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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Autoren: Tess Gerritsen
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Berg hinabtrugen und in den Krankenwagen schoben. Er hasste es, hilflos zusehen zu müssen, wie sie fortgebracht wurde, doch es war ihre einzige Chance.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Sind Sie okay, Davy?” fragte Pokie.
    „Ja”, seufzte er, „ja, ich bin okay. Wenn man unter diesen Umständen okay sein kann …”
    „Sie wird es schaffen. Ich habe einen sechsten Sinn für so etwas.” Er drehte sich um, als jemand nieste.
    Sergeant Brophy näherte sich, das halbe Gesicht in einem Taschentuch verborgen. „Sie haben die Leiche heraufgeholt”, sagte er. „Sie war in dem …” Er schnauzte sich die Nase, „… dem Buschwerk hängen geblieben. Genickbruch. Wollen Sie sie sehen, bevor sie ins Leichenschauhaus gebracht wird?”
    „Nein”, sagte Pokie. „Ich glaube Ihnen.” Auf dem Weg zum Wagen fragte er: „Wie hat Dr. Santini die Nachricht aufgenommen?”
    „Das war seltsam”, erwiderte der Sergeant. „Er schien es irgendwie erwartet zu haben.”
    Pokie sah stirnrunzelnd zu, wie Susan Santinis bedeckte Leiche in den Ambulanzwagen geschoben wurde, und seufzte: „Vielleicht hatte er die ganze Zeit eine Ahnung und wollte es auch vor sich selbst nicht zugeben.”
    Sergeant Brophy öffnete die Autotür. „Wohin, Leutnant?”
    „Ins Krankenhaus. Und beeilen Sie sich.” Er deutete mit dem Kopf auf David. „Dieser Mann hat ein langes Warten vor sich.”
    Es dauerte vier Stunden, bevor gegen Mitternacht eine Schwester den Kopf zur Tür des Warteraumes hereinsteckte: „Sind Sie Mr. Ransom?”
    „Ja!” antwortete David mit heftig pochendem Herzen.
    „Ich dachte, Sie würden gern wissen, dass die Operation beendet ist.”
    „Dann … ist alles in Ordnung?”
    „Der Eingriff ist gut verlaufen.” David seufzte erleichtert. „Wenn Sie heimgehen möchten, rufen wir Sie an, falls …”
    „Ich muss sie sehen.”
    „Sie ist noch nicht bei Bewusstsein. Außerdem erlauben wir nur Familienangehörigen …” Sie verstummte, als sie seinen durchdringenden Blick auffing. Dann räusperte sie sich. „Fünf Minuten, Mr. Ransom, mehr geht nicht. Sie verstehen?”
    Er verstand sehr wohl, doch es kümmerte ihn nicht. Er drängte sich an ihr vorbei in den Aufwachraum. Kate lag blass und zerbrechlich im letzten Bett einer Reihe, nur durch einen Vorhang vom nächsten Patienten getrennt. David blieb am Fußende des Bettes stehen, während Schwestern um ihn herum mit Infusionsnadeln und Beatmungsgerät hantierten. Er sah erleichtert auf dem Monitor, dass Kates Herztöne gleichmäßig und kräftig waren. Ein Arzt kam und prüfte Kates Lungentätigkeit. David fühlte sich überflüssig. Er stand wie ein großer Fels nur allen im Weg, doch er konnte sich nicht überwinden zu gehen. Eine der Schwestern deutete auf ihre Uhr und sagte: „Wir können so nicht arbeiten. Sie müssen jetzt gehen.”
    Es war ihm unmöglich. Er musste erst wissen, dass es ihr gut ging „Sie wacht auf.”
    Kate hatte das Gefühl, das Licht von tausend Sonnen stäche ihr in die Augen, als sie langsam die Augen aufschlug. Verschwommen sah sie lächelnde Gesichter und erkannte die Krankenschwester Julie Sanders.
    „Hören Sie mich, Dr. Chesne?” fragte Julie.
    Kate versuchte zu nicken.
    „Sie sind im Aufwachraum. Haben Sie Schmerzen?”
    Kate wusste es nicht. Ihre Sinne kehrten erst langsam zurück, und der Schmerz musste wohl noch geweckt werden. Allmählich nahm sie auch andere Signale wahr: das Zischen von Sauerstoff an ihrer Nase, das Piepen des Herzmonitors über ihrem Kopf. Aber kein Schmerz. Sie fühlte sich nur leer und erschöpft und wollte schlafen.
    Weitere Gesichter kamen in ihr Blickfeld: eine zweite Schwester und der ewig säuerliche Dr. Tarn. Dann hörte sie eine leise Stimme: „Kate?” Sie drehte den Kopf und sah Davids eingefallenes Gesicht. Verwundert versuchte sie die Hand zu heben, doch die war in einer Unzahl von Schläuchen gefangen, und sie ließ sie wieder sinken.
    „Es ist alles in Ordnung”, flüsterte David, nahm vorsichtig ihre Hand und drückte seine Lippen in die Handfläche.
    „Ich erinnere mich nicht.”
    „Du bist operiert worden. Aber jetzt ist die Kugel raus.” Die Zusammenhänge fielen ihr wieder ein. Der Abhang, Susan Santini, die plötzlich im Nichts verschwand. „Ist sie tot?” Als David nickte, fragte sie: „Und Guy?”
    „Er wird eine Weile nicht laufen können. Ich weiß nicht, wie er es zu dem Telefon geschafft hat.”
    „Er hat mir das Leben gerettet, und jetzt hat er alles
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