Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
Vom Netzwerk:
Arterien und Venen; der Schädel völlig haarlos und schmal, wie zusammengepreßt, eine kleine Mundöffnung direkt unterhalb des Kinns; Geruchssensoren an den Schläfen, das Gesicht bedeckt von einem smaragdgrünen Rezeptororgan. Als der Unbekannte durch die Klimaschleuse trat, drehte er den Kopf und sah in Djamenahs Richtung. Sie versuchte, seine Emanationen auszumachen, aber sie vernahm nur das leise und sympathische Flüstern Yrrwitts. Der Vitalsymbiont suchte ihren Körper mit Agonie heim und eliminierte mit seinen Metastasen gleichzeitig die Fähigkeiten, die durch das Ciri verstärkt worden waren. In emotionaler Hinsicht war Djamenah Shara inzwischen nahezu taub. Ich habe nur noch ein Chance , dachte sie. Nur noch eine Hoffnung.
    Der Cieco – das Wesen mit dem Rezeptororgan – verfolgte sie. Inzwischen hatte Djamenah keinen Zweifel mehr daran. Vielleicht hatte er sie als das erkannt, was sie wirklich war. Vielleicht gehörte er zu denjenigen, die sie nach wie vor für die Messianermörderin hielten, trotz der Tatsache, daß sie den wahren Attentäter im Demos erschossen hatte.
    Erschossen.
    Rasch verdrängte Djamenah die bei diesem Gedanken erneut vor ihrem inneren Auge entstehenden Erinnerungsbilder, in deren Labyrinthen sie sich immer häufiger verirrte. Sie mußte sich auf das konzentrieren, was vor ihr lag, auf die eine Hoffnung, die ihr noch blieb. Befand sie sich erst in einem Terminal, konnte der Verfolger sie nicht erreichen. Und wenn sie Antwort auf ihre Frage gefunden hatte, verkörperte er möglicherweise keine Gefahr mehr, konnte sie ihm beweisen, daß sie keine Schuld an dem Tod einiger Messianer und dem Verschwinden der anderen hatte.
    Sie durchquerten eine Klimazone des Zwielichts, mit Kohlendioxidschnee und Eis aus gefrorenem Sauerstoff – in dem sich winzige Verdickungen gebildet hatten, rubinrote Kristalle, die als Datenwächter fungierten –, und in der nächsten Autarkeinheit streifte sich Djamenah rasch den Kompensatoranzug vom Leib, atmete kühle Luft. Yrrwitt erklärte ihr weiterhin Einzelheiten des Habitats, und wieder schenkte sie seinen Worten keine Beachtung, öffnete ihre Sinne nur für die freundlichen Emanationen des amorphen Alien. In seinem Leib bildeten sich nun organische Düsen – sie saugten atmosphärisches Gas an, verdichteten es und stießen es wieder aus, was einen starken Auftrieb erzeugte –, und sie flogen den Gebäuden einer Stadt entgegen, die im schwerkraftlosen Zentrum des Zylinders schwebte, in der Nähe einiger Klimakontrollmoduln und artifizieller Sonnen.
    »Das ist die Zugriffsstelle, die Besuchern aus anderen Habiten zur Verfügung steht«, sagte Yrrwitt, und zwei seiner Augenstiele knickten nach hinten. »Sie sind sehr blaß«, fügte er besorgt hinzu. »Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich ...«
    Djamenah schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut«, log sie. »Bringen Sie mich bitte an eins der Terminals.«
    Betrübt neigte Yrrwitt den massigen Schädel hin und her. Und als ahne er, daß Schweigen den Zustand der Besucherin verschlimmert hätte, setzte er seine Erläuterungen fort, schilderte den Bau der Stadt kurz nach der Ära der Konstruktion Akashas, berichtete von der Aufgabe der Gagòsch: dem Sammeln von Informationen, der Aufbereitung des Wissens aller Kulturkreise des Kosmotops, der Korrelation von Daten und somit der Schaffung neuer Erkenntnisse. Und Djamenah dachte: Weiß. Weiß ist das Symbol für Synthese.
    Und weiß waren die Gletscher weiter unten, an den Wänden des Habitats, der Schnee, der aus tiefen, von kleinen KKM kontrollierten Wolken rieselte. Geschöpfe unterschiedlicher Gattungen – einige davon in Pelze gehüllt – wanderten über genau gekennzeichnete Wege oder hantierten an elektronischen Zapfen. Bald gerieten sie außer Sicht, als Yrrwitt an den ersten Gebäuden der Stadt vorbeisegelte, an gewundenen Spindeltürmen, die in goldenem Gelb glänzten, an frei schwebenden und magentafarbenen Terrassenstrukturen, an kirschroten Blasenkonstruktionen und durch ein Gespinst aus energetischen Lifteinheiten und Transportkapseln.
    Gleiter und Turboschweber schwirrten wie Fliegen aus Kunststoff und Stahl umher, und einige Herbergen priesen mit bunten Suggestivwerbungen ihre Dienste. Als Djamenah erneut zurücksah, konnte sie den Cieco nicht mehr sehen. Aber obgleich sie außerstande war, aus der Ferne seine Emanationen wahrzunehmen, zweifelte sie nicht eine Sekunde lang daran, daß ihr der Fremde immer noch folgte, daß er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher