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Aethermagie

Titel: Aethermagie
Autoren: Susanne Gerdom
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sinken. Während der Raum sich leerte, dachte sie über das nach, was geschehen war. Calander hatte, ehe er ging, sich noch einmal zu ihr umgedreht und gerufen: »Die anderen von mir, Kato! Sie sind immer noch gefangen. Ich kann nicht wachsen, wenn sie nicht frei sind!« Sein Blick, voller Angst und Schmerz, hatte ihr ins Herz geschnitten.
    »Wir müssen die Elementare befreien«, sagte sie halblaut. »Alle Elementare.«
    »Das ist unser Ziel.« Die Stimme des Paters, dicht neben ihr. Kato schrak auf und sah ihn an. »Was bedeutet das?«
    Pater Anselm hockte sich neben sie an die Wand. »Mein Orden hat sich der Aufgabe verschrieben, den Krieg zu beenden und die Elementarwesen zu befreien«, erklärte er. Er rieb sich fest mit den Handballen über die Augen. Kato begriff, wie erschöpft er sein musste. Wahrscheinlich hatte er schon seit Tagen nicht mehr zur Ruhe gefunden. »Wir bieten eine Zuflucht für verfolgte Sensitive. Und wir sammeln Menschen um uns, die Einfluss besitzen und uns helfen, der Sklaverei der Elementare Einhalt zu gebieten. Es muss andere Wege geben, unsere Maschinen anzutreiben und Licht und Wärme zu erzeugen. Meister Tiez arbeitete daran …«
    »Er ist verschwunden«, murmelte Kato. »Ich muss ihn finden, damit meine Mutter geheilt wird.«
    Der Pater legte seinen Arm um ihre Schulter. »Wir werden über all das sprechen«, sagte er müde. »In drei Stunden. Ich möchte, dass auch du dazukommst. Du hast etwas Wunderbares bewirkt und ich möchte erfahren, wie es dir gelungen ist.«
    »Das weiß ich selbst kaum«, gab Kato mit einem Lachen zurück. Sie blickte auf. Der Raum war leer bis auf Katalin, die mit hängenden Schultern und müdem Blick neben dem Oberpani an der Tür stand, und dem riesigen Mönch, der vorhin als Letzter hereingekommen war. An seiner Seite stand immer noch der Mann mit dem hellen Backenbart, und Kato nahm jetzt erst wahr, dass er sie anstarrte. Sie erwiderte den Blick und eine heftige Gemütsaufwallung erschütterte sie, sodass sie zu zittern begann. »Papa«, sagte sie atemlos. »Papa?«
    Sie fand sich in seiner Umarmung wieder, hörte seine Stimme, die »Katharina« stammelte, »Kato, mein kleines Mädchen«, und kämpfte darum, nicht zu weinen, weil sie viel zu müde war, um ihre Kraft an Tränen zu vergeuden, auch wenn es Freudentränen waren. »Du bist nicht tot«, sagte sie ein ums andere Mal und blinzelte die Bilder fort, die vor ihr auftauchten: ihr Vater in diesem weißen Kostüm, wie er leblos vom Stuhl rutschte. Ihr Vater in der Zelle des Roten Hauses, mit blutleeren Lippen und ohne Regung …
    Kato hob den Kopf von seiner Brust und sah ihn mit einer zornigen Aufwallung an. »Sie haben mir falsche Erinnerungen eingepflanzt«, rief sie aus. »Charcot und Rados! Sie haben mir eingeredet, ich wäre schuld an deinem Tod!«
    Seine Hände lagen fest auf ihren Schultern. »Nun, ich lebe«, sagte er mit einem Lächeln, und jetzt erst fand Kato die Muße, ihn genauer anzusehen. Er hatte Gewicht verloren, sah in seinen zu großen Kleidern aus, als wäre er geschrumpft, aber sein Blick war so klar, sein Gesichtsausdruck so zuversichtlich und ganz und gar
anwesend
, wie sie ihn schon lange, lange nicht mehr erlebt hatte. Kato lachte und umarmte ihn fest.
    Sie wischte sich nun doch ein paar Tränen fort. Ihr Vater, der seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte, blickte an ihr vorbei und nickte Katalin zu. »Danke«, sagte er. »Du hast mir den Verstand gerettet, Katya.« Er presste die Lippen zusammen. »Dieser Verbrecher Rados …«
    Katalin gab einen verächtlichen Laut von sich und öffnete ihr Zigarettenetui. Sie steckte eine Zigarette zwischen die Lippen und suchte ihre Taschen ab. »Rados und Charcot«, sagte sie undeutlich, »um die müssen wir uns kümmern. Sie verbrauchen Sensitive, als wären es Streichhölzer. Verdammt. Streichhölzer!«
    Der große Mönch, der still neben seinem Schützling wartete, beugte sich vor und reichte ihr Feuer. Katya umfing sein Handgelenk, entzündete ihre Zigarette, nahm einen tiefen Zug und drückte dem Mönch einen Kuss auf die Finger.
    Kato riss die Augen auf und hob den Kopf, um dem Mönch ins Gesicht zu sehen. Er schüttelte seine Kapuze zurück und lächelte ihr zu.
    »Du bist tot«, stotterte Kato. »Ich habe gesehen, wie du erschossen wurdest.«
    Jewgenij zuckte die Achseln und grinste. Er wechselte einen Blick mit Katya. »Das Kunstblut schmeckt wie Pferdepisse«, sagte er. »Und es lässt sich nicht auswaschen. Ganz schlechte
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