brown
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Sie
aufmachen gehen«, antwortete ich.
    Sie starrte mich einen Moment
lang an und spazierte dann aus dem Zimmer. Zurück kam sie mit Leon Getler im
Schlepptau. Er trug einen mitternachtsblauen Anzug, ein gerüschtes Spitzenhemd
und eine schwarze Samtfliege.
    Minerva führte ihn an die Bar,
und er starrte mich an.
    »Ich dachte, Sie würden sich
für diese von Ihnen inszenierte verrückte Party zumindest entsprechend
kleiden«, sagte er.
    »Sie sehen wie ein prachtvoller
Schmetterling aus, Mr. Getler«, entgegnete ich höflich. »Wie ein Schmetterling,
der auf Samtschwingen von Klient zu Klient flattert.«
    Minerva gab einen leise
gurgelnden Laut von sich und fragte Getler dann hastig, was er zu trinken
wünschte.
    »Bloody Mary, bitte!«
antwortete er. »Ich gebe zu, Wheeler, daß meine Neugierde heute abend die
Oberhand gewonnen hat. An sich hätte ich mich auf Grund irgendeiner von Ihnen
erfundenen Anklage festnehmen lassen und Sie dann mitsamt dem Büro des Sheriffs
zum Teufel jagen sollen.«
    Es läutete wieder an der Tür.
Minerva murmelte irgend etwas Obszönes vor sich hin, beendete die Zubereitung
von Getlers Cocktail und verließ erneut das Zimmer.
    »Sie wollen also das Verbrechen
rekonstruieren oder so etwas Ähnliches, hat mir Minerva erzählt«, schnaubte
Getler verächtlich. »Sind Sie sicher, daß Sie ganz richtig im Kopf sind,
Wheeler?«
    »Ich möchte nur die Dinnerparty
rekonstruieren«, erklärte ich ihm.
    Minerva kam ins Zimmer zurück.
Diesmal hatte sie Miles Gerard im Schlepptau. Er hatte einen cremefarbenen
Kordanzug mit Lederbiesen am Jackett an und darunter einen braunen
Rollkragenpulli. Allmählich bekam ich tatsächlich das Gefühl, nicht richtig
angezogen zu sein.
    Gerards dunkle Augen lächelten
mich an.
    »Was haben Sie doch für einen
wundervollen Sinn fürs Dramatische, Lieutenant! Ich bin einfach fasziniert von
der Idee. Sie nicht auch, Leon?«
    »Für mich ist er verrückt«,
antwortete Getler knapp.
    »O nein!« Gerard schüttelte
heftig den Kopf. »Der Lieutenant ist eindeutig inspiriert.« Er sah Minerva an.
»Ich hätte gern ein bißchen Brandy, meine Liebe. Auf Eis.«
    »Ich möchte gern etwas klären«,
sagte ich zu Getler. »Heute morgen in Ihrem Büro stellte ich fest, daß auf der
letzten Dinnerparty fünf Ihrer Klienten gewesen sind. Ich dachte dabei an
Minerva, Sophia, Blake, Hamer und Gerard. Hatte ich recht mit dieser Annahme?«
    »Nein, Sie hatten nicht recht.
Miles ist kein Klient von mir. Aber ich hielt es zu jenem Zeitpunkt nicht für
nötig, Sie zu korrigieren.«
    »Es freut mich, das zu hören.
Ich war nämlich etwas beunruhigt deswegen.« Ich strahlte Gerard an. »Weil ich
mich später nämlich erinnerte, Sie gefragt zu haben, ob Getler Ihr Anwalt sei,
worauf Sie mir geantwortet haben, Sie könnten ihn nicht ausstehen. Sie könnten
es einfach nicht mit ansehen, wie er ständig Minerva umgurrte und dabei die
ganze Zeit über beleidigende, schlechte Witze über die Schwulen machen würde.
Sie wüßten nicht, wie Minerva ihm so lange hätte vertrauen können, haben Sie
gesagt. Und dann die köstliche Feststellung, daß Sie ihm nicht einen
gestohlenen Cent anvertrauen würden!«
    »Scheiße!« stieß Getler hervor.
»Das muß ich mir weiß Gott nicht anhören.«
    Er schritt energisch durch das
Zimmer und begann eine Unterhaltung mit den beiden anderen Mädchen, die restlos
gelangweilt dreinblickten.
    »Das war sehr ungezogen von
Ihnen, Lieutenant«, sagte Gerard leise, während er von Minerva seinen Drink
entgegennahm. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das jemals verzeihen werde.«
    »Ist das Ihre wahre
Einstellung, Miles?« fragte Minerva. »Sie glauben, daß er mich übers Ohr haut?«
    »Es war nur so eine
Redewendung, meine Liebe«, erklärte er. »Ich habe Leon niemals gemocht und bin
sicher, daß er mich auch nie gemocht hat. Aber es gibt so etwas wie
gesellschaftliche Konventionen, die man einhalten sollte, wenn man bei jemandem
zu Gast ist.« Er sah mich an. »Der Lieutenant hat offensichtlich noch nie davon
gehört.«
    Abermals läutete die Türglocke.
    »Ich könnte genausogut die gottverdammte
Tracht eines Hausmädchens anziehen und es gleich richtig machen«, knurrte
Minerva wütend.
    »Schwarze Strumpfbänder sind
dabei Vorschrift«, informierte ich sie, aber sie schien nicht beeindruckt.
    »Wird der restliche Abend
ebenso verlaufen?« fragte Gerard mich. »Ich meine, wollen Sie alle in
Verlegenheit bringen, indem Sie ihre Aussagen vor den anderen zitieren?
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