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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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Brüssel noch in Berlin. Sie wird bereits von Tausenden von Bauern auf der ganzen Welt seit Jahrzehnten erprobt und hat sich bewährt. Das werde ich in diesem Buch beschreiben. Wie ein russisches Sprichwort schon sagt:
    Wenn man an den Leuten kratzt, kommt der Bauer hervor.
    Wollen wir uns jedoch konstruktiv mit der Agrarwende auseinander setzen, richten wir unser Augenmerk zunächst auf die Mythen der alten Landwirtschaft.

II. Kapitel
    Die Mythen der Landwirtschaftslobby 1 )

1. Ökolebensmittel sind zu teuer
    Die industrialisierte Landwirtschaft produziert Skandale am laufenden Band: Gift im Trinkwasser, Fischsterben, Schadstoffe in der Nahrung, Rinderwahn, Schweinepest. Die Kosten für diese Misswirtschaft trägt weitgehend die Allgemeinheit. Die »billigen« Nahrungsmittel kommen uns alle teuer zu stehen, aber hauptsächlich die Vertreter der industrialisierten Agrarwirtschaft operieren mit dem Argument der zu »teuren« Ökolebensmittel.
    »Schneller reich durch Öko«, behaupten dagegen Wissenschaftler der Washington State University. Sie gründeten drei Musterplantagen - eine konventionelle, eine ökologische und eine in der Mischform von integriertem Anbau mit reduziertem Kunstdüngereinsatz. Ergebnis nach fünf Jahren: Der Ökoobstgarten hatte nicht nur die beste Bodenqualität und die süßesten Äpfel, sondern er lieferte bei geringem Energieeinsatz den gleichen Ertrag. Bei einem Preisaufschlag von 50 Prozent für die Ökoäpfel war der Gewinn für die Produzenten natürlich höher.
    Die US-Wissenschaftler errechneten: Schon ein Aufschlag von zwölf Prozent genügt und der Biobauer wirtschaftet so profitabel wie seine Konkurrenten.
    Richtig ist, dass ökologisch erzeugte Lebensmittel teurer sind als Nahrungsmittel aus Fabriken oder aus der herkömmlichen Landwirtschaft. Sind Ökolebensmittel aber zu teuer, wenn wir in Deutschland jährlich über 100 Milliarden Mark im Gesundheitswesen allein wegen falscher Ernährung ausgeben? »Klasse statt Masse«, bringt Renate Künast das Dilemma zwischen billig und preiswert für den Verbraucher- und Gesundheitsschutz auf den Punkt.
    Es ist schon grotesk: In einer Zeit, in der viele von uns mehr Geld für ihr Auto als für ihre Lebensmittel ausgeben, ist es eher ein Zeichen von Kurzsichtigkeit, über »zu teure Ökolebensmittel« zu lamentieren. Gerade beim Lebensmittelkonsum zeigt sich, dass Ökologie die intelligentere Ökonomie ist! Ökologie ist Langzeitökonomie - eine Ökonomie, welche die Folgen ihrer Produkte mitbedenkt und folglich mitverrechnen muss.
    Herkömmliche Nahrungsmittel werden mit viel Kunstdünger, Agrarchemikalien, Tiermedikamenten und »Leistungsförderern« im Tierfutter erzeugt. Manche Bauern pressen das Äußerste aus dem Boden und das Letzte aus ihren Tieren heraus. Die Folgen dieser Effizienzfixierung manifestieren sich in der jetzigen Agrarkrise. Natürlich können wir nur ernten, was wir säen - mit allen Konsequenzen. Und das kommt uns teuer zu stehen. Nichts ist so teuer wie die billigen Produkte.
     
    Die Rinderseuche BSE hat bis zum Jahresende 2000 der Europäischen Union zwölf Milliarden Mark gekostet. Hinzu kommen Milliarden-Ausgaben der Nationalstaaten - das sind unsere Steuergelder! Die wahrscheinlichste Ursache für BSE ist das Verfüttern von Tierkörpermehl an Rinder. »Tiermehl« - welch ein Wort! Tierkadavermehl, ein Wort, das eher zutrifft, das aber niemand ausspricht! Auf Ökohöfen hätte die Rinderkrankheit nicht ausbrechen können, da dort vegetarisch lebende Tiere grundsätzlich keine Tierabfälle, sondern nur Grünfutter zu fressen bekommen.
    Biobauern sparen Geld, weil sie keinen Kunstdünger, keine Pestizide, Fungizide und Herbizide einsetzen. Tiere auf Biohöfen werden langsamer gemästet, haben mehr Auslauf und tiergerechte Ställe. Das kostet mehr Geld als die Tierhaltung der konventionellen Landwirtschaft. Zudem haben Ökobauern höhere Lohnkosten, denn biologisch wirtschaften bedeutet mehr Handarbeit. Die vermehrte Handarbeit beim Jäten von Unkraut, die bessere Betreuung der Tiere und größere Vielfalt beim Ackerbau erfordert höhere Arbeitszeiten.
    Deshalb sind Ökoprodukte teurer. Durchschnittlich um acht Prozent. Das Freiburger Ökoinstitut hat in dieser Modellrechnung Milch, Butter, Eier, Kartoffeln, Weizenmehl, Reis, Kaffee und Bananen einbezogen - also die wichtigsten Lebensmittel. Wer diese acht Prozent sparen will oder muss, kann zum Beispiel seinen Fleisch- und Wurstkonsum, Zucker und Süßwaren um
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