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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten
Autoren: Kenneth Oppel
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mich wenden sollte. Vielleicht waren sie auch gar nicht da gewesen.
    Eine Feder wirbelte an meinem Gesicht vorbei, dann noch eine. Nun bekam ich also noch Wahnvorstellungen. Doch als ich über meinen rechten Flügel blickte, sah ich voller Entsetzen, dass ich mich mauserte, und zwar kräftig. Als ich einen Blick auf den linken Flügel warf, stoben gerade drei weitere Federn davon.
    Der Ornithopter schien aus dem Nichts zu kommen, kreuzte vor mir durch den eisigen, blauen Himmel. Kate musste mich entdeckt haben, denn sie wackelte mit den Flügeln, und dann zog die Flugmaschine eine enge Kehre und hielt sich links von mir. Hal winkte mir heftig zu und Kate brachte den Ornithopter in den Wind. Sie zog vor und ging etwas tiefer.
    Meine Federn stoben davon. Inzwischen konnte ich auf beiden Flügeln kahle Stellen sehen. Bald wäre ich so flugtauglich wie ein gerupfter Truthahn. Ich schleuderte wild hin und her. Der Ornithopter war direkt vor mir und ich hatte nur einen Versuch. Dann wurde ich zu weit nach steuerbord getrieben. Um das auszugleichen, steuerte ich mit Schwanz und Schwingen, drehte nach backbord ab und kam schräg auf den Ornithopter zu. Als ich fast über ihm war, gab ich mir einen Ruck, zog die Flügel ein und ließ mich fallen.
    Ich hatte auf meinen leeren Sitz hinter Kate gezielt, doch das schaffte ich nicht ganz. Stattdessen krachte ich vor Hal nieder und zwang meine steif gefrorenen Fäuste, sich zu öffnen, damit ich nach einem Halt greifen konnte. Hal hatte nur den einen, unverletzten Arm zur Verfügung, aber ich spürte, wie der sich fest um mich legte. Mit beiden Händen klammerte ich mich an den Rand meines Sitzes, meine Flügel flatterten und blähten sich und ich wäre fast vom Ornithopter geweht worden. Ich musste sie abwerfen. Ich strampelte meine Füße von den Schwanzsteigbügeln frei und schwang sie dann in den leeren Sitz. Mit tauben Fingern fummelte ich an den Verschlüssen – und plötzlich segelten meine Ikarusflügel hinter uns davon. Ich ließ mich schwer in den Sitz fallen.
    Kate drehte sich um, die Augen groß vor Freude und Fassungslosigkeit.
    »Du hast es geschafft!«, schrie sie.
    »Alles in Ordnung!«, schrie ich zurück.
    »Gott sei Dank! Tritt in die Pedale!«
    Unsere rührende Wiedervereinigung war damit beendet und Kate wandte sich wieder ihren Schaltern und Reglern zu. Ich saß zum ersten Mal in einem Ornithopter, und ich kann nicht sagen, dass ich das besonders beruhigend fand. Er tanzte durch den Himmel wie ein kleines Boot über das Wasser und hüpfte mit jedem Flügelschlag. Ich stemmte meine Füße in die Pedale und fing an zu treten und damit die Uhrwerksmaschine aufzuziehen. Es war ein Wunder, dass Grunel herausgefunden hatte, wie eine solche Kraft nur durch das Drehen von winzigen Zahnrädern erzeugt werden konnte. Ich blickte hoch in den Himmel und sah keine Spur von Raths Schiff. Ich hoffte, dass er schon lange weit weg war und glaubte, wir wären mit der Hyperion untergegangen.
    Ich beugte mich vor und schrie in Kates Ohr: »Was habt ihr vor?«
    Sie wandte leicht den Kopf. »Die Saga finden.«
    Hal klopfte mir auf die Schulter und machte mit der Hand eine kreisende Bewegung. Ich verstand. Er wollte, dass Kate in einer Art Warteschleife blieb, so dass wir nach seinem Schiff Ausschau halten konnten. Ich leitete diese Botschaft an Kate weiter, die nickte und den Ornithopter in eine weite Kehre steuerte. Ich musste zugeben, dieses Fluggerät war beweglicher, als ich erwartet hatte, und es reagierte trotz des heftigen Winds einwandfrei auf Kates Steuerung.
    Ich blickte nach hinten zu Nadira und war erleichtert, dass sie noch bei Bewusstsein war, auch wenn sie viel zu schwach war, um ernsthaft in die Pedale zu treten. Das mussten wir anderen für sie erledigen. Ich schätzte, dass wir nun etwa in fünfzehntausend Fuß Höhe flogen, doch obwohl die Luft nun etwas weniger dünn war, behielten wir die Sauerstoffmasken auf. Wir brauchten unsere ganze Kraft und der zusätzliche Sauerstoff würde uns einen klaren Blick bewahren.
    Ich suchte den Himmel nach der Sagarmatha ab. Wenn sie auf die letzte Position der Hyperion zuhielt, waren wir wenigstens an der richtigen Stelle, doch ich war mir unsicher, in welcher Höhe sie sich nähern würde. Meine große Angst war, dass die Mannschaft die Trümmer der Hyperion auf den Wellen gesehen hatte und nun glaubte, wir wären mit dem Schiff abgestürzt.
    Es war mir klar, dass wir nicht ewig in die Pedale treten konnten, sagte aber
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