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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten
Autoren: Kenneth Oppel
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schwerer Zunge. »Ich bin schlicht und einfach durch die Dummheit eines Jungen ruiniert worden. Nennen wir das Kind doch beim Namen.«
    »Jetzt habe ich genug von diesem Unsinn«, sagte Kate.
    »Was heißt hier Unsinn?« Hal schlug mit der Faust auf den Tisch. »Der hat mich zum Bettler gemacht.«
    »Ich finde es jämmerlich von dir, Matt die Schuld zu geben. Er ist Manns genug, zuzugeben, dass er den Rucksack vergessen hat, und außerdem hat er sich entschuldigt, selbst wenn er das gar nicht muss. Nadira hat Recht. Keiner ist schuld.«
    »Warum gehst du nicht einfach und streichelst deine Präparate, Miss de Vries«, nuschelte Hal.
    »Ich denke, das werde ich auch, danke.« Sie stand auf.
    »Sie sind betrunken, Mr Slater«, sagte Miss Simpkins, ebenfalls schon im Stehen. »Es ist Frühstückszeit und Sie sind betrunken. Ich halte das für unmännlich – und unter Ihrer Würde.«
    Sie verließ hinter Kate die Messe. Hal starrte missmutig auf sein Glas.
    »Die Reichen«, murmelte er düster. »Kate de Vries hat keine Ahnung davon, was das für uns heißt. Sie hat nie im Leben etwas riskiert.«
    »Das stimmt nicht«, sagte ich empört. »Klar, sie kommt aus einer reichen Familie. Aber wenn sie sich an die Regeln halten würde, dann säße sie jetzt in einem Salon, würde nähen und darauf warten, dass ein anderer Reicher kommt und sie heiratet. Ihre Eltern scheinen sich nicht sehr um sie zu kümmern. Sie hat sich gegen ihre Familie gestellt und alles, was die von ihr erwartet, weil sie anders ist und studieren, reisen und lernen will.«
    »Eine bewegende Ansprache«, sagte Hal. »Aber wenn sie scheitert, macht sie eine sehr weiche Landung.«
    »An Bord der Hyperion hat sie genauso ihr Leben riskiert wie wir anderen auch«, erinnerte ich ihn.
    »Aber was ist jetzt mit uns anderen?« Er stieß Nadira mit dem Finger an. »Was haben wir für uns zu erwarten? Arbeit in einem Ausbeuterbetrieb? Ein Leben auf der Straße?«
    »Ich arbeite in keinem Ausbeuterbetrieb«, sagte Nadira und rümpfte hoheitsvoll die Nase.
    »Aha, du hast also große Pläne, was?«, sagte Hal höhnisch.
    Ich hoffte sehr, dass das so war.
    »Ich hab da ein paar Ideen«, meinte sie.
    »Gehst du wieder nach Hause?«, fragte ich.
    »Das würde Heirat oder totale Schande bedeuten.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke, ich kann was Besseres tun.«
    »Ich bin sicher, dass du es schaffst«, sagte ich, doch mein Lächeln gefror, denn ich wusste, dass ihre Zukunft alles andere als gesichert war, trotz ihrer vielen Fähigkeiten. Mir war, als hätte ich sie betrogen, ihre Aussichten auf Glück vernichtet.
    »Ich bin eine ziemlich gute Tänzerin«, sagte sie.
    »Das bist du wirklich.« Fast wäre ich rot geworden, als ich an den hypnotisierenden Tanz dachte, den sie vor so langer Zeit im Salon für uns aufgeführt hatte.
    »Ich könnte einen Job im Moulin Rouge bekommen«, sagte sie. »Ich hab gehört, dass die immer nach neuen Gesichtern suchen.«
    »Nicht nur nach neuen Gesichtern.« Hal grinste süffisant. »Die wollen schon ein bisschen mehr sehen.«
    Das Moulin Rouge war berühmt und zugleich berüchtigt für seine wilden Feste und seine extravaganten Tänzerinnen. Mir Nadira dort vorzustellen gefiel mir gar nicht.
    »Ich sag ja nicht, dass es ein guter Plan ist«, erwiderte Nadira. »Aber es ist besser, als Vorstellungen auf der Straße zu geben. Ich hab gehört, dass Bauchtänzerinnen im Moulin Rouge eine Menge Geld machen können. Ich könnte meinen Lohn sparen und mir überlegen, was ich wirklich tun will.«
    »Das ist ein guter Plan«, sagte ich und hoffte, dass es auch stimmte.
    »Und wenn nicht«, sagte sie, »schmiede ich einen anderen. Ich werde schon meine Spur in der Welt hinterlassen.«
    »Ich glaube, das wird mehr als nur eine Spur werden.« Ich musste grinsen, denn plötzlich hatte ich das Gefühl, dass sie es wirklich würde. Und ich empfand einen Stich des Bedauerns, denn ich wusste, dass sich unsere Wege bald trennen würden.
    »Du gehst wahrscheinlich zurück auf die Akademie«, sagte sie.
    »Ja.«
    Hal grunzte abfällig. »Wie aufregend. Dann bist du zum Chauffeur für die Reichen bestimmt.«
    »Das sehe ich nicht so.«
    »Ach, was rede ich denn«, erwiderte Hal mürrisch und trank noch ein Glas von seinem Whiskey. »Wahrscheinlich diene ich einmal als Zweiter Offizier auf dem Schiff von irgendjemand anderem, um meine Schulden abzubezahlen.«
    »Ich glaube nicht, dass du lange unten bleibst«, sagte ich. »Du wirst eine großartige Idee
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