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Aibon-Teufel

Aibon-Teufel

Titel: Aibon-Teufel
Autoren: Jason Dark
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Laubs darunter. Er musste sich ducken und zudem darauf achten, dass sich nicht irgendwelche Zweige oder Äste an der Kleidung seiner toten Frau festhakten, um sie ihm aus den Armen zu reißen.
    Er hielt nach einem bestimmten Baum Ausschau. Es lag schon länger zurück, dass er mit seiner Frau hier im Wald gewesen war und sie ihm gezeigt hatte, welchen Baum sie sich wünschte. Da er ihn nicht sofort fand, musste er ihn suchen, aber er wusste noch in etwa, in welche Richtung er sich bewegen musste.
    Wenn ihn nicht alles täuschte, kam die rechte Waldseite dafür in Frage. Hier wühlte er sich durch. Eine Lichtung gab es nicht, aber der Baum, den er suchte, fiel wegen seiner Größe aus dem Rahmen.
    Dann sah er ihn.
    Er war wirklich groß, und er hatte sich den nötigen Platz verschafft, um frei wachsen zu können. Die Bäume in seiner Nähe waren durchweg kleiner, als wären sie von dem Stärkeren an ihrem Wachstum gehindert worden.
    Der Schnee verteilte sich in kleinen Resten auf dem Geäst. Der für ihn wichtigste Teil des Baumes lag frei und ebenfalls die Astgabel, die sich seine Frau als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte. Sie lag nicht zu hoch, sodass er sie gut erreichen konnte.
    Vor Harold Holbrook lag die letzte Aufgabe. Der endgültige Abschied von seiner Frau, die er nie mehr Wiedersehen würde. Zumindest nicht als normalen Körper.
    Er wuchtete die Tote an und schob sie dann behutsam in die Astgabel hinein, in der sie liegen konnte wie in einem Bett. Er legte sie auf den Rücken, drehte sie ein wenig nach links und war dann zufrieden mit ihrer Lage. Sogar die Arme hingen nicht herab und lagen an ihrem Körper.
    Holbrook trat einen Schritt zurück. Sein Gesicht war von einer Gänsehaut überzogen. Um ihn herum verdichteten sich die Schatten, sodass auch die Konturen der Toten allmählich verschwammen.
    Seine Lippen fingen an zu zittern, als er die letzten Abschiedsworte sprach.
    »Ich bleibe allein, das verspreche ich dir, und ich möchte, dass du alles so erlebst, wie du es dir vorgestellt hast. Du sollst in eine neue Welt eintreten und dort glücklich werden, und du wirst zu dem hingehen, nach dem du dich so gesehnt hast. Jeder von uns ist ein Stück Natur, aber du bist ein ganz besonderes Teil, und deshalb werde ich dich auch der Natur übergeben...«
    Mehr konnte er nicht sagen. Seine Stimme wurde zu einem Krächzen und verstummte schließlich völlig. Er konnte nicht mehr. Der Tag war für ihn zu einem Horror geworden, und er musste ihm einfach Tribut zollen.
    Er wollte die Tote, die in der Astgabel lag, auch nicht mehr sehen. Deshalb drehte er sich um und lief den Weg zurück. Diesmal schneller, da er keine Last zu tragen hatte.
    In seinen Augen brannte es. Der Wald war für ihn plötzlich zu einem Feind geworden. Obwohl es Unsinn war, richtete er sich darauf ein, dass die Bäume irgendwie lebten und andere Kräfte zwischen ihnen lauerten. Er schaute sich um, doch zu sehen bekam er nichts, und so war er froh, als er die letzten Bäume hinter sich gelassen hatte.
    Stolpernd lief er einige Schritte weiter. Dann blieb er stehen und atmete tief durch.
    In seinen Augen brannte es. Trotz der Kälte lag ein Schweißfilm auf seinem Gesicht, und vor seinen Lippen dampfte der Atem.
    Am Fahrerhaus stützte er sich ab und wollte die Tür aufschließen, als ihn etwas erreichte.
    Ein Geräusch!
    Ein schrecklicher Laut. Versteckt im Wald war er aufgeklungen, aber er hatte ihn deutlich gehört.
    Ein Tier, ein Monster, irgendetwas, vor dem man einfach Angst haben musste.
    Nichts hielt ihn mehr. Er zitterte am ganzen Körper, als er die Wagentür aufstieß und in das Fahrerhaus kletterte. Zum Glück sprang der Motor sofort an, und er kam auch auf dem weichen Boden gut weg.
    Dann fuhr er los, als wäre der Teufel hinter ihm her, aber der versteckte sich ja im Wald...
    ***
    Maxine Wells hatte für alles gesorgt. Auf dem Tisch standen zwei brennende Kerzen. Der Rotwein hatte die richtige Temperatur, und das Fleisch war wirklich ein Genuss. Dünn geschnitten, perfekt gewürzt, und die Soße als Beilage passte hundertprozentig.
    »Schmeckt es dir, John?«
    Ich winkte ab. »Wie kannst du das fragen. Es ist mehr als ausgezeichnet. Ein Lob auf die Köchin.« Ich hob mein Glas an. »Und was den Wein angeht, alle Achtung.«
    »Ein Shiraz aus Australien.«
    »Perfekt.«
    Maxine und ich saßen uns zwar gegenüber, aber wir hockten nicht allein am Tisch. Da gab es noch jemand, der uns Gesellschaft leistete, und zwar Carlotta, das
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