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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Energie.«
    »Dann brechen Sie einige Drähte heraus, und schon läuft Ihr Roboter anders!«
    »Ich will es versuchen, General. Auf jeden Fall müssen wir erst eine Strecke den Rio Tefé hinunter, bevor sie etwas merkt.«
    »Natürlich.« Der General in Manaus schien die Karte zu studieren. »Bleiben Sie immer am Fluß. Spätestens an der Mündung des Repartimento muß die Expedition zu Ende sein.«
    »Das verspreche ich Ihnen, General.« Cascal legte auf, gab dem seufzenden Posthalter einen Klaps auf die Wange und verließ die Station.
    Er hatte ein Versprechen abgegeben, das neben der Grünen Hölle noch das Tor in eine andere Hölle aufriß.
    ***
    Im Morgengrauen legte das Boot vom Steg ab und tuckerte langsam über die noch nachtdunkle, glatte Fläche des Sees.
    Was keiner für möglich gehalten hatte, Alexander Jesus machte es möglich: Für alle war Platz auf dem Boot, selbst die Töpfe und Kessel Rafael Palmas waren noch untergebracht worden. Allerdings lag das Boot bis zur Gefahrenmarkierung im Wasser, und die Alligatoren, die wie verfaulte, verkrustete Baumstämme herumschwammen, ragten mit ihren widerlichen flachen Schädeln über die Bordwand empor, wenn sie den Kopf hoben und neugierig auf das ratternde Gefährt starrten.
    Ellen war bester Laune. Alles verlief planmäßig. In der Nacht war nichts mehr gestohlen worden, weil Palma und Guapa abwechselnd Wache gehalten hatten. Hinten, auf einem Platz zwischen den Kisten, saß Campofolio, der Anthropologe, und übte seinen zweiten Beruf aus. Er sang mit bestechend schöner Stimme italienische Seemannslieder. José Cascal und Dr. Forster hockten auf zwei Säcken mit Zeltplanen hinter Ellen und beobachteten das Aufziehen des Morgens über dem Urwald, dem sie entgegenfuhren. Am Steuer des Motorbootes stand Gaio Moco, der Indianer. Seine Augen leuchteten, als habe die Sonne sie schon getroffen.
    In die Heimat, dachte er. Zurück zu Ynama. Zurück zu den runden Hütten im blühenden Tal. In drei Jahren wird man vergessen haben, was Gaio einmal getan hat. Denn Gaio wird das Wissen der Weißen mitbringen, und das wird wertvoller sein als alle Köpfe der Feinde.
    Die Fahrt über den See verlief planmäßig schnell, aber als sie in die Mündung des Rio Tefé einfuhren, wurde die Reise langsamer. Der Urwald, Riesenbäume, verfilzt mit Lianen und meterhohen Farnen, drängte bis in das träge, grüne Wasser. Verfaulte Stämme trieben ihnen entgegen, Sandbänke mußten umfahren werden, manchmal knirschte der Boden des Bootes über den Flußgrund, so flach war er hier, um dann plötzlich wieder so tief zu werden, daß Alexander Jesus, der mit einer langen Stange die Tiefe maß, keinen Grund mehr fand.
    Sie fuhren fünf Stunden fast immer in der Mitte des Rio Tefé, als Rafael Palma, der Küchenzauberer, Schokoladenpudding mit Paranüssen verteilte. Er hatte sich am Bootsende, von Kisten umgeben, eine Notküche eingerichtet und kochte auf zwei Gaskochern. »Am Abend gibt es Schweinelenden«, verkündete er und schnalzte mit der Zunge. »Dazu ein Gemüse aus Bambussprossen.«
    »Eine ausgesprochene Luxusfahrt«, sagte Dr. Forster sarkastisch und löffelte seinen Pudding. »Man sollte sie einem deutschen Reisebüro empfehlen: Drei Monate unberührter Urwald mit voller Verpflegung, Lustfahrt auf dem Strom und die Möglichkeit, ein Schrumpfkopf zu werden. Zu empfehlen für lästige Ehefrauen und Schwiegermütter.«
    José Cascal hatte es übernommen, Ellen die Landschaft zu erklären. Das war einfach, denn außer einer grünen Vegetationswand, einem trüben Fluß und einem blauen Himmel, der sich urplötzlich in ein graues, drückendes Dach verwandeln konnte, aus dem der Regen dann in Sturzbächen niederprasselte, war nichts zu sehen.
    Nach sieben Stunden begann der große Regen. Moco, der Indianer, steuerte das Boot ans Ufer. Die anderen spannten die Zeltplanen auf und suchten eiligst Deckung. Wie aus Eimern prasselte es auf sie herunter, der sonst so träge Rio Tefé schäumte.
    Moco war der einzige, der nicht in den Zelten Schutz suchte. Er blieb im vollen Regen hinter seinem Steuer stehen und beobachtete das nahe Ufer. Er sah mehr als die anderen. Viel mehr!
    Da war eine verrostete Blechbüchse, sie hatte sich in den Luftwurzeln eines Baumes verfangen, die in den Fluß ragten. Da schaukelte ein Kistenbrett im seichten Wasser. Für Moco waren das alarmierende Zeichen: Kein Gegenstand schwimmt flußaufwärts. Wenn also Büchsen und Bretter hier am Ufer lagen, mußte weiter
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