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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Autoren: Tess Gerritsen
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Aber du bekommst eine Ahnung.”
    „Feigling”, flüsterte sie.
    Er ging lachend zu ihr und hob ihr Gesicht an. „Also gut, ich liebe dich. Ich liebe deine Halsstarrigkeit, deinen Stolz und deine Unabhängigkeit. Ich wollte es nicht, aber nun ist es geschehen und es ist mir unvorstellbar, dich nicht mehr zu lieben.” Er bot ihr eine Chance, sich zu entziehen. Doch sie hielt ganz still und umklammerte die Pralinenschachtel, wie um sich zu vergewissern, dass alles kein Traum war.
    „Mit mir zu leben, wird nicht leicht sein”, fuhr er fort. „Vielleicht wird es Tage geben, an denen du mich anschreien möchtest, damit ich endlich sage, dass ich dich liebe. Aber auch wenn ich es nicht sage, heißt das nicht, dass ich es nicht fühle.” Er atmete tief durch. „Also, das war’s dann. Ich hoffe, du hast zugehört, denn ich bin nicht sicher, dass ich meine Ansprache wiederholen kann. Und leider habe ich diesmal meinen Kassettenrekorder nicht dabei.”
    „Ich habe zugehört.”
    „Und?” Er wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht ab. „Höre ich jetzt das Urteil, oder tagt die Jury noch?”
    „Die Jury befindet sich im Schockzustand”, flüsterte sie. „Und bedarf dringend der Mund-zu-Mund- …”
    Falls er Wiederbelebung im Sinn gehabt hatte, so bewirkte sein Kuss eher das Gegenteil. Kate hatte das Gefühl, alle Muskeln in ihrem Körper gäben nach.
    „Also, Feigling”, raunte David nah an ihren Lippen. „Du bist dran.”
    „Ich liebe dich”, gestand sie.
    „Auf dieses Urteil hatte ich gehofft.” Plötzlich hielt er sie etwas von sich ab. „Du bist wirklich sehr blass. Ich sollte die Schwester rufen, damit sie dir etwas Sauerstoff gibt …”
    Kate schlang ihm die Arme um den Nacken. „Ich brauche keinen Sauerstoff”, flüsterte sie und küsste ihn erneut.

EPILOG
    D ass ein Baby zu Besuch war, ließ sich am Protestgeheul aus dem oberen Schlafzimmer unschwer erkennen. Jinx Ransom steckte den Kopf zur Tür herein.
    „Was um alles in der Welt ist denn jetzt wieder mit Emma los?”
    Gracie, im Mund eine rosa Sicherheitsnadel, blickte hilflos von dem schreienden Kind auf. „Es ist alles so neu für mich, Jinx. Ich fürchte, ich habe kein Geschick mehr.”
    „Wann hättest du das je gehabt im Umgang mit Babys?”
    „Du hast Recht.” Gracie nahm seufzend die Sicherheitsnadel aus dem Mund.
    „Mit Babys umzugehen verlangt viel Übung, genau wie Klavierspielen.”
    Gracie schüttelte den Kopf. „Klavierspielen ist einfacher.” Sie nahm die Nadel wieder in den Mund. „Und sieh dir diese unmöglichen Windeln an. Ich verstehe einfach nicht, wie man durch all dies Papier und Plastik eine Nadel stecken soll.” Jinx lachte so hell auf, dass Gracie sie pikiert ansah. „Und was ist an meiner Bemerkung so witzig?”
    „Liebe Gracie, hast du es noch nicht begriffen?” Jinx öffnete den Klettverschluss. „Für diese Windeln braucht man keine Sicherheitsnadel. Das ist ja der Witz.” Sie blickte erstaunt hinab, als Baby Emma plötzlich wieder losheulte.
    „Siehst du?” schniefte Gracie. „Ihr gefiel dein Lachen auch nicht.”
    Ein Blatt fiel vom Baum auf die frischen Gänseblümchen, und Sonnenlicht tanzte über das Gras und Davids blondes Haar. Wie viele Male hatte er in Trauer unter diesem Baum gestanden, aber heute lächelte er. Und er hörte, dass auch Noah lächelte, als er wieder mit ihm Zwiesprache hielt.
    Ja, Noah, ich bin es. Du hast eine Schwester.
    Ich habe mir immer eine Schwester gewünscht.
    Sie nuckelt an zwei Fingern, genau wie du.
    Wirklich?
    Und sie lächelt immer, wenn ich ins Zimmer komme. Das habe ich auch immer gemacht. Erinnerst du dich? Ja, ich erinnere mich.
    Und du vergisst es nie, nicht wahr, Daddy? Versprich mir, dass du es nie vergisst.
    Nein, ich werde es nie vergessen, das schwöre ich dir, Noah.
    David wandte sich ab und sah durch einen Tränenschleier Kate einige Schritte entfernt. Worte waren nicht nötig zwischen ihnen, nur ein Blick und eine ausgestreckte Hand. Gemeinsam verließen sie den traurigen Ort, und als sie aus dem Schatten des Baumes traten, zog David sie in die Arme.
    Sie berührte sein Gesicht. Er spürte die Wärme der Sonne in ihren Fingerspitzen. Und er war geheilt. Er war geheilt.
    – ENDE –
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