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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Autoren: Tess Gerritsen
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bemerkte die Scheinwerfer nicht, die sich durch den Nebel näherten. Kate sah den zweiten Wagen die Straße heraufkommen. Dies war ihre Chance. Sie konnte die Tür öffnen und Hilfe holen. Doch sie unterließ es. Sie wusste plötzlich, dass Guy nicht vorhatte, ihr etwas zu tun. Er war unfähig, einen Mord zu begehen.
    Er öffnete die Tür, stieg aus und ging zum Kliffrand. Dort blieb er mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern stehen. Kate folgte ihm und berührte sacht seinen Arm. „Dann hast du sie nicht getötet?”
    Er blickte auf und atmete tief durch. „Ich würde fast alles tun, um meinen Sohn zu behalten. Aber Mord? Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen, wie wir Charles Decker loswerden könnten, denn er gab nicht auf, fragte überall nach, wo das Baby sein könnte.”
    „Woher wusste er überhaupt, dass es noch lebte?”
    „In jener Nacht war noch ein Arzt im Kreißsaal.”
    „Du meinst, Dr. Vaughn?”
    „Ja, Decker sprach mit ihm und erfuhr einiges.”
    „Und dann starb Dr. Vaughn bei einem Autounfall.”
    „Ja, und ich dachte, nun sei alles erledigt. Aber als Decker aus der Nervenklinik entlassen wurde, ging es wieder los. Früher oder später hätte jemand geredet. Dr. Tanaka war bereit dazu, und Ann Richter hatte schreckliche Angst. Ich gab ihr Geld, damit sie die Inseln verlassen konnte. Doch Decker erwischte sie vorher.”
    „Guy, das ergibt keinen Sinn. Warum sollte er Menschen umbringen, die ihm seine Fragen beantworten konnten?”
    „Aber er muss es gewesen sein. Es gab sonst niemanden, der …”
    Von irgendwo aus dem Nebel erklang ein hartes, metallisches Klicken. Guy und Kate erschraken, als sich langsam Schritte näherten. Aus dem Halbdunkel tauchte eine Gestalt auf, deren rotes Haar gut zu erkennen war. Vor allem das dunkle Grau der Waffe in ihrer Hand fesselte jedoch Kates Blick, als Susan Santini vor ihnen stehen blieb.
    „Geh aus dem Weg, Guy!” befahl sie leise.
    Doch Guy regte sich nicht vor Verblüffung.
    „Du warst es”, flüsterte Kate. „Du warst der Täter, nicht Decker! Du wolltest es auf ihn und auf mich abwälzen.”
    Langsam richtete Susan ihren starren Blick auf Kate. Durch den Nebel wirkte ihr Gesicht geisterhaft. „Du verstehst mich nicht, Kate, oder? Du hattest nie ein Kind, hast dir nie Sorgen gemacht, dass ihm etwas zustoßen könnte. Ich war immer in Sorge um ihn.”
    „Susan!” stöhnte Guy. „Ist dir klar, was du getan hast?” „Du hättest es nicht getan, also musste ich es tun. All die Jahre hatte ich keine Ahnung wegen William. Du hättest es mir sagen müssen, Guy. Ich habe es von Dr. Tanaka erfahren.”
    „Du hast vier Menschen umgebracht, Susan!”
    „Drei. Die vierte hat sie mir abgenommen.” Sie starrte Kate an. „In der Ampulle war kein Succinylcholin, sondern ein Narkotikum. Du hast Ellen die tödliche Dosis gespritzt.” Sie sah wieder ihren Mann an. „Ich wollte nicht, dass man dir auch eine Schuld zuweist, Darling. Deshalb habe ich das EKG vertauscht und Kates Initialen darauf geschrieben.”
    „Und damit war ich schuldig.”
    Susan nickte und hob die Waffe. „Ja, Kate. Und jetzt geh bitte zur Seite, Guy. Es muss getan werden, für William!” Da er sich nicht bewegte, runzelte sie ungläubig die Stirn. „Sie werden ihn mir wegnehmen. Verstehst du nicht? Sie werden mir mein Baby wegnehmen!”
    „Das wird nicht geschehen, ich verspreche es.”
    Susan schüttelte den Kopf. „Zu spät, Guy. Ich habe die anderen umgebracht, und sie ist die Einzige, die es weiß.”
    „Aber ich weiß es auch! Willst du mich auch umbringen?” „Du wirst mich nicht verraten, du bist mein Mann.” „Susan, gib mir die Waffe.” Mit ausgestreckter Hand ging er langsam auf sie zu und wiederholte mit zärtlicher Stimme: „Gib mir die Waffe, Darling. Nichts wird geschehen, dafür sorge ich.”
    Sie wich einen Schritt zurück und verlor auf dem unebenen Boden fast das Gleichgewicht. Guy verharrte, als der Lauf der Waffe schwankte und für einen Moment auf ihn zeigte.
    „Du wirst mir doch nichts tun, Susan. Oder?” Er machte wieder einen Schritt vor.
    „Ich liebe dich!” stöhnte sie.
    „Dann gib mir die Waffe, Darling! Gib sie mir …” Der Abstand zwischen ihnen wurde immer geringer. Susan schien wie gelähmt, da sie ihre Niederlage erkannte. Guy spürte seinen Vorteil und ergriff die Waffe am Lauf. Doch Susans Widerstandskraft flackerte noch einmal auf. Sie rangen einen Moment miteinander. Plötzlich löste sich ein Schuss. Beide schienen
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