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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh
Autoren: Holgate John
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ich mich daran erinnern kann, woher sie stammen.«
    Umsonst bemühte er sich, uns die verschiedensten Dinge anzudrehen, wie zum Beispiel Sonnenhüte, Anoraks, Oberteile von Kampfanzügen, Flanellhemden, Regenumhänge und ehemalige Wintermäntel der Royal Air Force.
    »Mann, was seid ihr für umständliche Leute«, meinte er schließlich voller Verachtung. »Wollt ihr tatsächlich nichts anderes als Gummistiefel?«
    So war’s! Und nachdem wir erfolgreich etwa ein halbes Dutzend weiterer Alternativangebote, wie zum Beispiel auch amerikanische Cowboystiefel, ausgeschlagen hatten, entschlossen wir uns: Wir wählten schlichte, einfache Gummistiefel für die Arbeit!
    »Wenn ihr damit zufrieden seid, muß ich’s wohl auch sein«, brummelte er mürrisch. »Ich geb’ sie euch etwas billiger.«
    Er führte uns hinüber zum Treibhaus, das gleichzeitig als Büro diente, und kochte Tee. Als ich die Wildgänse erwähnte, sagte er: »Solange ich mich erinnern kann, sind diese Vögel regelmäßig nach Egerton oder die direkte Umgebung gekommen. Man sieht sie immer in Richtung Süden ziehen. Ganz bestimmt gehen die dort unten an einen besonderen Ort. Manchmal hört man sie auch nachts über uns hinwegfliegen. Eigentlich mögen sie nicht im Dunkeln fliegen, daher stoßen sie dann Schreie aus, um in Rufkontakt miteinander zu bleiben.«
    Big Billy, sein übergroßer, aber gutmütiger Angestellter, kam mit einem weiteren Besucher, einem Vertreter, herein. Der Junggeselle mit den langsamen Bewegungen hatte ein Loch in Kniehöhe seiner Hosen.
    »Früher nannten die alten Leute sie die Höllenhunde, Jacky, wenn sie sie nachts hörten«, sagte er. »Wenn man dann nachts allein auf der Straße geht, kann es einem eiskalt über den Rücken laufen. Man möchte meinen, der Teufel säße einem im Nacken und triebe seinen Schabernack mit einem.«
    Der andere Mann, der fast genauso groß wie Billy war, sagte: »Ich hab’ mal von einem Burschen gehört, der oben in Wales gewildert und auf eine Schar Wildgänse geschossen hatte, die gerade am Fressen waren. Alle Vögel stoben auf und flogen hoch in der Luft in Richtung Stadt davon, keine Gans schien verletzt zu sein. Als er aber wieder nach Hause kam, hörte er alle von einer alten Frau reden, die gerade im Garten Wäsche aufhing, als plötzlich eine verflucht große Wildgans vom Himmel herab mitten in ihren Kohl fiel. Sie hielt diese für den Sonntagsbraten, der ihr von dem Allmächtigen geschenkt worden war, kniete nieder und betete. Doch der arme Kerl, der den Schuß abgegeben hatte, wagte kein Wort zu sagen.«
    John und ich fanden die Geschichte lustig, aber Old Jonathon nickte bloß. »Ja, einige Waliser sind furchtbare Wilderer. Einmal arbeitete ich gerade auf einem Feld, nicht weit von der Straße entfernt, als plötzlich ein Auto anhält und ein großer Kerl mit ‘ner roten Nase aussteigt. Er lehnt sich mit seinem Gewehr über die Hecke und schießt unseren kleinen zahmen Fasanenhahn, den wir wie ein Huhn großgezogen hatten, einfach übern Haufen. Mich hatte er nicht gesehen. >Was machen Sie’n da?< fragte ich ihn. >Nichts<, antwortete er, kalt wie ‘ne Gurke. >Ich schieß mich nur’n bißchen ein.< Und er lüftet seinen Hut und fährt davon.«
    »Woher wußtest du, daß er Waliser war?« wollte ich wissen.
    Überrascht über diese Frage sah Old Jonathon mich an. »Das weiß man einfach. Die Waliser sind eben furchtbare Wilderer.«
    Er wandte sich jetzt dem Vertreter zu und beäugte dessen Leibesumfang. »Sie seh’n aus wie’n junger Mann, der’n Sonderangebot zu schätzen weiß. Haben Sie Interesse an Hosen, die hinten ein Mauseloch haben, wenn ich was vom Preis runterlasse?«
    Unsere beiden Gänse, die ständig bei uns wohnten — der tyrannische Moses und seine unterwürfige Frau Martha — , leisteten ihren Beitrag zur keimenden Jahreszeit. Bereits seit Wochen saß die arme alte Gans auf einigen Eiern in einem Nest vor dem Heuschober. Sie unterbrach die Monotonie ihrer Beschäftigung dadurch, daß sie jeden, der sich zu nah heranwagte, fürchterlich anzischte.
    Sie hatte keine andere Wahl, denn ihr Gemahl patrouillierte in der Nähe auf und ab und verbleute sie ausgiebig, wenn sie ihre Pflichten zu vernachlässigen schien. Zwar schrie die gefiederte alte Schachtel und versuchte, der Prügel auszuweichen, aber sie stellte niemals das Recht ihres Mannes in Frage — sehr zu Shirleys Empörung —, sie zu bestrafen.
    Im letzten Jahr waren ihre Bemühungen, eine Familie zu
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