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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unverschämtes Schwein gehabt.«
    Zwanzig Minuten später sahen die Ärzte klarer. Röntgenbilder, Puls, Blutdruck, Atmung waren ohne Befund. Den Kreislauf hatte man stabilisiert. Die Frau lag noch unter der Sauerstoffmaske, die Platzwunde auf der Stirn hatte Dr. Gräfe zusammengezogen und mit einem Spezialpflaster fixiert. Eine Naht machte er nicht; es sollte später keine unschöne Narbe zurückbleiben. So blieb vielleicht nur ein dünner, hellerer Strich, den man mit Make up leicht unsichtbar machen konnte. Innere Verletzungen waren nicht feststellbar; Blutdruck und Puls sprachen dagegen.
    »Da hat ein Engel die Hand dazwischengehalten!« meinte Dr. Hansen, ging zum Waschbecken und wusch sich die Hände und Unterarme. »Schon herausgefunden, wie sie heißt?«
    »Nein. Sie hat keinerlei Papiere bei sich.« Wullemann hatte ihre Kleidung untersucht – jedenfalls das, was nach dem Zerreißen des Kleides noch übriggeblieben war. »Aber wenn sie aufwacht, wird sie's uns sagen.«
    Im Vorraum hörten sie jetzt Stimmen. Eine Schwester kam in den OP und zeigte mit dem Daumen nach hinten.
    »Die Polizei, Chef …«
    »Natürlich. Ein Protokoll muß sein. Rolf, wenn sie aufwacht, hol mich sofort.«
    Dr. Hansen ging zum Warteraum, in dem sonst die Verwandten oder Bekannten der eingelieferten Patienten saßen, um zu erfahren, wie es weiterging und in welches Krankenhaus der Stadt man die Kranken bringen würde. Jetzt war der Raum fast leer. Nur zwei Uniformierte standen herum, ein Angehöriger der Air-Port-Polizeiwache und ein Inspektor des Flughafenschutzdienstes.
    »Uns ist gemeldet worden, Herr Doktor …«, begann der Polizeibeamte.
    Hansen winkte sofort ab: »Ja, es stimmt. Eine Frau hat sich von der Restaurantterrasse gestürzt. Warum, wissen wir noch nicht. Die ist noch nicht vernehmungsfähig.«
    »Wird sie überleben?«
    »Ich hoffe es stark. Ihre Verletzungen sind wunderbarerweise nicht schwer. Man könnte sie, wenn sie wieder aufwacht, nach Hause entlassen. Aber das halte ich für falsch. Ich möchte sie in psychiatrische Behandlung überstellen. Ich hab – begründen kann ich es nicht, es ist so ein Gefühl – den Verdacht, daß sie es wiederholt. Und dann gelingt es ihr sicher. Das sollten wir verhindern. Ich werde gleich mit der psychiatrischen Uni-Klinik sprechen. Suizidwillige sind immer ein Problem. Und zum Problem gehört auch die Unterbringung. Mehr kann ich Ihnen noch nicht sagen.«
    »Wann etwa könnte sie vernehmungsfähig sein? Wir brauchen Name, Adresse, nächste Angehörige. Grund des Selbstmordversuches …«
    »Wozu?«
    »Rechtlich gesehen ist die Tat eine fahrlässige Gefährdung der Öffentlichkeit. Sie hätte ja auf einen anderen Menschen stürzen können und ihn schwer verletzen …«
    »Hat sie aber nicht.«
    »Es kommt nicht darauf an, ob das geschehen ist, sondern daß sie es getan hat. Es könnte ja …«
    »Ich halte es für unwahrscheinlich, daß ein Selbstmörder vorher das Gesetzbuch durchliest und dann seine Selbsttötung so einrichtet, daß kein anderer gestört wird. Aus der Sicht der Frau ist es Strafe genug, daß sie überlebt hat und gerettet wurde. Das wird sie uns sogar zum Vorwurf machen. Und deshalb halte ich eine Unterbringung für sehr nötig.« Dr. Hansen nickte den beiden Männern zu. »Sie entschuldigen mich, meine Herren. Ich muß zurück zu der Patientin.«
    »Sagen Sie uns Bescheid, wenn sie vernehmungsfähig ist?«
    »Natürlich. Aber das kann noch 'was dauern.«
    Er verließ den Warteraum ziemlich abrupt und warf die Tür hinter sich zu.
    Der Polizist sah den Inspektor betroffen an: »Er scheint uns nicht zu mögen.«
    »Typisch Arzt. Sobald sie ihren weißen Kittel anhaben, fühlen sie sich wie die Götter. Arrogant bis zum Kotzen! Da kenn ich einen Professor in der Uni-Frauenklinik. Geht meine Frau zur Vorsorge-Untersuchung hin, und da fragt der Kerl: Wie oft haben Sie mit Ihrem Mann ehelichen Verkehr? – Das muß man sich bieten lassen! Ich kann Ihnen sagen – ich hab einen Horror auf die Ärzte …«
    Die junge Frau hatte man unterdessen aus dem OP gerollt. Sie lag jetzt betreut von Schwester Britte Happel, in einem Bett der Durchgangsstation und öffnete die Augen. Große blaue schimmernde Augen. Obwohl sie bei Besinnung war, schien sie ihre Umgebung nicht wahrzunehmen; die Augen blickten ins Leere.
    »Puls normal. Blutdruck 120 zu 80 …«
    »Na, wer sagt's denn!« Dr. Hansen trat an das Bett. »Das hätten wir geschafft.« Er beugte sich über das Fußteil
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