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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Autoren: Tess Gerritsen
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verloren.”
    „Nicht alles. Er hat noch seinen Sohn.”
    Das stimmte. William würde für immer Guys Sohn sein. So blieb in dieser Tragödie wenigstens etwas intakt.
    „Mr. Ransom, Sie müssen jetzt wirklich gehen”, drängte Dr. Tarn.
    David nickte, beugte sich herunter und gab Kate einen linkischen Kuss. Wenn er etwas Zärtliches gesagt hätte, hätte sie auch Gefallen an dieser trockenen Berührung der Lippen gefunden, doch David ließ nur rasch ihre Hand los und ging.
    Der Raum verschwamm vor ihren Augen. Dr. Tarn stellte weitere Fragen, die sie nicht beantworten konnte. Schwestern hantierten mit Schläuchen und zupften die Laken zurecht. Und dann gab man ihr noch eine Spritze, und sie wurde immer müder. Als man sie aus dem Aufwachraum hinausrollte, bemühte sie sich, wach zu bleiben. Sie hatte das Gefühl, dies sei ihre letzte Chance, David ihre Liebe zu gestehen. Doch sie hörte seine Stimme schon nicht mehr. Und selbst in diesem Zustand hielt ein letzter Rest von Stolz sie davon ab, ihre Gefühle zu offenbaren.
    David blieb im Krankenzimmer bis zum Morgengrauen an Kates Bett. Er hoffte, dass sie im Schlaf wenigstens seinen Namen murmeln würde. Dann hätte er gewusst, dass sie ihn brauchte, und er hätte ihr gestanden, dass auch er sie brauchte. Doch sie schlief fest und regte sich nicht. Schließlich fuhr er heim und rief von zu Hause noch einmal das Krankenhaus an. Kates Zustand sei stabil, sagte man ihm zu seiner Erleichterung. Dann beauftragte er einen Floristen, Kate Rosen ins Krankenhaus zu bringen, und ließ sich schließlich erschöpft auf die Couch fallen.
    Er dachte sich gute Gründe aus, warum er nicht verliebt sein konnte. Er hatte eine Existenz gegründet, die nur auf ihn zugeschnitten war. Er hatte sich ein Heim geschaffen. Doch als er sich umsah, fiel ihm auf, wie leblos seine Umgebung wirkte, wie eine sterile Hülle.
    Ach zum Teufel! schimpfte er im Stillen. Vielleicht wollte Kate ihn ja auch gar nicht. Ihre Affäre war unter besonderen Umständen zustande gekommen. Kate hatte Angst gehabt, und er hatte sie getröstet. Bald stand sie wieder auf eigenen Beinen und nahm ihren Beruf wieder auf. Eine Frau wie Kate legte man nicht an die Leine.
    Er bewunderte sie, und er sehnte sich nach ihr. Aber liebte er sie auch? Er hoffte nicht, denn er wusste am besten, dass Liebe der Beginn von Kummer war.
    Dr. Clarence Avery brachte Kate schüchtern einen Strauß lustig gesprenkelter Nelken. Auf ihre Bitte hin stellte er sie in eine Vase, und sie bekamen einen Ehrenplatz neben Davids Rosen.
    Dr. Avery betrachtete einen Moment die Blüten, dann räusperte er sich und begann: „Dr. Chesne, dies ist nicht nur ein Höflichkeitsbesuch. Ich bin hier, um mit Ihnen über Ihre Position hier am Mid Pac Hospital zu sprechen.”
    „Dann gibt es eine Entscheidung”, sagte sie ruhig. „Nun, bei all den neuen Erkenntnissen …” Er zuckte leicht die Schultern. „Ich hätte mich wohl eher auf Ihre Seite stellen sollen. Ich denke, ich war … es tut mir Leid.” Er blickte an seinem tintenverschmierten Laborkittel hinab. „Ich weiß auch nicht, warum ich mich an diese verdammte Chefarztposition geklammert habe. Sie hat mir nichts als Magengeschwüre eingebracht. Nun ja, ich bin hier, um Ihnen Ihren alten Job anzubieten. Es wird keinen Eintrag in Ihre Personalakte geben, nur einen Hinweis, dass eine Anklage gegen Sie erhoben und später fallen gelassen wurde. Was geschehen wird, wie man mir versicherte.”
    Seufzend schaute Kate aus dem Fenster. „Ich bin nicht sicher, ob ich meinen Job zurückhaben möchte, Dr. Avery. Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht. Und ich frage mich, ob es nicht besser wäre, ganz wegzugehen von hier.” Und weg von David, dachte sie.
    „Ach herrje!”
    „Sie finden bestimmt einen Ersatz. Es muss Hunderte von Ärzten geben, die gern im Paradies leben möchten.”
    „Das ist es nicht. Ich bin nur erstaunt. Nach all der Arbeit, die Mr. Ransom sich gemacht hat, war ich sicher, dass Sie …”
    „Wie meinen Sie das?”
    „Nun, er hat sich bei jedem Mitglied des Krankenhausvorstandes für Sie eingesetzt.” Eine Abschiedsgeste, dachte sie, dafür sollte ich ihm dankbar sein. „Ich muss sagen, es ist schon ungewöhnlich, wenn der Anwalt der klagenden Partei verlangt, dass der beklagte Arzt wieder eingestellt wird. Aber wegen der neuen Beweise und Dr. Santinis Aussage brauchte das Gremium ganze fünf Minuten für die Entscheidung, und natürlich hatten wir unterstellt, dass Sie
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