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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht
Autoren: Carter Brown
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herankommen und ausgesorgt haben. Jetzt kriechen Sie,
Sie miserabler Hund, weil ich es bin, der den Finger am Abzug hat .«
    »Aber, alter Junge, wenn Sie
ihn gar so sehr hassen«, sagte ich fröhlich, »warum verraten Sie dem Inspektor
dann nicht den Eingang zu Maos Opiumlager ?«
    Standishs Mund verzog sich
grinsend. »Endlich haben Sie mal einen guten Einfall, Kane. Wenn Sie hinter dem
Palast stehen, Inspektor, sehen Sie das scheinbar massive Steinfundament. Aber
sechs Schritt von der Treppe nach rechts finden Sie eine Täfelung mit
Steinfurnier, sie ist ausgebuchtet, und Sie brauchen nur oben mit der Hand dagegenzudrücken , damit sie zurückgleitet. Der Korridor
dahinter führt geradewegs in den Keller .«
    »Wie nett, daß Sie es dem
Inspektor sagen«, bedankte ich mich. »Es erspart mir eine Menge Kummer .«
    »War Ihnen noch ein Genieblitz
eingefallen ?« fragte Standish bissig.
    »Blitz stimmt«, bemerkte ich
bescheiden. »Ich wollte ursprünglich diese vier Dynamitpatronen hier in den
Boden rammen und mich zum Keller durchsprengen .«
    »Also so was Dämliches —«
begann er, und dann versteinerte seine Miene. »Sie lügen !« schrie er mich an.
    »Mit dem Dynamit ?« erkundigte ich mich. »Warum vergewissern Sie sich nicht ?«
    »Mantel auf !« befahl er gepreßt.
    »Ach, Sie kennen mich doch«,
wehrte ich ab. »Ich bin die Zeitbombe mit der besonderen Note .« An den Bügelfalten zupfte ich meine Hose etwas höher, so daß er an jedem
Schienbein die Dynamitstangen sehen konnte. »So sehe ich überall aus«,
versprach ich. »Bin praktisch in Schwarzpulver paniert .«
    Seine Stirn überzog sich mit
einer dünnen Patina aus Schweiß, und mir schien der Revolver in seiner Hand zu
zittern. Grinsend tat ich einen Schritt auf ihn zu.
    »Stehenbleiben !« befahl er.
    »Schon mal Russisches Roulette
gespielt ?« fragte ich ihn. »Das hier ist eine
Variante. Ich nehme Ihnen jetzt den Revolver weg, und Sie können das nur
verhindern, indem Sie schießen. Hab’ ich mit dem Dynamit gelogen, hab’ ich
verspielt, und Sie gewinnen. Wenn nicht, fliegen wir alle vier in die Ewigkeit,
sowie mich die Kugel trifft. Tja, Standish, alter Junge, entscheiden Sie sich .«
    Ich tat den zweiten Schritt auf
ihn zu. »Ich schieße !« krächzte er. »Noch einen
Schritt und ich —«
    Ich machte diesen Schritt, und
er schoß nicht. Er starrte mich nur an, mit leichenblassem Gesicht, dann schrie
er wild auf und warf sich nach rückwärts in den Geheimgang. Ich hechtete nach
ihm, verfehlte ihn, und das absichtlich. Sein Schuldkonto war zu groß. Mir fiel
ein, was er mir angetan hatte, was von Nagel und Sadie Green.
    Er stürzte den Gang hinunter
und ich ihm nach. Im Laufen zog ich meine Luger. Es war stockfinster, aber ich
konnte ihn vor mir hören, seine Schritte auf dem Steinboden, sein Brabbeln und
sein gelegentliches, hysterisches Auflachen. Plötzlich leuchtete über meinem
Kopf ein helles Viereck auf. Er mußte den zweiten Ausgang erreicht und die
Täfelung zur Seite gedrückt haben.
    Gegen das Licht gab er ein
prächtiges Ziel ab. Ich schoß zweimal. Standish kippte nach vorn, dann lag er
still.
    Der Gang führte direkt in
Standishs Büro. Ich erinnerte mich, daß Mao damals den gleichen Weg benutzt
hatte. Ein Blick überzeugte mich, daß ich mir die zweite Kugel hätte sparen
können.
    Ich eilte durch den Gang zurück
und betrat wieder das Zimmer, wo ein plötzlich gealterter und verfallener Mao
in einem Stuhl saß, vor Cross’ Dienstwaffe.
    »Haben Sie ihn erschossen ?« fragte mich Cross.
    »Er wäre sonst entkommen«,
antwortete ich.
    »Natürlich.« Cross verzog den
Mund.
    »Ich halte Mao in Schach«,
schlug ich vor. »Wollen Sie nicht derweil Verstärkung anfordern? Seine ganze
Privatarmee sitzt wahrscheinlich mit in dem Opiumboot und wird Sie gar nicht
gern im Keller Spazierengehen sehen .«
    »Ich möchte das Heft nicht aus
der Hand lassen«, sagte Cross. »Bringen wir Mao lieber hinaus zum Auto; der
Fahrer kann ihn bewachen, während wir den Keller inspizieren .«
    »Auch gut«, stimmte ich zu.
»Aber denken Sie daran, daß Mathis und Carmen Diaz draußen in der Barkasse
Standish in etwa zwanzig Minuten erwarten. Und der goldene Adler mit dem
Brillanteingeweide ist mit an Bord .«
    »Verdammt !« sagte er. »Das habe ich vergessen. Aber wo liegt die Barkasse ?«
    »Schätze, in Aberdeen. Charlie
hat die beiden unlängst nachts mit meiner Dschunke übergesetzt, und sie kennen
sich nicht sehr gut aus in Hongkong. Also
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