Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte
Autoren: Barbara Dribbusch
Vom Netzwerk:
das Gelände zu ziehen. Ich schlug vor, ein riesengroßes Herz mit unseren Skiern in den Schnee zu stapfen. Aber ich glaube, es wurde eher eine angedatschte Apfelsine daraus. Suse schlurfte nur so nach Gefühl vorneweg, und wir hatten keine Draufsicht auf unsere großräumige Spur. »Wir bräuchten die Perspektive von oben«, meinte Suse. »Aber die haben wir leider nicht.«
    »Bin technisch sehr interessiert«
    In Doris’ Erdgeschosswohnung ist es schön warm, und sie hat uns Zimttee mit Vanillearoma gekocht. Doris möchte sich bei einer Vermittlungsagentur anmelden, die mit dem nicht gerade originellen Spruch wirbt: »Finden Sie den Partner, der genau zu Ihnen passt!« Wir wollen ihr dabei helfen, sich durch den angeblich psychologisch fundierten Persönlichkeitstest für die Aufnahme bei der Agentur zu arbeiten. »Ich sehe es eher als Spiel«, sagt Doris. Glauben wir ihr natürlich nicht.
    Um als Mitglied bei der Datingagentur registriert zu werden, muss man einen Fragebogen durchgehen. Basierend auf diesem Persönlichkeitsprofil findet der Computer dann angeblich genau die möglichen Partner, mit denen es sich prima leben ließe. Ein »komplizierter Algorithmus« wähle diese Männer oder Frauen aus, wirbt die Agentur.
    Die Prozedur erweckt den Eindruck, es stünden Tausende von Männern zur Verfügung. So viele, dass man ein verfeinertes Verfahren, den komplizierten Algorithmus eben, brauche, um nur ja keine Zeit mit den zahllosen falschen Kandidaten zu verschwenden, die einem die Tür einrennen beziehungsweise das Mailfach blockieren, obwohl sie doch laut psychologischer Forschung überhaupt nicht zu einem passen.
    Doris weiß– wie ich– wohl nicht so genau, was ein Algorithmus ist. Sie ist Anfang 50 , brünett, sportlich, hat ein Kinn wie Sigourney Weaver, ein Akkordeon und freundliche Nachbarn in ihrem Mietshaus. Sie hat sich in den vergangenen Jahren nicht sonderlich um die Partnersuche gekümmert. Ihr stressiger Job als Physiotherapeutin erfordert am Wochenende viel Erholung, und im Sportcenter lernt man nicht unbedingt neue Männer kennen. »Ich bin eigentlich nicht auf dem Markt«, hat Doris mal gesagt. »Das kann auch recht entspannend sein. Man hat sozusagen frei.« Eine nette Formulierung.
    Doris zählt zu den Menschen, die nur einmal in der Woche in ihr E-Mail-Postfach schauen und lieber mit ihren Bekannten ausführlich über Festnetz telefonieren, als sich nur noch Mails zu senden. Doris schreibt auch noch Grußkarten zu Weihnachten.
    Doch eine Bekannte hatte ihr von der Partnersuche im Internet vorgeschwärmt. Die Frau habe über eine Internetplattform einen Maschinenbauingenieur im Frühruhestand kennen gelernt, berichtet Doris. Der Trick sei wohl gewesen, dass die Bekannte in ihr Profil geschrieben hatte: »Bin technisch sehr interessiert.« Die beiden kannten sich erst kurz, da schenkte sie dem Mann zum Geburtstag einen Gutschein für zwei Stunden Baggerfahren. So was kann man bei einer Eventagentur buchen: zwei Stunden Schaufeln in einer Kiesgrube in Brandenburg, mit Anleitung und der anschließenden Überreichung des Baggerführerscheins.
    Die Dame erfüllte ihrer neuen Bekanntschaft damit offenbar einen Jungentraum. Er baggerte begeistert, und seine Begleiterin stieg dann auch ein in das schwere Gerät. »Da hat es dann wohl so richtig zwischen den beiden gefunkt«, erzählte Doris.
    Nur handgeprüfte Mitglieder
    Doris strahlt den Charme der Unschuldigen aus, als sie sich an den Persönlichkeitstest der Partnervermittlung macht. »Der Fragebogen soll nur 20 Minuten dauern«, erklärt sie. »Das halten wir durch.« Wer den unentgeltlichen Test gemacht hat, gilt automatisch als Mitglied. Nur »handgeprüfte Mitgliederprofile«– damit wirbt die Agentur auf ihrer Website. »Handgeprüft! Wäre mal interessant zu wissen, wer da mit welcher Hand was geprüft hat«, bemerkt Suse. »Hat das was mit handverlesen zu tun? Oder eher mit handgefertigt, wie bei hochwertigen Trüffelpralinen?« Auf jeden Fall fühlt man sich gleich ganz exklusiv.
    Doris ist schon bei den ersten Fragen, nun wird es wissenschaftlich. Eine Frage lautet: »Angenommen, Sie sind zusammen mit Ihrem Partner zur Party eines Bekannten eingeladen. Von der Vorfreude mal abgesehen: Welche Gedanken gehen Ihnen am ehesten durch den Kopf? a)Ich lege Wert darauf, einen guten Eindruck zu machen. b) Ist es in Ordnung für die Gastgeber, dass wir nur Pralinen (Wein, Blumen etc.) mitbringen? c) Ich gehe nur auf Partys, weil mein Partner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher