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Aethermagie

Titel: Aethermagie
Autoren: Susanne Gerdom
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Katyas halber Unterarm einer wirbelnden Masse von kaleidoskopisch sich verändernden Texturen.
    Sie näherten sich dem Saal, in dem Jewgenij erschossen worden war. Er war menschenleer, aber aus einem der Gänge ertönten Stimmen und das unablässige Donnern eines Rammbocks.
    Katya stützte die gesunde Hand auf ihr Knie und atmete durch. »Wir müssen einen Umweg nehmen«, flüsterte sie. »Ich denke, dass Anselm und die anderen sich im Inneren Ring verbarrikadiert haben. Wir werden kriechen müssen.« Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln, aber es missglückte. Kato erwiderte die Grimasse mit einem Nicken und nahm wieder Katalins Arm. Sie zögerte, dann griff sie nach dem Terzerol und hielt es so, dass sie jederzeit abdrücken konnte.
    Katya tat es ihr gleich. Sie liefen, wachsam nach allen Seiten Ausschau haltend, durch eine Reihe von düsteren Kammern und gelangten schließlich an einen niedrigen Durchgang, kaum mehr als ein Schlupfloch in Kniehöhe. »Dort hindurch«, sagte Katya. »Du zuerst, ich gebe dir Deckung.«
    Kato gehorchte und gelangte nach einer kurzen Kriechpartie in einen niedrigen Raum, der voller Regale stand. Ein Geräteraum.
    Es scharrte, dann tauchte Katyas Kopf auf. Sie stöhnte leise, als sie sich durch das Loch in den Raum zog, und kauerte einen Moment lang am Boden, betastete ihre Hand und rang nach Luft. »Schwer wie Blei«, sagte sie. »Schwer und kalt.«
    Sie streckte die gesunde Hand aus und Kato half ihr auf. »Wo entlang?«
    Wieder eine Flucht von dunklen, stillen Kammern. Irgendwo in der Nähe der Lärm der Ramme, vereinzelte Schüsse, gebrüllte Befehle.
    Katya hielt vor einem Schrank, dessen Tür schief in den Angeln hing. Dahinter waren Kutten zu sehen, die ordentlich an einer Stange aufgehängt waren. Katya öffnete die Schranktür, schob die Kutten beiseite und drückte gegen die Hinterwand, die sich bewegen ließ. Sie schwang auf und öffnete den Durchgang zu einem langen, mit Fackeln erhellten Gang.
    Kato folgte ihrer Mutter durch die Geheimtür und half ihr, die Kutten ordentlich zu hängen und die Rückwand wieder zu schließen. Katya lehnte sich einen Moment lang gegen die Wand, dann steckte sie ihren Revolver ins Halfter zurück. »Hier sind wir vorerst in Sicherheit.«

    In dem weitläufigen Raum saßen und standen Mönche um einen langen Eichentisch, auf dem Geräte und Karten ausgebreitet waren. Kato erkannte die hagere Gestalt des Guardianus und das weiße Haar des Strotterkönigs in ihrer Mitte und seufzte erleichtert.
    Der Pater Guardianus blickte auf. »Der Ausgang?«
    »Von Soldaten umstellt.«
    Pater Anselm nickte resigniert.
    »Wir werden uns ergeben müssen«, sagte einer der Männer am Tisch.
    »Die Schutzbefohlenen ausliefern? Niemals!« Ein junger Mönch hob die Faust. »Lieber sterben wir bei ihrer Verteidigung!«
    »Mein guter Junge«, murmelte der Guardianus und rieb sich die Augen, »wir werden alle sterben, so oder so.«
    Katya gesellte sich zu den Männern, und Kato ließ sich erschöpft auf einen Stuhl sinken. »Böse«, flüsterte Calander, der neben ihr stand. »Böse Menschen.«
    Kato beugte sich hinab und half der Undine, auf ihre Schulter zu klettern. »Beratung«, gluckste Falla.
    Dirbadisalabadon landete auf Katos Knie und die Gnomin Gnurr lehnte sich an ihr Bein. »Du kannst mit uns fliehen«, sagte der Luftelementar. »Der Große hat einen Durchgang geöffnet, das kann er wieder für uns tun.«
    Kato schüttelte den Kopf. »Ich kann sie doch nicht alle einfach im Stich lassen und mich selbst retten«, sagte sie.
    »Wenn alle sterben, stirbst du auch«, erwiderte Gnurr praktisch. »Damit hilfst du ihnen nicht.«
    »Könnten wir nicht alle durch das stille Land entkommen?«
    Die Elementare schwiegen und sahen sich ratlos an.
    »Nein«, antwortete der Engel, der hinter ihnen aus dem Schatten trat. »Nein, das können sie nicht. Ich habe mit den Zwillingen über diese Möglichkeit nachgedacht, aber ich fürchte, dass wir auf der anderen Seite nicht schnell genug an einen Ausgang in eure Welt gelangen. Es ist nicht so einfach, von dort nach hier zu kommen, wenn man ein Mensch ist.«
    Kato stützte den Kopf in die Hand. »Warum kann ich dort leben und die anderen nicht?«
    »Du kannst es auch nicht«, antwortete Belpharion. Er sah zu den Menschen am Tisch, die erregt und leise miteinander diskutierten. »Du hältst es ein wenig länger aus, weil du eine Sensitive bist und die Gefährten dir dabei helfen.« Er wandte sich zum Tisch. »Anselm, auf
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