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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hielt die Lider geschlossen, aber unter ihren Wimpern quollen wieder die Tränen hervor.
    »Ich habe kein Herz mehr«, sagte sie nach einer ganzen Weile. »Man hat mein Herz zerrissen. Und ohne Herz kann man nicht leben.«
    »Du lieber Himmel!« Dr. Hansen richtete sich auf. »Das darf doch nicht sein! Ein Mann, nicht wahr? Wegen eines Mannes werfen Sie Ihr Leben weg? Herta …«
    »Ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben. Sie werden es nicht begreifen. So eine Liebe gibt es nur einmal.«
    »Das ist Blödsinn … verzeihen Sie das harte Wort. Jeder Liebende glaubt, daß seine Liebe einmalig ist. Daß kein anderer jemals so lieben kann wie er.«
    »Wir waren zwölf Jahre lang in der Ehe verbunden, mit zweiundzwanzig habe ich geheiratet. Zwei Kinder haben wir, zwei Mädchen, jetzt zehn und sieben Jahre alt. Ich habe sie zu meiner Mutter gebracht. Dort haben sie ein Zuhause. Dort wird alles für sie getan …«
    Sie schluckte und hielt still, als Dr. Hansen ihr die Tränen vom Gesicht wischte. »Vor zwei Jahren ist Horst gestorben, mein Mann. Ein Unfall. Auf der Autobahn Würzburg-Nürnberg. Es regnete, und ein anderer Wagen schleuderte und prallte voll auf Horsts Wagen. Er sei sofort tot gewesen, sagte die Polizei. Das Lenkrad stak halb in seiner Brust. Damals glaubte ich, die Welt gehe unter. Ich konnte es nicht begreifen. Drei Stunden vorher hatte sich Horst, wie immer, mit einem Kuß verabschiedet … und dann kam er als zerfetzter Körper zurück. Wissen Sie, wie das ist?«
    Dr. Hansen nickte. »Ja, ich bin Unfall-Chirurg.«
    »Ein ganzes Jahr brauchte ich, um wieder ein Mensch zu sein«, sagte sie leise. »Und dann lernte ich bei einem Theaterbesuch Helmut kennen. Ein attraktiver Mann, Architekt, selbständig, vermögend. Er fuhr einen Jaguar und wohnte in einem Penthouse, das er selbst gebaut hatte. Ein Mann mit Kultur und Geist, witzig und charmant … ich war fasziniert von ihm.
    Ich fühlte zum erstenmal wieder, daß ich eine Frau bin, und es begann eine Liebe, die ich nie für möglich gehalten habe. Ich wußte überhaupt nicht, daß es so etwas Wunderbares gibt. Der Himmel war auf der Erde, alles um uns herum war wie ein Paradies. Es war, als lebten wir zwei auf einer Insel, ganz allein. Auf einer Insel mit weißem Strand und rauschenden Palmen. In einem Bungalow am Meer vor einer nie untergehenden Sonne. Und wir liefen herum wie im Garten Eden und liebten uns, eingebettet in eine völlige Zeitlosigkeit. So ungeheuer war mein Traum, so greifbar für mich … und wenn ich bei ihm in seinem Penthouse war, dann sagte ich: Jetzt sind wir auf unserer eigenen kleinen Insel, hier kann uns keiner mehr vertreiben. Ich war so unbeschreiblich glücklich. Können Sie das verstehen, Doktor?«
    »Ja …« erwiderte Dr. Hansen nur. Was sollte man mehr dazu sagen?
    »Und dann erfuhr ich, daß meine Insel mit dem blauen Meer, dem weißen Korallensand und den wiegenden Palmen ein Traum war, der mich blind machte. Eine Flucht in eine große, unerfüllbare Sehnsucht.«
    Sie schluckte wieder, aber ihre Stimme war fester geworden. »Gute Freunde – es sind ja immer die guten Freunde – sagten eines Tages zu mir: Ja, bist du denn blind? Weißt du und siehst du denn nicht, was alle wissen? Helmut hat eine andere Geliebte. Er hat ihr ein Haus im Taunus gebaut, eine klotzige Villa. Und zwei Kinder hat sie von ihm. Wenn er angeblich zu Bauten unterwegs ist, geht er meistens zu ihr. Du bist nur ein hübsches Spielzeug für ihn. Ein Püppchen, das man an- und ausziehen kann und das alles mit sich machen läßt. Drei Tage Schwarzwald, zwei Tage in Rom, eine Woche in Zypern … und du schwebst im siebten Himmel, läßt dich aus der Wirklichkeit entführen. Fällst heraus aus der echten Welt, sobald du mit ihm im Bett liegst und er dich umarmt und du seinen Körper spürst. Er weiß das, ganz genau weiß er das und nutzt es schamlos aus. Und während du dich noch glücklich, völlig wahnsinnig vor Liebe, im Bett reckst und nach ihm sehnst, ruft er vom Wohnzimmer aus seine Geliebte im Taunus an: Mein Herzchen, heute abend, es kann aber spät werden, bin ich bei dir … So etwas sagen einem die guten Freunde.«
    »Und da haben Sie durchgedreht?!«
    »Ich bin in den Taunus gefahren, habe vor der Villa gestanden und die beiden Kinder gesehen und sie … sie … eine wunderschöne Frau, südländischer Typ, lange schwarze Haare, jünger als ich … ich bin jetzt sechsunddreißig … und dann bin ich nach Hause gefahren und habe zu mir
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