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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh
Autoren: Holgate John
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Wetter und ein angenehmeres Leben versprach, bedeutete es auch, daß man das teure Zusatzfutter für die Rinder, insbesondere die Milchkühe, sparen konnte. Normalerweise >bezahlte< man jeder Milchkuh zwei Kilo Konzentrat für jede fünf Liter, die sie nach den ersten fünf, welche sie aus dem Normalfutter produzieren mußte, abgab. Wenn die Kühe sich aber von dem neuen Gras ernährten, brauchten sie kein Konzentrat mehr und auch kein Heu, das sie während ihrer Einkerkerung ernährt hatte. Allerdings mußte man eine Übergangszeit einräumen, in der sich ihre vier Mägen auf die neue Kost umstellen konnten. Ich freute mich am meisten auf die Zeit, wenn man sie nachts draußen lassen konnte; dann würde es auch keine verdreckten Euter oder mit Kot verkrusteten Zitzen mehr geben.
    Eines Abends waren John, der immer nach der Schule zum Helfen nach Hause kam, und ich beim Melken, als Ellis, der Kuhspezialist, eintrat. Ellis war ein kleiner ruhiger Mann, der mir beigebracht hatte, an welchen Teilen der Kuh man ziehen durfte und welche man lieber in Ruhe ließ. Wir machten uns nichts vor: Seine Aufmerksamkeit galt den Kühen, nicht etwa uns. Da er in ihren Ankauf intensiv verwickelt gewesen war, meinte er sich irgendwie auch für ihr Wohlergehen verantwortlich fühlen zu müssen. Bei dieser Gelegenheit betrachtete er sie eingehend, drückte und stocherte an denjenigen herum, die trächtig waren, und erklärte sich schließlich einigermaßen zufrieden mit unserem Verwalteramt.
    Unsere Herde Rinder mit den hervorstehenden Hüftknochen waren für ihn höhergestellte Kreaturen. »Weißt du, Jacky,« sagte er ernsthaft, »es ist dümmlich zu meinen, daß die Menschen besser sind als Kühe. Brauchst bloß mal in die Zeitungen zu sehen: nur Mord und Totschlag. Hast du schon mal von einer Kuh gehört, die in so was verwickelt war?«
    Aus dem Stegreif konnte ich mich nicht an einen solchen Bericht erinnern.«
    »Siehst du!« rief er triumphierend, da er seine Behauptung bestätigt fand. Er hängte seine Stoffmütze an einen Nagel, der in der Wand steckte, und übernahm das Melken.
    Anschließend ging er in die Küche, um ein Glas von Shirleys selbstgemachtem Holunderbeerwein zu kosten, der sehr angenehm schmeckte, purpurfarben und stark war. Sie mochte Ellis sehr und hörte ihm gern zu. Die meiste Zeit seines Arbeitslebens hatte er damit verbracht, Herden von Friesenrindern mit Stammbaum zu züchten, die dann nach der Pensionierung seines Arbeitgebers verkauft und verstreut wurden. Das war für ihn ein traumatisches Erlebnis gewesen.
    »Ich ging vom Land in die Stadt und bekam einen Job in einer Fabrik in der Nähe Birminghams«, sagte er und schauderte. »Ich kann nicht begreifen, wie Männer das tagtäglich aushalten, all diesen Lärm, diese Maschinen und das Gebrülle. Ich sag’ dir, ich guckte nur dauernd aus dem Fenster und alles was ich sah, war’n meine Kühe. Zu der Zeit hab’ ich sie am meisten vermißt. Schließlich ging ich zum Vorarbeiter und fragte nach meinen Papieren. Er hielt mich für verrückt. Ich fand hier und da Arbeit, und dann lächelte der liebe Gott, und wir bekamen unseren Hof.« Die kleine Farm, die er mit Thomas bearbeitete, lag an der Hauptstraße, etwa drei Kilometer von uns entfernt.
    Unsere Unterhaltung drehte sich um Futterpreise und die niedrigen Beiträge, die man für Milch erzielte. Er sagte: »Du solltest dich um das Gras kümmern, Jacky. Du hast Dünger, fang an, ihn zu verteilen, je früher um so besser. Komm dem Gras entgegen, bring’s zum Wachsen.«
    Für diesmal war ich vorbereitet, was mich ganz stolz machte. Ich hatte eine Tonne Nitrokalkdüngemittel in Plastiksäcken zu je fünfzig Kilo in der Garage gelagert. In einem Anbau hatte ich eine alte Dungschleuder untergebracht, die ich im letzten Herbst bei einer Hofauflösung für zwölf Pfund fünfzig erstanden hatte. Sie erinnerte an eine riesige Eiswaffel, die man in einen Rahmen aus Stahlrohr eingesetzt hatte. Das Ganze war irgendwann einmal von irgendwem in einer gräßlichen grünen Farbe gestrichen worden; jemand anderer hatte es dann mit Spiralen und Punkten heller Farben bemalt, rot, gold und primelgelb, wobei sicher alte Farbreste Verwendung fanden. Das Ergebnis war ein bonbon-gestreifter Alptraum, der garantiert die Einheimischen die Augenbrauen bis unter den Haaransatz hochziehen lassen würde.
    Als Granulat wurde der Dünger in den breiten Teil des Kegels eingefüllt und dann mit Hilfe einer Kontrollplatte, die von dem
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