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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh
Autoren: Holgate John
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ihm ein Pfund als >Glücksbringer< schenken, aber er wies es lachend zurück. »Laß nur. Irgendwann einmal kannst du mir auch mal einen Gefallen tun.«
    Als ich nach Hause kam, war Shirley dabei Kuchen zu backen, den sie anschließend einfrieren wollte. Ich vermutete, daß sie sich damit von dem Verkauf der Auktion ablenken wollte.
    »Ist alles gutgegangen?« fragte sie.
    Ich faltete den Scheck auseinander und legte ihn auf den Tisch. »Neunundsiebzig Pfund das Stück.«
    Im Lokalblatt konnten wir die nächste Woche lesen, daß Alice und ihre Freunde auf dieser Auktion den höchsten Preis gebracht hatten. Das war wenigstens ein kleiner Trost für die Bäuerin.

Wildgänse und kleine Gänschen

    V ielleicht hatten die Wildgäse besseres Wetter mitgebracht, oder aber sie waren ein Beweis dafür, daß eine andere Jahreszeit begonnen hatte. Aus nordöstlicher Richtung schwangen sie mit ausgebreiteten Flügeln herein und kreisten zweimal über unserer Farm, bevor sie auf dem Gerstestoppelfeld unseres Nachbarn neben einem schmalen Streifen künstlich angelegter Seen landeten. Sobald sie auf dem Boden waren, fraßen sie gierig von den jungen grünen Schößlingen, die aus den Gerstekörnern gewachsen waren, welche bei der letzten Ernte danebengefallen waren.
    Im ganzen waren es vierzehn große, kräftige Vögel mit schwarzen Hälsen und besonders schön gezeichnetem Gefieder. Shirley, die sie durch das Küchenfenster erspäht hatte, holte unser Vogelbuch herbei und verkündete, daß es sich bei ihnen um kanadische Wildgänse handele. Unser Teenager John kletterte hinauf in den Heuschober, um sie durch den Feldstecher besser beobachten zu können, und bestätigte Shirleys Behauptung.
    Den Kleinen lief bei dem Gedanken an Gänsebraten das Wasser im Mund zusammen. Sie versuchten ihren großen Bruder dazu zu überreden, das Gewehr zu nehmen und David Crocket zu spielen. Aber nach dem langen und schweren Winter war es eine Freude, Lebewesen zu erblicken, die Vorboten sonnigerer Tage waren. Außerdem hatte John kaum eine Chance, mit dem Gewehr nahe genug an die Tiere heranzukommen. Ständig war unter ihnen mindestens ein scharfäugiger, langhälsiger Wachtposten auf der Hut, um gegebenenfalls Alarm zu schlagen.
    Wir wußten zwar nicht, woher die Vögel kamen oder wohin sie weiterfliegen würden, aber sie hatten trotzdem für uns etwas Zielstrebiges an sich. Als der Tag zur Neige ging, schlugen sie die Richtung zu den Seen ein, um dort auf dem Wasser die Nacht zu verbringen, wo sie vor nächtlichen Gänseliebhabern sicher waren. Gerade als das letzte Tageslicht verlöschen wollte, kreisten noch zwei weitere über ihnen, schreiend und rufend. Nachdem ihnen vom Wasser her geantwortet wurde, waren sie beruhigt und setzten zur Landung an.
    Als ich am nächsten Morgen die Milch den Weg hinauffuhr, waren sie beim Fressen. Aber nachdem ich gefrühstückt und die wichtigsten Arbeiten erledigt hatte, so daß ich mich wieder um sie kümmern konnte, flogen sie bereits wieder fort — zur nächsten Station auf ihrer Reise.
    Sie boten reichlichen Unterhaltungsstoff, als ich ein paar Tage später mit John hinüber zu Old Jonathons Haus ging, um Gummistiefel zu kaufen. Der alte Mann hatte eine Schwäche für Mannigfaltigkeit, wie er uns versicherte. ; Irgendwann einmal hatte er sich mit dem Handel für Bekleidung verhakt. Die Wahrheit war, daß es ihm großen Spaß machte, Ladenbesitzer zu spielen.
    Sein Warenhaus bestand aus drei hölzernen Schuppen in seinem Garten, die derart vollgestopft waren mit Waren, aufgestapelt auf Regalen, zu Bergen gehäuft in den Ecken und hineingezwängt in jede vorhandene Nische, daß man selbst kaum noch hineingehen konnte.
    »Also, dann woll’n wir mal seh’n, was ich euch verkaufen kann«, sagte er begeistert, als er den Grund unseres Kommens erfuhr.
    Er wühlte in einem kunterbunt durcheinander liegenden Haufen herum, aus dem er schließlich eine Khakihose hervorzog, die groß genug war, um einen Bus darin unterzubringen. Ich bedeutete ihm, daß sie sechs Nummern zu groß war, daß ich keine Hose brauchte und daß sie ein Loch im Hintern hatte.
    »Mäuse«, sagte er mit verächtlicher Miene. »Warum fressen die eigentlich Hosen?«
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Eine einfallsreiche Mäusemutter hatte hier ein Nest gebaut und erfolgreich ihre Familie in gerade diesem Kleiderstapel großgezogen.
    »Nun, ja«, resignierte er. »Ich werde versuchen, sie dem Hersteller zurückzusenden — falls
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