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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht
Autoren: Carter Brown
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müßten die Nacht in einer Zelle zubringen, ehe
sie endlich Ruhe gaben.
    Wir fuhren in Cross’ Wagen, und
ein uniformierter Polizist steuerte uns den Viktoria Peak hinauf. Ich hatte
einen Seidenschal umgebunden, und wenn ich den Kopf hängen ließ, war von mir
nicht viel zu erkennen.
    »Also, wie sieht Ihr
Schlachtplan aus ?« fragte Cross, und ich merkte ihm
an, wie ungemütlich ihm zumute war.
    »Sie fahren bis ans Tor des
Palastes«, antwortete ich. »Sollte Standish Sie empfangen, fertigen Sie ihn ab.
Bestehen Sie darauf, nur mit Mao persönlich zu sprechen. Wenn sie das geschafft
haben — und das werden Sie ohne Zweifel — , dann sagen
Sie Mao, die Identität Ihres Zeugen müsse geheimgehalten werden. Das ist mein Stichwort. Von diesem Augenblick an können Sie alles
andere mir überlassen. Und wenn Sie tun, was ich sage, werden Sie den Keller
finden, das verspreche ich Ihnen .«
    »Hoffentlich haben Sie recht«,
meinte er grimmig. »Die ganze Sache klingt mir genauso legal wie Brudermord .«
    Fünf Minuten später kamen wir
an die Stelle, wo früher einmal das Tor war. Es standen genügend bewaffnete
Männer herum, aber nach einem Blick auf die Uniform des Fahrers ließen sie
unseren Wagen passieren. Wir hatten kaum vor dem Palast gehalten, als Standish
erschien. Ich drückte mich, so gut es ging, in die Ecke; Cross lehnte sich aus
dem Fenster.
    »Guten Abend, Inspektor«, sagte
Standish freundlich. »Ich hoffe...«
    »Ich habe mit Mr. Mao zu
reden«, unterbrach Cross ihn kühl. »Und zwar nur mit ihm allein. Bitte, sagen
Sie ihm gütigst, daß ich hier bin .«
    »Selbstverständlich,
Inspektor«, stotterte Standish. »Aber ich bin doch seine rechte Hand, und Sie
wissen...«
    »Bitte benachrichtigen Sie Mr.
Mao von meiner Ankunft !«
    »Sehr wohl«, murmelte Standish
und verschwand rückwärtsgehend.
    Wenig später erschien Mao.
Cross stieg aus, sprach kurz mit ihm, dann nickte Mao und ging voran in den
Palast. Cross gab mir ein Zeichen, also stieg ich aus und folgte ihm. Mao
öffnete eine Tür auf der rechten Seite der weiten Halle und trat ein, mit Cross
auf den Fersen und mir auf Cross’ Fersen. Ich konnte nur hoffen, daß meine
Fersen die letzten waren, jedenfalls machte ich schnell die Tür hinter mir zu.
    »Also, das ist Ihr neuer Zeuge,
Inspektor ?« begann Mao. »Und ich soll ihn kennenlernen ?«
    »Sie sollen mich kennenlernen«,
sagte ich und legte Schal und Hut ab.
    Maos Augen wurden schmal, dann
wanderten sie zu Cross, jetzt eisig. »Soll das ein Witz sein ?«
    Cross fingerte an seinem Kragen
herum, anscheinend stand er kurz vor der Strangulierung. »Mr. Kane streitet
alles ab«, murmelte er. »Er hat einen ganz bestimmten Verdacht, den er
angeblich auch beweisen kann. Ich wollte ihn lieber noch einmal mit Ihnen
sprechen lassen, ehe ich eine Verhaftung vornahm .«
    »Ich glaube nicht, daß Mr. Kane
und ich noch etwas zu besprechen haben«, meinte Mao erschreckend sanft.
    »Sie irren sich«, klärte ich
ihn auf. »Ich kann Ihnen nämlich verraten, wer Ihr Kollier gestohlen hat .«
    »Sie waren das«, antwortete er
gelassen. »Ich habe Zeugen .«
    »Tief einatmen und Luft
anhalten«, bellte ich. »Machen Sie nur die Ohren auf, nichts anderes .«
    Und ich berichtete ihm von dem
Angebot der ersten Carmen in Makao und von dem der
zweiten, also von Carmen Diaz, Sadie Green und Kurt von Nagel. Dann erinnerte
ich ihn an sein eigenes Angebot, wonach er mir den Adler lieh, um zu erfahren,
warum Carmen Diaz ihn so dringend brauchte. Ich unterschlug auch nicht, wie
Carmen und Mathis mich hereinlegten und mich auf der Fälschung sitzenließen und
daß ich ihn davon nicht verständigt hatte, weil ich mit dieser Story niemals
auf Glauben gestoßen wäre. Ich erwähnte jedoch nicht, daß er Tess als Geisel
behalten und daß ich sie praktisch freigesprengt hatte. Schließlich war ihm das
nicht neu.
    »Als Sie mir zum Nachtisch vom
Diebstahl des Kolliers erzählten«, schloß ich, »hörte ich überhaupt zum erstenmal von seiner Existenz. Später, als ich Zeit zum
Nachdenken hatte, ging mir auf, daß ich von Anfang an als Sündenbock benutzt
worden war .«
    »Wie wollen Sie das verstanden
wissen ?« fragte Mao.
    »Wenn ich für Sie arbeitete,
hier im Palast«, erklärte ich, »und dieses Kollier stehlen wollte, wäre mir
klar, daß ich keine Chance hätte, den Schmuck durch das Tor zu bringen. Die
Posten hätten es bei mir gefunden .«
    »Selbstverständlich«, nickte
Mao.
    »Es gab nur einen Dreh. Man
mußte
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