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Aibon-Teufel

Aibon-Teufel

Titel: Aibon-Teufel
Autoren: Jason Dark
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so?«
    »Ich komme gut zurecht.«
    »Allein?«
    »Nein, mit Carlotta.«
    Ich schmunzelte. »Und es gibt keinen neuen Mann in deinem Leben?«
    »Nein, den gibt es nicht. Die letzte Enttäuschung hat mir gereicht. Da hat man mich wirklich benutzen wollen.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Du hast es ja erlebt. Der Typ arbeitete für Professor Elax, den Chef der Gen-Klinik.« Sie winkte ab. »Lass uns nicht mehr darüber reden. Ich schlage vor, dass wir uns nach nebenan verziehen. Das Kaminfeuer brennt schon seit heute Nachmittag.«
    »Super. Ich nehme den Wein mit.«
    Zuvor half ich Maxine beim Abräumen. Wir stellten das schmutzige Geschirr in der Küche ab. Dort schauten wir beide aus dem Fenster in den Garten, der das Haus der Tierärztin umgab. Die Praxis befand sich in einem Anbau, wo sie auch so etwas wie eine kleine Klinik für Tiere eingerichtet hatte, wenn diese länger bei ihr bleiben mussten.
    Ich schaute in den dunklen Wolkenhimmel. Carlotta war bereits verschwunden, und Maxine’s Gedanken drehten sich um den Frühling. »Ich wünsche mir wirklich, dass der Winter bald vorbei ist. Ich bin ihn nämlich leid bis hier oben.« Sie wies gegen ihre Lippen. »Der Frühling ist doch etwas Herrliches.«
    »Wenn du in den Süden ziehst, hast du ihn früher.«
    Sie lachte mich an. »London meinst du?«
    »Nicht unbedingt. Aber...«
    »Nein, nein, John, lass mal. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Stadt Dundee und ihre Lage am Meer gefallen mir recht gut. Nur das Wetter könnte besser sein, aber daran können wir nichts ändern.« Sie tippte mir gegen die Schulter. »Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Ich liebe es, ins Kaminfeuer zu schauen.«
    »Wird gemacht.«
    Wir nahmen noch die Karaffe mit, in der frischer Rotwein schimmerte, und fanden unseren Platz vor dem Kamin. Er war geschlossen und gab deshalb nicht zu viel Wärme ab.
    Beide schauten wir von der Seite her in die Flammen. Die Sessel waren bequem. Die Kissen lagen auf einer Unterlage aus hellem Holz. Maxine Wells hatte das Wohnzimmer im Landhausstil eingerichtet.
    »Und jetzt bist du an der Reihe.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Was meinst du denn damit?«
    »Zu erzählen, wie es dir ergangen ist. Was hast du in den letzten Wochen so alles erlebt? Oder soll ich Monate sagen? Das würde eher zutreffen, oder?«
    »In der Tat, und ich kann dir auch sagen, dass die Zeit kein Zuckerschlecken war.«
    Maxine zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. »Hast du jemals schon etwas anderes erlebt?«
    »Doch, schon.«
    »Und wann?«
    »Heute Abend, wenn man vor dem Kamin sitzt und es sich gut gehen lassen kann. Aber das kommt leider zu selten vor, viel zu selten. Wenn man in der Tretmühle drinsteckt, ist es nicht leicht, ihr zu entfliehen, aber ich habe mir den Job selbst ausgesucht und darf mich nicht beschweren.«
    »Das stimmt.« Maxine Wells hob ihr Weinglas. » Cheers , darauf sollten wir einen Schluck nehmen...«
    ***
    Es gab einen bestimmten Platz, von dem aus Carlotta zu ihren Flügen startete. Das war der Rasen vor dem Haus, der in dieser Nacht wiederum in tiefe Dunkelheit getaucht war, sodass sie sich frei bewegen konnte und keine Angst davor haben musste, entdeckt zu werden.
    Wohin sie fliegen wollte, wusste sie nicht. Es gab Nächte, da ließ sie sich einfach treiben. Da der Wind schon seit Tagen aus östlicher Richtung wehte, würde er sie nach Westen treiben und über ein Land hinweg, das nicht besonders dicht besiedelt war, und genau das kam ihr entgegen.
    Mit zwei schnellen Flügelschlägen hatte sie schon an Höhe gewonnen, und beim nächsten kräftigen Schlag schwebte sie bereits ziemlich hoch über dem Erdboden.
    Sie fühlte sich wohl. Das Fliegen war einfach himmlisch, und sie konnte den Jubelschrei nicht zurückhalten. Es ging hinein in die Dunkelheit, in den Abend, der sich bald in die Nacht verwandeln würde. Sie sah nur wenige Lichter, denn sie wollte nicht über die Stadt hinwegfliegen, sondern hinein ins Land, denn auch die Einsamkeit hatte etwas für sich. Da brauchte sie nicht so hoch zu schweben. Wenn sie dicht über den Bäumen oder Hügeln hinwegsegelte, konnte sie die Natur riechen, denn vom Boden her strömten ihr viele Gerüche entgegen.
    Nach Westen, immer nach Westen. In eine Gegend hinein, die ihr bekannt, aber trotzdem unbekannt war, weil sie immer neue Überraschungen brachte.
    Einen Teil der Strecke flog sie parallel zur A85, einer Schnellstraße. Sie schaute auf die Wagen hinab, deren Lichtfinger vor ihnen hertanzten, und
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