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Aelita

Aelita

Titel: Aelita
Autoren: Alexej Tolstoi
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vorrevolutionären Bewegung konfrontiert, nimmt an Demonstrationen teil und gehört zeitweise einem sozialdemokratischen Zirkel an.
    Der Stil früher literarischer Versuche ist vom gerade aufkommenden Symbolismus beeinflußt. In seinen ersten Veröffentlichungen beschäftigt ihn die Problematik des Landadels, das russische Dorf, seine Einsamkeit, seine Verdammnis (Zyklus »Unter den alten Linden«, 1908— 1911). Diese Thematik erschöpft sich bald. Tolstoi gerät in eine Schaffenskrise, aus der er sich in den folgenden Jahren nur sehr schwer befreien kann. Die Hoffnung, der erste Weltkrieg würde zu einer Erstarkung des russischen Lebens führen und wäre für die sich zersetzende Gesellschaft ein notwendiger Aderlaß, erweist sich als trügerisch. Die Februarrevolution 1917, die er begrüßt, enttäuscht seine persönlichen Erwartungen: Wie viele Intellektuelle sieht auch Tolstoi die traditionellen Werte durch die in Bewegung geratenen Volksmassen bedroht. Er befürchtet, die Revolution wird seine Heimat zugrunde richten, denn zu diesem Zeitpunkt sind ihm die großen revolutionären Ideen, die Bestrebungen der Volksmassen und der Kampf der Bolschewiki noch fremd.
    Tolstoi emigriert nach Frankreich. Die Jahre der Emigration sind für ihn, wie er später schreibt, die schwersten Jahre seines Lebens. Enttäuscht vom Ausland, wo er einem ähnlichen gesellschaftlichen Verfall wie im Vorkriegs-Petersburg begegnet, abgestoßen von den Emigranten, die Rußland, das russische Volk verraten haben, die der jungen Sowjetmacht schwere Krisen wünschen, nur um die alten Verhältnisse wiederherstellen zu können, gequält vom Heimweh, sucht Tolstoi im künstlerischen Schaffen neue Kraft und die Lösung für alle ihn belastenden Fragen. In Paris schreibt er den Roman »Nikitas Kindheit« (1921), der stark autobiographische Züge trägt.
    1921 verläßt Tolstoi Paris und geht nach Berlin. Hier nun entsteht, wie eingangs erwähnt, der phantastischutopische Roman »Aëlita«, dem, als er in die Sowjetunion zurückkehrt, noch einige phantastische Werke folgen: 1924 »Der Bund der Maschinen«, 1925 »Der Bund der Fünf« und »Geheimnisvolle Strahlen«.
    Die Szenerie des fernen Planeten gibt Tolstoi Raum für seine Geschichtsauffassung und hilft ihm, die Ereignisse in seiner Heimat als gesetzmäßiges Glied in der Kette des welthistorischen Umbruchs zu erkennen. Tolstoi steht entschieden auf seiten der jungen Sowjetmacht, und er wählt nicht zufällig den phantastischen Hintergrund der Marsbewohner-Zivilisation für seine Darstellung der russischen Revolution.
    Für die Geschichte des Mars verwendet der Autor die legendäre Überlieferung vom Untergang der Atlantis, über den der Atlantologe N. Shirow schreibt: »Während des Untergangs der Atlantis rettete sich ein Teil der Bewohner nach Afrika und Amerika, ein anderer Teil dagegen flog angeblich mit Raumschiffen auf einen anderen Planeten ...«
    Aëlita, die Tochter des Marsbeherrschers Tuskub, erzählt dem Ingenieur Losj in zwei Kapiteln die Geschichte des Untergangs der Atlantis. Losj, ein Intellektueller, dem anfangs die Liebe zu Aëlita und der Kampf um sie alles bedeutet, findet schließlich über das egoistische Glücksstreben hinaus zur Solidarität mit Gussews Kampf; das persönliche Motiv fließt in das soziale, revolutionäre Thema des Romans ein.
    Aëlita, in der die »aufrichtige, treue Frauenseele« der früheren Romane und Erzählungen Tolstois zu erkennen ist, wird in religiöser und philosophischer Furcht vor dem Gefühl erzogen, welches angeblich dem Verstand feindlich sein soll; so sagt z. B. der Meister, von ihr befragt: »Mögen die Gefühle noch so erhaben sein, mit denen er dich verwirrt: in dir erwacht das Weib, und du wirst untergehen. Nur die Kälte der Weisheit, Aëlita, nur die ruhige Betrachtung des unvermeidlichen Untergangs alles Lebenden ... Nur das ist Glück.« Für Aëlita bedeutet die Liebe zu Losj, dem Sohn des Himmels, die Liebe zum Leben. Ihr wird bewußt, daß die irdische Leidenschaft nur dem egoistischen Geist der versinkenden Welt Tuskubs feindlich ist. Der Weg der Liebe ist für sie der Weg vom Tod zum Leben, vom erkaltenden Mars zur grünen, heiteren Erde. »... Hier ist es düster, hoffnungslos, hier ist der Tod, nichts als der Tod. Die Sonne wärmt nur kärglich ... Die Erde ... Lieber Riese, bringe mich fort auf die Erde. Ich möchte die grünen Berge sehen, das strömende Wasser, die Wolken, fette Tiere, Riesen ... Ich will nicht
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