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Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Titel: Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
Autoren: Tracey O´Hara
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mich zur Welt gebracht, was sie wiederum getötet hat. Das ist der Grund, warum mein Vater einen so großen Hass auf die Aeternus hatte.«
    »Eine schwangere Frau zu umschlingen, verstößt gegen das Edikt des Ältestenrats, denn es birgt zu viele Gefahren für Mutter und Kind«, sagte Christian. »Aber wenn es in einem frühen Stadium der Schwangerschaft geschieht, also im ersten Drittel, und die Mutter erfolgreich umgewandelt wird, kann das Kind als normaler Aeternus geboren werden. Wenn es später passiert, kommt das heraus, was ihr hier vor euch seht.«
    Lisbet zuckte bei seinen letzten Worten zusammen.
    Antoinettes Blick wurde immer verwirrter. »Dann hat also Lisbet entgegen jeder Wahrscheinlichkeit überlebt. Aber wieso ist Lucian zu dem geworden, der er jetzt ist?«
    Lisbet ging in dem Raum herum und fuhr mit der Hand über die Oberfläche des Tischs. »Lucian war damals sechs Jahre alt, und als unser Vater hingerichtet wurde, hat uns der Arzt, der mich zur Welt gebracht hat, bei sich aufgenommen, aber nicht aus Menschenfreundlichkeit …« Lisbet verstummte, und winzige Runzeln bildeten sich aufihrer glatten, bleichen Stirn. »Er hat Lucian zu seinem Lehrling gemacht, aber in Wirklichkeit war er kaum mehr als ein Sklave. Und ich wurde zu einem Musterbeispiel …« Die Runzeln wurden tiefer. »Ich will es einmal so ausdrücken. Lucian hat sein Handwerk von dem guten Doktor gründlich gelernt.«
    Antoinette stöhnte auf. »Aber damals warst du noch ein Baby.«
    Christian spürte keinen Hass bei Lisbet. »Du teilst die Rachegelüste deines Bruders nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Locken hüpften. »Meiner Erfahrung nach erschafft Rache nur weitere Rache. Es ist ein ewiger Kreislauf der Zerstörung, der in unkontrollierbare Wut mündet und alles und jeden beiseitefegt.«
    Solch kluge Worte aus einem so unschuldigen Mund wirkten regelrecht obszön. Lisbet war ein lebendes Paradoxon – weder Kind noch Frau.
    »Warum gehst du nicht weg?«, fragte Antoinette. »Warum lässt du ihn nicht hier allein zurück?«
    Lisbets kindliches Lachen war mit Ironie durchsetzt. »Wie hat der Bärenmann es so passend gesagt? Tiere in Käfigen. Ich bin genauso eine Gefangene wie ihr. Aus meinem Blut hat der Doktor ein Serum entwickelt, das sein Leben verlängern sollte. Er hat mit Lucian experimentiert, und als es zu funktionieren schien, hat er es bei sich ausprobiert. Er ist auf schreckliche Weise gestorben. Lucian hat es perfektioniert, aber es wirkt bei ihm nur deshalb, weil wir blutsverwandt sind. Das Serum muss immer wieder frisch hergestellt werden, denn es wird schon nach wenigen Tagen schlecht und lässt sich deshalb nicht lagern. Er würde mich also niemals gehen lassen.« Lisbet sah Christian durchdringend an. »Außerdem – wohin sollte ich gehen? Ich weiß, was eure Art mit mir machen würde.«
    »Das ist schon lange her. Der Ältestenrat hat sich seit dem Abkommen sehr verändert. Er ist inzwischen stärker vom Mitleid der Menschen beeinflusst.«
    »Wovon redest du?«, fragte Antoinette.
    Lisbet seufzte. »Die meisten derjenigen, die wie ich auf die Welt gekommen sind, haben ihren ersten Geburtstag nicht erlebt, denn der Ältestenrat hat sie ermorden lassen.«
    Christian hielt Antoinettes anklagendem Blick stand. Er war nicht verantwortlich für das, was in der Vergangenheit geschehen war, und er verspürte keine Schuldgefühle deswegen.
    »Vor einem Jahrhundert war die Welt noch anders. Inzwischen hat sich vieles verändert«, sagte Oberon, der Christian zu Hilfe kam.
    Lisbets Blicke schossen im Raum umher; allmählich zeigten sich erste Zweifel in ihren Augen.
    »Sie haben recht«, sagte Antoinette. »Der Ältestenrat ist dem RaMPA genauso unterstellt wie die anderen paramenschlichen Körperschaften. Das ist Sinn und Zweck des Abkommens.«
    Lisbets Augen weiteten sich vor Überraschung. »Lucian hat gesagt, dass das Abkommen die Menschen zu Sklaven der paramenschlichen Rassen macht. Und ihr wollt mir erzählen, dass die Rassen jetzt Verantwortung für ihre Taten übernehmen müssen?«
    Hector stürmte in den Raum und gestikulierte wild.
    »Ich muss gehen. Mein Bruder kommt, und er darf mich nicht hier finden. Bitte verratet ihm nicht, dass ihr mich gesehen habt.« Das Mädchen rannte mit wehenden Haaren hinaus.
    Hector folgte ihr und kehrte wenige Sekunden später mit einem Servierwagen voller Beutel mit roten Flüssigkeiten darin zurück; außerdem befanden sich Plastiktabletts mit Früchten und
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