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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht
Autoren: Carter Brown
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seine Frage und
fuhr fort: »Ich wollte gerade sagen, daß ich auf dieser Fahrt aus berufenem
Mund die Information über den Opiumhändler erhielt .«
    Er gähnte. »Hoffentlich
versuchen sie nicht, mir weiszumachen, daß Mr. Mao persönlich der Händler ist.
Das wäre doch eine Idee zu auffällig, finden Sie nicht ?«
    »Schon«, erwiderte ich
aufgebracht, »wenn ich die Information nicht aus erster Quelle hätte .«
    »Sie langweilen mich«, sagte er
und gähnte wieder.
    »Ein Bursche wie Lu Tsin müßte wissen, wovon er
redet«, schrie ich aufgebracht. Cross hatte mich so aufgeregt, daß ich alle
Vorsicht vergaß.
    Der Name hatte es getan. Cross
fuhr in seinem Stuhl hoch. »Moment mal«, rief er. »So heißt doch... In Kanton
ist gestern etwas Unglaubliches passiert. Soviel ich gehört habe, war es
beinahe ein Krieg. Aber dieser Name wurde dabei erwähnt. Kommandant Lu Tsin von der rotchinesischen
Marine, einer der helleren Köpfe ihres Geheimdienstes wahrscheinlich. Waren Sie...«
    »Reden wir nicht davon«,
unterbrach ich ihn eilig. »Was ich Ihnen beizubringen versuche, ist folgendes:
Mao ist der Mittelsmann. Die Roten behaupten, so viele Beweise gegen ihn zu
haben, daß ihn das Gouvernement in Hongkong jahrelang einsperren könnte. Ihrer
Lesart nach hat er schon immer in Opium gemacht .«
    »Und wie bringt er es herein ?« fragte Cross scharf.
    »Mit Dschunken«, antwortete
ich. »Ebenso auch wieder hinaus. Auf See wird der Stoff dann verladen .«
    »Nur zu einleuchtend«, murmelte
Cross. »Bei den Hunderten von Dschunken, die täglich entlang der Küste pendeln,
können unmöglich alle überprüft werden. Und wo hat Mao sein Lager ?«
    »In den Kellern seines
Palastes«, erklärte ich. »Bei ihm wimmelt’s nur so
von Geheimtüren und Geheimgängen. Schätze, daß es unmöglich ist, den
Kellereingang zu finden, wenn man nicht weiß, wo man suchen muß .«
    »Angenommen, ich könnte jemand
davon überzeugen, daß ich nicht wahnsinnig geworden bin«, nahm Cross das
Gespräch wieder auf, »und es würde mir gelingen, einen Haussuchungsbefehl zu
erwirken. Dann wären also meine Chancen, diesen Eingang zu finden, so gut wie
null ?«
    »Oder noch geringer«, stimmte
ich zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Sehen
Sie, da liegt der Hund begraben, Kane. Wenn ich nicht weiß, wie man in diesen
Keller kommt, hat alles Weitere keinen Zweck. Ich fürchte, Andy, wir können
kein Geschäft machen .«
    »Es gibt einen einfachen Weg in
den Keller«, sagte ich langsam.
    »Weshalb spannen Sie mich dann
auf die Folter ?«
    »Weil er nicht zu Ihren
bürokratischen Ärmelschützern paßt. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag .«
    »Ich höre«, meinte er
mißtrauisch. »Doch eine innere Stimme warnt mich .«
    »Rufen Sie jetzt gleich bei Mao
an. Sagen Sie ihm, Sie hätten neues Beweismaterial und müßten ihn noch heute abend persönlich sehen. Sie
möchten einen neuen Zeugen mitbringen, der, wie Sie glauben, meine Schuld
definitiv beweisen kann. Lassen Sie sich nicht von Standish abspeisen, sondern
bestehen Sie darauf, Mao selbst zu sprechen. Verabreden Sie sich mit ihm für« —
ich sah auf die Uhr — »für acht Uhr .«
    »Und wenn ich das tue«, fragte
Cross, »was geschieht dann ?«
    »Ich werde der Zeuge sein«,
antwortete ich. »Alles Weitere überlassen Sie mir .«
    » Genausogut könnte ich meinen Kopf in das Maul eines Krokodils stecken und es bitten, nicht
zuzubeißen«, höhnte er.
    »Was haben Sie denn zu
verlieren ?« herrschte ich ihn an. »Ich zapple an Ihrem
Haken, es ist doch lediglich eine Frage von Stunden .«
    »Also schön«, seufzte er. »Ich
habe ja nur meine Karriere, meine Pension und sechs Monate ausstehenden Urlaub
zu verlieren. Was ist das schon ?«
    Cross blieb zum Abendessen.
Charlie übertraf sich selbst, und wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wären mir
die Speisen noch köstlicher vorgekommen.
    Ich duschte und rasierte mich
und zog mir frische Sachen an. Ich fand sogar noch ein paar Minuten, um die
Luger zu säubern und zu ölen. Ich steckte sie ein, mit einem Ersatzmagazin. Mir
gelang es auch, Charlie unter dem Vorwand, frisches Gemüse zu besorgen, aus dem
Haus zu schicken, ohne daß Cross Verdacht schöpfte.
    Ein bißchen von dem Gemüse
hatte ich bei mir, als ich mit Cross das Haus verließ: je ein Stäbchen Dynamit,
mit Gummi unter den Socken festgemacht.
    Tess war höchst unwillig, daß
sie nicht mitkommen durfte, Charlie ebenfalls. Cross benötigte seine ganze
Autorität und die Drohung, beide
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