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Aelita

Aelita

Titel: Aelita
Autoren: Alexej Tolstoi
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sterben.« Mit der Geschichte von Losj und Aëlita deutet sich bereits der moralische Wandel an, den die Revolution in den vier Haupthelden von »Das Jahr achtzehn« und »Trüber Morgen« (Trilogie »Der Leidensweg«) hervorruft.
    Der Marsbeherrscher Tuskub — personifizierte Verneinung des Fortschritts, also auch des Lebens, der mit aller Macht seine Untergangsphilosophie vor den Marsianern verteidigt und fordert — plädiert für die Vernichtung der Marshauptstadt Soazera. »Die Geschichte des Mars ist zu Ende. Das Leben stirbt aus auf unserem Planeten ... Es steht nicht in unserer Macht, das Aussterben aufzuhalten. Durch strenge und weise Maßnahmen müssen wir die letzten Tage unserer Welt prunkvoll und glücklich gestalten. Das erste und grundlegende ist: Wir müssen die Stadt vernichten. Die Zivilisation hat alles von ihr genommen; jetzt zersetzt die Stadt die Zivilisation, darum muß sie untergehen.« Tuskub will seiner Untergangsphilosophie einige Millionen Marsianer opfern, um uneingeschränkt über den ihm und seiner Idee hörigen Rest der Marsbevölkerung herrschen zu können. Durch die Söhne des Himmels, Losj und Gussew, sieht er seine Bestrebungen bedroht.
    Tolstoi zeichnet, indem er Tuskub seine »Philosophie« konstruieren läßt, ein Bild der geistigen Situation der kapitalistischen Gesellschaft. (Ursprünglich sollte sein Roman »Der Untergang des Mars« heißen.) Einige bürgerliche Schriftsteller (Oswald Spengler, »Untergang des Abendlandes«) prophezeien den Untergang der Menschheit als Folge der Endsituation jeglicher Zivilisation. Im Fatalismus Tuskubs konzentriert sich die Gesinnung der herrschenden Gesellschaft, die vom Gefühl des sicheren Untergangs erfaßt wird. Mit despotischer Hartnäckigkeit zwingt Tuskub den Marsianern seine perverse Untergangsphilosophie auf. Tuskubs Gegenspieler ist Gussew, der die in Lethargie verharrende, verängstigte Menge der Marsianer aus ihrem Rausch herausreißt. »Die wichtigste Waffe ist der Entschluß. Wer sich entschließen kann, hat auch die Macht. Dazu bin ich nicht von der Erde hierhergeflogen, um lange Reden zu halten ... Ich bin dazu von der Erde hergeflogen, um euch zu lehren, wie man einen Entschluß faßt. Ihr seid verspießert, Genossen Marsianer.«
    Fraglos ist Gussew die Hauptperson in diesem Roman. So sagt Kornej Tschukowski in einem Artikel über die Gestalt Gussews, daß er »die beste Verallgemeinerung des Nationaltyps sei ... Millionen durchschnittlicher Teilnehmer an der Revolution verwirklichten sich in diesem einen Menschen.« Gerade durch Gussew zeigt Tolstoi sein Verständnis für die Revolution, sieht, daß sie eine Volksrevolution ist, und was für ihn besonders wichtig ist: eine nationale. Gussew ist ein Mann aus dem Volk, ein Mann der Tat, der an den revolutionären Kämpfen teilgenommen hat, an der Gründung mehrerer Republiken beteiligt war, kurze Zeit unter Machno, einem anarchistischen Bandenführer, gekämpft hat, schließlich wieder zur Roten Armee übergewechselt ist. Sein Leben besteht also seit früher Jugend nur aus Kampf, und da es nach dem endgültigen Sieg der Roten Armee kein Betätigungsfeld mehr für ihn gibt, ist er auf der Suche nach neuem Kampf. Dankbar ergreift er die Gelegenheit, mit auf den Mars zu fliegen, wo er hofft, wenn nötig, eine Revolution durchzuführen, um die Geknechteten zu befreien und »das Dokument über die Angliederung des Mars an die RSFSR« zu überbringen. Gussew ist nicht zufällig Kämpfer und Forscher, Weltalleroberer und Revolutionär, sondern aus einem tiefen Bedürfnis heraus. Die Revolution ist sein Lebensinhalt, und alle anderen Dinge des Lebens, wie persönliches Glück und Liebe, spielen eine untergeordnete Rolle. Er kann sich nicht von der Waffe trennen, kann nicht warten und abwägen wie Losj; Hindernisse versucht er durch Kampf zu überwinden, durch Streiten für Gerechtigkeit und Freiheit — dieser Menschentyp ist charakteristisch für die Epoche und wird von Tolstoi in anderen Erzählungen, wie z. B. in »Gadjuk«, variiert. Mit der Gestalt Gussews entwickelt sich im phantastischen Roman eine neue Beziehung zur Welt: keine Angst mehr vor der Zukunft, sondern optimistischer Glaube und Kampf für die Umgestaltung der alten Welt in eine bessere.
    Im Gegensatz zu anderen Autoren der phantastischen Literatur, wie Ziolkowski, Obrutschew, Beljajew, die hauptsächlich wissenschaftlich-technischen Fortschritt unter dem Aspekt der Propagierung neuer Ideen oder
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